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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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verlassen oder frisch war, wusste Bobby, genau wie bei Ratten und Kakerlaken, wo einer war, waren ge­wöhnlich noch mehr ...
    Einer der Polizisten leuchtete auf eine geschlossene Tür, die ins Treppenhaus führte. Sie begannen hinaufzusteigen. Auch wenn es auf dem Gemälde so wirkte, als wäre es in einem hö­heren Stockwerk gemalt worden, sie mussten alle Zimmer kon­trollieren. Glücklicherweise wussten sie vom Hausmeister, dass mit dem Abschalten des Stroms auch die elektronischen Tür­schlösser ausfielen. Selbst geschlossene Türen sollten sich aufdrü­cken lassen.
    In Zweierteams arbeiteten sie sich durch die Stockwerke und verließen jedes Zimmer, das sie überprüften, mit einem lauten «Klar!», gefolgt von der Zimmernummer. Die meisten Suiten waren bis auf die Tapeten geplündert. Kein Teppich, keine Ein­bauten, keine Waschbecken, keine Toilettenschüsseln. In ande­ren lagen Bruchstücke von Möbeln oder alte Matratzen herum. Irgendwie war es verstörend, sich durch die dunklen Gänge ei­nes verlassenen verbarrikadierten Hotels zu arbeiten und nach­zusehen, ob sich hinter den geschlossenen Türen unwillkom­mene Hausbesetzer breitgemacht hatten. Oder schlimmer - ob irgendwelche toten Mädchen herumlagen, die gefesselten Arme ausgestreckt, die leeren Augenhöhlen um Hilfe flehend. Dieser Teil der Stadt war nachts vollkommen verlassen, wenn im be­nachbarten Stadion nicht gerade Miami Heat spielte oder im Bicentennial Park ein Konzert stattfand - was in dieser Nacht beides nicht der Fall war. Bobby musste an den Horrorfilm The Shining denken. Als er mit Zo von Zimmer zu Zimmer ging und Wandschränke und Badezimmer überprüfte - in einer Hand die Taschenlampe, in der anderen die Glock -, rechnete er fast da­mit, dass sich im nächsten Moment ein Irrer durch die Schlaf­zimmertür hackte und sie mit einer Axt und einem derangierten Grinsen begrüßte.
    Im zwölften Stock verteilten sie sich wie gehabt - ein Team ging nach links um die Ecke bis zum Ende des Flurs, ein Team ging nach rechts und arbeitete sich von dort zum Treppenhaus und zu den Fahrstühlen zurück. Bobby und Zo nahmen sich die Zimmer auf der anderen Seite des Flurs vor. Die Zimmer, die nach Südwesten gingen, zur Innenstadt. Auf dem fensterlosen Flur war ohne Taschenlampe die Hand vor Augen nicht zu se­hen. Bobby hoffte, dass ihnen nicht ausgerechnet hier oben die Batterien ausgingen.
    «Klar! 1510!», rief das Team vom nördlichen Ende des Flurs. Lopez und Carr.
    Bobby stieß gegen die Tür von 1522. Sie gab nicht nach.
    «Klar! 1540!», rief das andere Team. Weiceman und Quinnones.
    Bobby probierte den Türknauf. «Abgeschlossen», sagte er leise.
    Zo hob die Pistole und nickte, während sie schweigend auf dem Flur in Position gingen, rechts und links von der Tür. Später dachte Bobby, wahrscheinlich war ihnen da schon klar, was sie im Innern vorfinden würden. Doch wenn einer von ihnen auch nur eine Sekunde zu lange nachgedacht hätte, hätten sie die Tür womöglich gar nicht geöffnet. Sie waren lange genug Cops, um zu wissen, dass sich bestimmte Anblicke nie wieder aus dem Bewusstsein löschen ließen, egal wie viel Zeit verging oder wie sehr man versuchte, sie zu vergessen.
    Bobby nickte zurück. Er hörte, wie das Team aus dem nördlichen Flur zurückkam, mit rasselnden Pistolengürteln, die Schritte dumpf auf dem dünnen Teppich. Wahrscheinlich frag­ten sie sich, warum Bobby und Zo noch kein Zimmer geklärt hatten. Mit jedem Stockwerk, das sie hinter sich ließen, war die Spannung gewachsen. «Agent Dias?», rief Carr. «Dees? Ist alles in Ordnung bei euch? Habt ihr was gefunden?» Die Kegel ihrer Taschenlampen tanzten über die Wände.
    Bobby holte Luft. «Polizei!», rief er.
    Dann trat er gegen die Tür, und der Horror begann.

 

31
     
    «Leiche einer nicht identifizierten, dunkelhaarigen weißen Frau, 162 cm groß, geschätztes Gewicht plus/minus fünfzig Kilo, ge­schätztes Alter zwischen zwölf und einundzwanzig.» Gunther Trauss, Leiter der Gerichtsmedizin von Miami-Dade, sprach leise in ein digitales Olympus-Diktaphon, während er um die Leiche einer jungen Frau herumging, die wie da Vincis vitruvianischer Mensch ausgebreitet auf einer schmutzigen weißen Matratze in der Mitte des kahlen Zimmers lag. Der schwarze Griff eines Tranchiermessers ragte aus der Mitte ihres gelben Smiley-T-Shirts. Dunkles Blut und andere Flüssigkeiten sammelten sich unter ihrem Rücken, sickerten in die Matratze und breiteten sich um

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