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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Norden richtig kalt wurde, runter nach Florida kamen, im Januar und Februar. Tolle Schlafplätze. Natürlich setzte es eine härtere Strafe, wenn man dabei erwischt wurde, wie man in jemandes Bett schlief statt nachts im Park - Bart hatte ihm die Narbe an seiner Brust gezeigt, wo ihn ein schießwütiger Bulle erwischt hatte, als er durchs Fenster stieg. Außerdem landete man vielleicht länger im Knast. Aber, dachte Wally, als er am Las Olas Boulevard, Ecke Hendricks Isle, aus dem Bus stieg, das waren Dinge, die nur eine Rolle spielten, wenn man erwischt wurde.
    Wie viele der älteren Häuser auf den eleganten kleinen In­seln vor Fort Lauderdale, die vom Las Olas Boulevard abgingen, befand sich fast jedes Haus auf dem Hendricks Drive in einem Zustand der Renovierung oder des Verfalls. Alte Häuser wurden abgerissen, neue Villen gebaut, und auf beiden Seiten wuchsen turmhohe Apartmenthäuser direkt am Wasser in die Höhe. Wei­ter am Ende der Insel standen zwischen den Baustellen noch ein paar Altbauten, wie Bunker verbarrikadiert - zumindest bis der Winter im Januar offiziell begann. Häuser, die zu alt waren, um mit Alarmanlagen gesichert zu sein.
    Die Sonne war fast untergegangen, und die Baustellen wa­ren verlassen. Trotzdem wusste Wally, dass er mit seinem ver­bundenen Kopf und den Nähten im Gesicht besser nicht wie ein Zombie über die offene Straße humpeln sollte, denn er würde je­dem Passanten, der joggen ging oder den Hund ausführte, sofort auffallen. Also versteckte er sich erst mal im Betonskelett einer halb errichteten Neubauvilla, knipste eine Dose Bier auf und wartete den Einbruch der Dunkelheit ab. Erst als in den Häusern und den dazugehörigen Yachten auf den Kanälen die Lichter angingen, schlich er hinaus über den Baustellenfriedhof, an ver­rosteten Stahlteilen vorbei zum verwitternden Uferdamm, dem er folgte bis zu dem Haus, das Bart ihm beschrieben hatte: ein flamingorosa Bungalow mit Sturmrollläden vor der Terrassentür und einem Ersatzschlüssel, der in einer magnetischen Kiste hinter einem vertrockneten Blumentopf steckte. In wenigen Minuten würde er drin und außer Sichtweite sein und vielleicht sogar den Luxus einer Klimaanlage genießen, falls sich das verdammte Ding anwerfen ließ.
    Nur war die Magnetkiste nicht mehr da.
    Verdammt. Die Fenster waren mit Metallläden gesichert. Wally sah sich um. Er hatte schreckliche Kopfschmerzen. Viel­leicht sollte er sein Lager einfach hier im Garten aufschlagen und sich morgen nach was anderem umsehen. Dann entdeck­te er die alte Zehn-Meter-Yacht, die am Steg hinter dem Haus festgemacht war. Wie es aussah, reisten die Besitzer frühestens nächsten Monat an, und bis dahin würden sie auch das Boot nicht brauchen, das Wallys Einschätzung nach ohnehin lange kein of­fenes Wasser gesehen hatte. Crown Jewel stand in verblassten gol­denen Lettern am Rumpf. Ohne abschreckende Sturmrollläden wirkte die Crown Jewel sehr viel einladender als die alte wind­schiefe Hütte. Wally hinkte hinunter zum Anleger und kletterte an Bord. Wahrscheinlich konnte er nicht auch noch auf ein paar Lebensmittel in der Kombüse hoffen, aber man wusste ja nie. Vielleicht gab es Konserven und Wasserflaschen. Oder was Rich­tiges zu trinken. Dann könnte er es sich ein paar Tage gemütlich machen, bevor er wieder raus auf die Straße musste, um ein paar Mücken zu machen.
    Es ging beinahe zu einfach. Ein kleiner Ruck mit dem Ta­schenmesser, das er im Strumpf hatte, und er war drin. Die Holz­tür führte nach unten in die Kajüte. Als er über die schmale Leiter in die pechschwarze Finsternis hinabstieg, hoffte er nur, dass Bart die Adresse nicht noch an ein paar Dutzend andere weiterge­geben hatte. Wally konnte darauf verzichten, nochmal die Hucke voll zu kriegen.
    Es war der Geruch, der ihn in der Ahnung bestärkte, es könn­te sich noch jemand auf der Crown Jewel eingenistet haben. Ranzig wie Mundgeruch oder alter, verrottender Abfall, aber nicht allzu schlimm. Eher so, als hätte es mal richtig gestunken, doch der Ge­stank verflog bereits. Außerdem roch es nach Schimmel. Wahr­scheinlich hatten die Besitzer den verdammten Kühlschrank of­fen gelassen, mit Lebensmitteln drin. Ohne Strom war das Essen verdorben. Er hoffte nur, dass keine Insekten da waren. Wenn er eins hasste, dann die großen, fliegenden Kakerlaken. Wally steck­te sich eine Zigarette in den Mund und griff nach dem Feuerzeug. Er musste sein neues Heim bei Licht betrachten.
    Er zündete sich

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