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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Ob es wehtat. Ob der Hunger irgendwann aufhörte. Die Vorstellung machte ihr schreckliche Angst. Doch jetzt stellte sie fest, dass die Vorstellung, er käme zurück, öffnete die Tür mit schweren Ketten in der Hand, sein Gestank nach Dosenspaghet­ti und kaltem Kaffee, dass ihr diese Vorstellung noch viel mehr Angst machte. Sie begann zu weinen. Diesmal spürte sie die Trä­nen, die nass über ihre Wangen liefen. Sie rollte sich zusammen wie ein Embryo und begann sich hin und her zu wiegen.
    «Lainey! Nicht! Hör auf! Vielleicht ist es ja jemand anders! Ich habe Geräusche von oben gehört! Geräusche, die ich noch nie gehört habe!»
    Lainey weinte noch lauter.
    «Nein! Nicht weinen! Vielleicht kommt jemand, um uns zu retten! Wenn wir uns nicht bemerkbar machen, geht er wieder, und sie finden uns nie. Schrei! Schrei mit mir, Lainey, damit sie uns hören! Wir sind irgendwo unter der Erde, und sie finden uns nicht, wenn wir nicht schreien! Hilfe!», rief sie.
    «Hilfe ...», begann Lainey leise. «Hilfe!», rief sie lauter, als ihr klarwurde, was Katy sagte. Das Einzige, was schlimmer war, als zu verhungern, war zu verhungern, wenn man wusste, man hätte gerettet werden können. «Hallo, helft uns! Hilfe! Hilfe!»
    Katy begann mit den Fäusten gegen die Wand zu schlagen, und Lainey machte es ihr nach. Jetzt hörte sie es auch. Ein lautes Geräusch, nicht allzu weit entfernt. Doch es klang nicht nach Kettengerassel, sondern eher wie ein Hämmern. Und es wurde wirklich heller. Vielleicht jemand mit einer Taschenlampe! Viel­leicht war es die Polizei, die auf der Suche nach ihnen mit der Taschenlampe unter Türen durch und in Fenster hineinleuchtete. Sie trommelte stärker an die Wand. Es spielte keine Rolle, dass ihr die Hände wehtaten. Sie spürte, dass sie sich die Haut abschürfte und blutete. Wenn nur ihre Superkräfte endlich ein­setzen würden. «Hilfe! Bitte, bitte, helft uns!», schrie sie, bis ihre Stimme versagte.
    Die Kontur ihres Fußes wurde deutlicher. Lainey hörte auf, gegen die Wand zu trommeln, und starrte ungläubig ihren Fuß an.
    «Hallo?», rief eine Stimme von irgendwo. «Wo seid ihr?»
    «Wir sind hier! Hallo, wir sind hier!», schrie Katy. «Wir sind hier drin!»
    Dann ging die Tür auf, und es wurde hell.

 

58
     
    Ciro bewegte sich langsam an der Wand aus gestapelten Papp­kartons entlang. Als er mit der Taschenlampe um die Ecke leuch­tete, starrte ihm ein geifernder Werwolf entgegen, dem das Blut von den gelben Fängen tropfte. Er sprang zurück.
    «Hier drin ist es wie in einem Horrorfilm, Mann», flüsterte Larry, der hinter ihm war, und streckte die Hand aus, um das Fell der überlebensgroßen Werwolfmaske zu berühren, die auf einem Styroporkopf auf einer Kiste stand. «Schau dir den Scheiß an. Muss ein Lager für Halloweenartikel oder so was sein», sagte er und sah sich in alle Richtungen um. «Eben hätte ich fast dem Sensenmann eine Kugel verpasst ...»
    Der schmale Gang, der nach hinten führte, wurde von gefähr­lich hohen Kistenstapeln gesäumt, die sich über ihnen, in sechs, sieben Meter Höhe, fast berührten und das Mondlicht, das durch die Dachfenster fiel, verdeckten, sodass man kaum die Hand vor Augen sah. Larry beleuchtete die Kisten rechts und links mit der Taschenlampe wie mit einem Suchscheinwerfer. Auf manchen klebten Abbildungen: Hexen, Vampire, sexy Krankenschwestern, Teufel, Cops, Clowns. Ein Stück weiter vorn machte Ciro einen lebensgroßen Weihnachtsmann aus, der im Schaukelstuhl auf ei­ner Kiste saß, und dahinter einen dürren, silbern schimmernden Weihnachtsbaum. Adventskränze stapelten sich in einem wacke­ligen Metallregalsystem wie Reifen in einem Goodyear-Laden. Es gab Gartendekorationen für jede Jahreszeit - Rudolph das Rentier mit seiner Bande, rote und blaue Zwerge, rosa Flamingos neben Plastikpflanzen und Plastikpalmen. Alles sah aus, als hätte es das Mindesthaltbarkeitsdatum um ein paar Jahre überschritten.
    In der Halle roch es alt und schmutzig, ein wenig nach Schim­mel, als hätte es mal einen Wasserschaden gegeben, den keiner repariert hatte. Ciro musste an die uralte Woolworth-Filiale in Chicago denken, wo er als Kind im Lager gejobbt hatte.
    Durch den Spalt unter einer Tür ganz am Ende des Gangs fiel ein dünner Streifen trübes gelbes Licht. Sie hielten darauf zu. Als sie die billige Sperrholztür erreichten, blieb Ciro stehen und gab Larry ein Zeichen zu lauschen. Weit entfernt war ein gedämpfter Schrei zu hören.
    Larry

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