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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Robertsons Brieftasche. Kreditkarten und Führerschein, außerdem vierzig Pfund in bar.
    Kein Raubüberfall, genau wie Ormiston gesagt hatte. Rebus legte die Brieftasche wieder zurück.
    Taschentuch, Kleingeld, Gürtel, Uhr – Letztere mit eingeschlagenem Ziffernblatt. Er machte das Schränkchen wieder zu und beugte sich vor, so dass sein Mund nur noch Zentimeter von Robertsons Ohr entfernt war.
    »Tommy?«, sagte er. »Erinnern Sie sich an mich?« Dann nahm er einen Finger und presste ihn dem schlafenden Mann an die Schläfe. Robertsons Lider flatterten, und er stöhnte leise. »Tommy«, wiederholte Rebus. »Zeit aufzuwachen.«
    Robertson schreckte mit einem Ruck aus dem Schlaf, verfiel aber unmittelbar darauf in augenscheinlich schmerzhaftes Zucken, sein ganzer Körper schien zu verkrampfen.
    »Guten Abend«, grüßte Rebus.
    Robertson brauchte einige Augenblicke, um sich zurechtzufinden. Er leckte sich über die gesprungenen Lippen, bevor er seinen Blick aus geschwollenen Augen auf den Besucher richtete.
    » Wer sind Sie?«, fragte er mit einem trockenen Krächzen.
    Rebus schenkte erneut Wasser ins Glas und hielt es Robertson an die Lippen, damit dieser einen Schluck trinken konnte.
    »Die Wache in Perth«, erinnerte ihn Rebus. »Ich stand hinten an der Wand.« Er stellte das Glas wieder auf das Schränkchen.
    » Was machen Sie hier?«
    »Ich habe ein paar Fragen zu Frank Hammell.«
    » Wer?«
    Rebus beschrieb Hammell und wartete. Robertson blinzelte und versuchte den Kopf zu schütteln.
    »Nein?«, fragte Rebus. »Dann hat er vielleicht ausnahmsweise die Wahrheit gesagt, als er behauptet hat, Sie nicht zu kennen. Die Sache ist nur die, irgendjemand muss Ihnen das ja angetan haben.«
    »Ich wurde überfallen, das ist alles.« Es zischte, wenn er sprach, Luft pfiff durch eine frisch geschlagene Zahnlücke.
    »Überfallen?«
    »Irgendwelche Arschlöcher.«
    »Arschlöcher, die Ihnen nicht mal Ihre Sachen abgenommen haben? Unten an den Docks?«
    »An den Docks?«
    » Was glauben Sie, wo Sie sind, Tommy?« Rebus lächelte angestrengt. »Das wissen Sie gar nicht, oder? Die haben Sie hinter dem Pub in Pitlochry eingesammelt und irgendwohin verschleppt. Dort sind Sie so lange geblieben, bis die sicher waren, dass Sie nichts mit Annette McKie zu tun hatten – ich habe übrigens Neuigkeiten für Sie: Man hat ihre Leiche in einem Waldstück hinter Inverness gefunden. Neben vier weiteren Leichen. Deshalb haben wir Sie von unserer Liste gestrichen. Könnte auch erklären, weshalb Sie hier sind und nicht irgendwo tot in einer Grube liegen.«
    Rebus sah, dass er die richtige Saite angeschlagen hatte. Plötzlich stand Angst in Robertsons Augen geschrieben.
    » Was ist?«
    »Nichts«, sagte Robertson und versuchte erneut, den Kopf zu schütteln. »Ich sag’s Ihnen doch – ich wurde überfallen.«
    »Und in welcher Stadt wurden Sie überfallen, Tommy? Nein, Sie wurden hierhergebracht und einfach irgendwo liegen gelassen.« Rebus hielt inne. »Übrigens ist Hammell jetzt wahrscheinlich mit Ihnen fertig. Aber als kleine Rückversicherung muss ich von Ihnen hören, dass er’s war.«
    » Wie oft soll ich das noch wiederholen? Ich hab nie von dem Mann gehört.«
    Die Schwester stand am Fuß des Bettes. »Alles in Ord nung?«, fragte sie betont flüsternd.
    »Ich muss schlafen«, sagte Robertson.
    »Natürlich müssen Sie das.«
    »Bekomme ich noch mal Schmerzmittel?«
    »In zwei Stunden.«
    » Wenn ich sie jetzt schon bekäme, könnte ich vielleicht bis zum Morgen durchschlafen.«
    Die Schwester hatte Rebus eine Hand auf die Schulter gelegt. »Sie müssen jetzt gehen, bevor Sie die anderen Patienten wecken.«
    »Noch fünf Minuten.«
    Aber sie schüttelte den Kopf.
    »Los, verschwinden Sie«, sagte Robertson.
    »Ich kann morgen wiederkommen.«
    »Kommen Sie, sooft Sie wollen. Ich werde Ihnen dasselbe sagen wie heute Abend.« Robertson wandte sich an die Schwester. »Das ist nicht in Ordnung, dass der mich so ausquetscht. Nicht wenn ich solche Schmerzen habe …«
    »Ich bin weit gefahren, um Sie zu besuchen, Sie blöder Wichser.«
    »Gehen Sie jetzt sofort «, sagte die Schwester und packte Rebus fester an der Schulter. »Sonst lasse ich Sie rauswerfen.«
    Rebus überlegte kurz, ob sich Widerstand lohnte, entschied sich aber dagegen und stand auf.
    » Wir sehen uns«, sagte er zu Robertson und drückte ihm fest die Hand, es war die mit den beiden verbundenen Fingern. Robertson stieß einen Schmerzensschrei aus, der laut genug war,

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