Maedchengrab
Gästeliste?«
» Was glaubst du wohl?«, gab Peter Bliss zurück und beendete das Gespräch.
Clarke hielt immer noch Ausschau nach Meerestieren.
»Vielleicht gibt’s weiter oben an der Küste noch mehr zu sehen«, schlug Rebus vor und ließ den Motor an. »Zum Beispiel einen pensionierten Detective und eine Tasse Tee …«
Rosemarkie lag nur fünf Minuten entfernt. Eine schmale Hauptstraße, eine Kirche und ein Pub. Rebus verlor die Küste aus den Augen, blinkte rechts, bog in eine enge Straße ein, bis er wieder aufs Meeresufer stieß. Eine Reihe Häuser mit Seeblick, eingerahmt von einem Spielplatz am einen Ende und einem Restaurant am anderen. Das Haus mit der roten Tür war ein Cottage mit Mansardenfenstern, die aus dem Dach ragten. Außerdem gab es eine kleine überdachte Veranda vor der Haustür mit Platz für einen einzigen Sessel. Der Mann, der dort saß, hielt sich eine Zeitung ganz dicht vor die Augen und starrte auf die Buchstaben. Neben dem Haus parkte ein altehrwürdiger olivgrüner Landrover, ansonsten war das Grundstück gerade groß genug für einen fünfzig Zentimeter breiten unkrautfreien Gartenstreifen. Der Mann begriff schließlich, dass Rebus und Clarke keine Passanten waren. Er legte die Zeitung beiseite und öffnete ihnen die Tür. Er hatte noch Kraft, aber die Jahre hatten ihn gebeugt und seine Bewegungen langsam werden lassen. Wahrscheinlich war er Mitte sechzig, sein Haar war silbergrau und akkurat geschnitten, seine Augen klein, der Blick durchdringend.
»Gregor Magrath?«, fragte Rebus.
»Das bin ich.«
»Ich bin John Rebus. Das hier ist Siobhan Clarke. Peter Bliss hat uns gebeten vorbeizuschauen.«
»Peter? Ich hab erst vor ein paar Tagen mit ihm gesprochen.«
» Wir sollen Sie herzlich von ihm grüßen.«
»Rebus?« Magrath musterte ihn. »Irgendwoher kenne ich den Namen …« Er dachte einen Augenblick nach. »Lothian and Borders CID ?«
Rebus neigte bejahend den Kopf. »Siobhan ist dort als DI tätig.«
» Was führt Sie in den Norden?«
»Dürfen wir hereinkommen?«
»Ist ein bisschen unaufgeräumt …«
»Ich verspreche Ihnen, wir gucken gar nicht hin.«
Magrath ließ sie herein. Als sie durch die Haustür traten, befanden sie sich unmittelbar in einem kleinen, überheizten Wohnzimmer mit einer Kochnische. Dort standen eine gemusterte dreiteilige Couchgarnitur, ein Fernseher und Regale mit Büchern und Schnickschnack, darunter auch Erinnerungen an Magraths Zeit bei der Polizei.
»Leben Sie hier allein?«
»Meine Frau ist schon vor vielen Jahren gestorben.«
»Ich glaube, ich erinnere mich, dass mir Peter davon erzählt hat«, sagte Rebus mit einem Nicken.
Clarke schlug vor, Tee zu kochen. Magrath wollte ihr helfen, aber sie meinte, sie würde es schon hinbekommen. Während sie sich in der Kochnische zu schaffen machte, setzten sich die beiden Männer jeweils auf eine Seite des Elektrokamins.
»Sie müssen scheußlich hohe Rechnungen haben«, meinte Rebus.
»Das Haus ist nicht schwer zu heizen. Gute Fenster helfen.« Magrath schlug sich mit den Händen auf die Knie. »Sie wollten mir erzählen, was Sie hier fern der Heimat machen …«
»Sie müssen es in den Nachrichten gesehen haben«, sagte Rebus und blickte zum Fernseher. »Oder zumindest davon gelesen haben.«
»Die vermissten Frauen?«, riet Magrath.
»Fünf sind bislang gefunden worden.«
Magrath nickte in Gedanken versunken. »Schlimme Sache«, meinte er und rief Clarke zu, dass der Zucker in einer Schale neben dem Brotkasten sei.
»Sie wohnen schon eine Weile hier oben«, sagte Rebus.
»Seit meiner Pensionierung.«
»Ist ein wunderschönes Fleckchen Erde.« Rebus war aufgestanden und zum Fenster gegangen.
»Das ist es wirklich.«
»Kommen Sie ursprünglich von hier?«
»Nein. Ich hatte nur immer schon eine Vorliebe für den Ort. Und wie sieht’s heutzutage in Edinburgh aus? Werden die langsam mal fertig mit der Straßenbahn?«
»Es werden immer noch Schienen verlegt.«
»Absolute Geldverschwendung. Der Council war von Anfang an nicht ganz bei Trost.«
»Ich arbeite für die SCRU «, verkündete Rebus und wandte sich wieder vom Fenster ab.
»Vielleicht kenne ich Ihren Namen daher. Peter hat Sie wahrscheinlich schon mal erwähnt.«
»Das hat er bestimmt«, sagte Rebus. »Ich habe gerade mit ihm telefoniert. Er hat mich gebeten, Ihnen zu erzählen, dass die Tage der SCRU gezählt sind.«
» Will heißen, das Crown Office übernimmt?« Magraths Mundwinkel zuckten. »Überrascht mich
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