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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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eigentlich nicht.«
    »Trotzdem schade.«
    Magrath nickte langsam. »Ich habe die Einheit immer als mein Vermächtnis betrachtet. Gab mir das Gefühl, etwas Bleibendes hinterlassen zu haben.«
    Clarke hatte ein Tablett gefunden und brachte alles von der Küchenzeile herüber.
    »Kekse habe ich keine gesehen«, sagte sie.
    » Wenn ich welche kaufe, esse ich sie immer gleich auf«, erklärte Magrath.
    Als sie Rebus fragend ansah, wusste Magrath, warum. »Ihr Kollege hat die Neuigkeiten schon ausgepackt«, sagte er.
    Sie tranken einen Augenblick schweigend Tee, dann erkundigte sich Magrath nach dem Befinden von Bliss.
    »Er atmet noch«, antwortete Rebus.
    »Und jeder einzelne seiner Atemzüge klingt, als wär’s der letzte, hab ich recht?«
    Rebus stimmte ihm zu. »Sagen Sie mir eins«, bat er. »Als Sie die Abteilung geleitet haben, wie viele Fälle konnten Sie abschließen?«
    Magrath dachte einen Augenblick nach. »Nur zwei. Bei sechs weiteren sind wir einigermaßen vorangekommen, aber es gab keine Festnahmen.« Er beugte sich ein kleines Stück vor. »Und genau genommen ist uns einer der beiden gelösten Fälle auch in den Schoß gefallen – der Mann meldete sich freiwillig und gestand, weil er gehört hatte, dass die Ermittlungen wieder aufgenommen werden sollten. Ich glaube, er musste sich einfach von der Gewissenslast befreien.«
    » Wäre nicht schlecht, wenn noch mehr Menschen so viel Gewissen besäßen«, meinte Clarke.
    »Das ist allerdings richtig.«
    »Ist das ein alter Schlagstock aus Holz?«, fragte Rebus und zeigte auf eines der Bücherregale.
    »Das war vor Ihrer Zeit, da bin ich sicher.«
    Rebus stand jetzt vor dem Regal. »Darf ich …?« Er nahm den Schlagstock und wog ihn in der Hand. Er hatte ein schönes Gewicht, dazu eine Schlaufe aus Leder und Rillen, die ihn griffig machten. »Heutzutage sind schon Handschellen kaum noch erlaubt«, meinte er.
    »Aber Pfefferspray und ausziehbare Stöcke«, rief ihm Clarke in Erinnerung.
    Rebus wedelte mit dem Schlagstock. »Haben Sie den schon mal benutzt?«
    » War mir ein paarmal von Nutzen, das muss ich zugeben.« Magrath lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Und Sie sind so weit gefahren, nur um mir von der SCRU zu erzählen?«
    »Eigentlich wollten wir am Chanonry Point Delphine beobachten«, meinte Clarke.
    »Bliss hat angerufen«, fuhr Rebus fort, »und gesagt, dass wir ganz bei Ihnen in der Nähe sind.«
    Magrath lächelte und nickte vor sich ihn. »Er wollte mir die schlechte Nachricht nicht selbst überbringen.«
    Rebus legte den Schlagstock wieder ins Regal. Dort standen Familienfotos, Gruppenbilder in vergoldeten Rahmen. »Sie kennen doch Nina Hazlitt, nicht wahr?«
    Magrath brauchte anscheinend eine Sekunde, um den Namen zuzuordnen.
    »Die Mutter von Sally Hazlitt«, half ihm Rebus. »Das Mädchen, das seit der Jahrtausendwende vermisst wird und zuletzt bei Aviemore gesehen wurde.«
    »Ach ja.« Magrath nickte wieder. »Mein Gedächtnis ist nicht mehr das, was es mal war«, entschuldigte er sich.
    »Die Mutter war vergangene Woche ständig in den Medien präsent«, setzte Rebus hinzu. »Sie ist voll des Lobes für Sie.«
    Magraths Augen wurden größer. » Warum denn das?«
    » Weil Sie ihr geglaubt haben, als es sonst niemand tat.«
    »Ich habe mir ihre Geschichte angehört.«
    »Und Sie sind der Sache nachgegangen.«
    »Ja, das will ich meinen. Sie hatte von einer Frau gehört, die irgendwo in der Nähe von Strathpeffer verschwunden war – sie war überzeugt, dass es einen Zusammenhang mit dem Verschwinden ihrer eigenen Tochter geben musste.«
    »Andere waren nicht annähernd so aufgeschlossen, und das hat sie nicht vergessen.«
    »Ich glaube wirklich nicht, dass ich viel getan habe.«
    »Ich will nur sagen: Wundern Sie sich nicht, wenn Ihr Name in den Nachrichten genannt wird.«
    »Mir wäre lieber, sie würde mich nicht erwähnen.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    » Weil es einer von vielen Fällen ist, bei denen wir nicht weitergekommen sind.« Magrath hatte sich aus seinem Sessel erhoben, anscheinend brauchte er die beruhigende Wirkung des unveränderlichen Ausblicks aus seinem Fenster. »Eine von vielen Niederlagen«, sagte er, mehr zu sich selbst als zu sonst einem der Anwesenden.
    »Aber vielleicht hatte sie recht«, sagte Rebus. » Was die Entführungen angeht, meine ich.«
    »Man fragt sich schon manchmal, was mit der Menschheit los ist, nicht wahr?«, sagte Magrath mit einem Seufzen.
    Sie blieben noch einige Minuten, Rebus hörte

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