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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Mitgefühl darin. Als Clarke fertig war, herrschte einen Moment lang Schweigen im Raum.
    »Nach Ihrer eigenen Darstellung hatten Sie sich nach einem Streit mit Ihrer Freundin der Festnahme widersetzt«, stellte Clarke fest. »Nein, Mr Robertson – das war versuchte Vergewaltigung, und die Frau hatten Sie gerade erst kennengelernt.«
    »So war das nicht – wir waren beide blau. Am Anfang war sie genau so scharf drauf wie ich …«
    Clarke hielt ihm ein Foto entgegen, das das Opfer im Krankenbett zeigte.
    »Platzwunden, Prellungen, Schürfwunden und ein blaues Auge. Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass sie darauf scharf war?«
    »Das ist alles ein bisschen aus dem Ruder gelaufen …« Er rutschte auf seinem Stuhl herum. Er war immer noch derselbe Mann wie auf dem Verbrecherfoto, das Clarke Rebus gezeigt hatte, aber etwas in ihm hatte sich verändert. Das Leben hatte ihn härter gemacht. Vielleicht das Gefängnis – wo er mit anderen Sexualstraftätern eingesperrt gewesen sein musste. Oder auch einfach nur das Alter. Er war mal ein attraktiver Mann gewesen, aber damit war es jetzt vorbei.
    » Wo sind Sie aufgewachsen?«, fragte Clarke und tat, als würde sie in ihren Aufzeichnungen nach Einzelheiten suchen. Schneller Kurswechsel: typische Verhörtechnik. Robertson durfte nicht zur Ruhe kommen. Rebus war noch nie dabei gewesen, wenn Clarke eine Vernehmung führte.
    Lightheart schon, am vorangegangenen Tag, und Rebus hoffte, der Mann hatte kapiert, dass er sie besser nicht unterbrach.
    »Nairn«, erwiderte Robertson.
    »Das ist nicht weit von Inverness, oder?«, vergewisserte sie sich.
    »Schon noch eine ganze Strecke«, sagte er.
    » Welche Straße ist das?«
    Er sah sie fragend an. »Die A96.«
    »Sie wurden 1978 geboren?«
    »Das ist richtig.«
    »In Nairn?«
    »Korrekt.«
    Clarke sah demonstrativ in ihren Aufzeichnungen nach. Robertson fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen.
    »Erinnern Sie sich an die Jahrtausendwende, Mr Robertson?«
    Lightheart, dem es nicht gelang, sein Erstaunen über die Frage zu verbergen, wandte den Kopf in Clarkes Richtung.
    »Hä?«, fragte Robertson.
    »Silvester 1999 – jeder erinnert sich, wo er damals war.«
    Robertson musste nachdenken. » Wahrscheinlich in Aberdeen. Bei Freunden.«
    »›Wahrscheinlich?‹«
    »Aberdeen, sicher.«
    Clarke notierte sich das. Beim Schreiben stellte sie schon die nächste Frage. »Hatten Sie seit Ihrer Entlassung aus dem Gefängnis Beziehungen?«
    »Sie meinen Frauen?«
    Sie sah ihn an. »Oder Männer.«
    Er schnaubte. »Nein danke.«
    »Dann also Frauen«, lenkte sie ein.
    »Ein paar.« Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, seine Bartstoppeln erzeugten ein kratzendes Geräusch. Auf seine Fingerknöchel waren Sterne tätowiert, offensichtlich in Heimarbeit.
    »Und jetzt gibt’s da eine Barfrau in Pitlochry?«
    »Gina, ja.«
    » Weiß sie, dass Sie gesessen haben?«
    »Ich hab’s ihr erzählt.«
    »Dieselbe Geschichte, die Sie uns verkaufen wollten?« Clarke starrte ihn über den Tisch hinweg an. »Vielleicht sollte ich das mal überprüfen …«
    »Hören Sie, ich hab’s doch schon gesagt – ich hab das Mädchen nicht gesehen!«
    » Wir wollen versuchen, die Ruhe zu bewahren«, riet Lightheart.
    »2008 haben Sie im Nordosten gelebt?«, fragte Clarke in die Stille hinein.
    » Was?«
    »Die versuchte Vergewaltigung, sie fand im Hinterzimmer eines Nachtclubs in Aberdeen statt.«
    »Na und?«
    »Also haben Sie dort gewohnt?«
    »Mehr oder weniger.«
    Clarke zitierte aus ihren Notizen: »›Schlief bei Freunden auf dem Boden‹ – Sie waren damals ohne feste Anstellung?«
    »Stimmt.«
    »Haben aber Arbeit gesucht?«
    »Ja.«
    »Sind dabei ein bisschen rumgekommen?«
    » Was soll das alles?« Robertson sah alle drei abwechselnd an. » Was habt ihr hier vor?«
    » Wie gut kennen Sie die A9, Mr Robertson?«
    Als er nicht antwortete, fragte Clarke ihn erneut.
    »Na, da arbeite ich schließlich«, fauchte er.
    »Ganz ruhig«, ermahnte ihn Lightheart.
    »Hören Sie, gestern ging’s die ganze Zeit darum, ob ich dieses Mädchen gesehen habe oder nicht, aber jetzt reden Sie auf einmal von 1999 und 2008 und Gott weiß was noch. Okay, ich hab ’ne Zeit gesessen. Okay, ich hab Ihnen nicht die ganze Wahrheit gesagt – ist ja auch nichts, was man überall rumposaunt.« Er beugte sich vor. »Ich bin nicht stolz drauf«, betonte er. Nachdem er das klargestellt hatte, lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück, der knarzend protestierte.
    Clarke

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