Maedchengrab
gelesen«, sagte Esson.
»Nina Hazlitt?«, riet Clarke und fixierte Rebus. Er zuckte mit den Schultern.
»Hast du kürzlich noch mal mit ihr gesprochen?«, bohrte Clarke weiter.
»Gestern Abend«, gestand Rebus.
Esson las die Tickermeldungen der BBC Scotland auf ihrem Bildschirm. »Hier ist es«, verkündete sie.
Nur ein einziger Absatz – kein Video oder Foto:
Die Mutter eines Mädchens, das Silvester 1999 in Aviemore verschwand, erklärte, Detectives in Edinburgh prüften, ob zwischen dem ungeklärten Fall ihrer Tochter und dem der Schülerin Annette McKie, die seit einer Fahrt von Edinburgh nach Inverness vor zwei Wochen vermisst wird, eine Verbindung bestehen könnte. Es ist anzunehmen, dass weitere vermisste Frauen 2002 und 2008 ebenfalls auf diesem Straßenabschnitt verschwanden. Nina Hazlitt, deren achtzehnjährige Tochter Sally von einem Silvesterausflug nach Aviemore nicht mehr zurückkehrte, hofft, dass neue Hinweise – darunter von den Handys der Opfer gesendete Fotos – zur Aufklärung der von ihr so genannten »A9-Entführungen« beitragen können.
Darunter befanden sich ein Link zur McKie-Pressekonferenz sowie ein Foto von der aus dem Saal flüchtenden Gail McKie. Ogilvies Telefon klingelte erneut. Ebenso Clarkes Handy. Sie sah zu James Pages Tür.
» Wenn schon, denn schon«, sagte sie. Aber eigentlich war das überflüssig. Die Tür wurde aufgerissen, und DCI Page erschien, das Telefon ans Ohr gepresst, im Türrahmen. Sein ausgestreckter Zeigefinger schien auch Rebus zu meinen und wies dann Richtung Gang. Clarke ging voraus, Rebus folgte unmittelbar.
Kaum hatten sie das Büro verlassen, beendete Page das Gespräch und schloss die Tür. Dann verschränkte er die Arme.
»Irgendwelche Erklärungen?«, fragte er.
»Wofür, James?«, fragte Clarke zurück.
»Habt ihr euch eben auf Christines Bildschirm Filmchen von lustigen Katzenbabys angesehen, oder was?«
»Nein, James. Wir haben bei Twitter und der BBC recherchiert.«
»Dann wisst ihr ja, wovon ich spreche.«
»Natürlich – aber ich verstehe trotzdem nicht, was es da zu erklären gibt. Heutzutage ist jeder Reporter. Wenn ein Streifenwagen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen an derselben Stelle auf der A9 auftaucht, bekommen die Leute das mit und reden darüber. Früher hat man das am Gartenzaun getan, heute gibt es Twitter und Konsorten. Dagegen können wir nichts machen.«
»Eher im Gegenteil, eigentlich sollten wir dafür sorgen, dass noch viel mehr geredet wird«, meldete sich Rebus zu Wort. » Wir sollten die Leute zum Plaudern bringen, ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen …«
Page starrte ihn finster an. » Was ist mit dieser Nina Hazlitt? Woher bezieht sie ihre Informationen?«
»Das sind doch eher Spekulationen als Informationen«, schaltete sich Clarke ein. »Es ist dieselbe Geschichte, die sie immer schon verbreitet hat. Neu ist nur, dass die Medien jetzt eine vermisste Person als Aufhänger haben.«
Page dachte darüber nach, ließ Rebus aber nicht aus den Augen. Clarke sah ihn ebenfalls an, beschwor ihn insgeheim, die Klappe zu halten.
» Wir müssen das Foto von Annette McKies Handy in Umlauf bringen«, erklärte Rebus, Clarke ignorierend. » Wenn die Leute eine Story wollen, dann sollten wir ihnen eine geben, sie für uns arbeiten lassen. So wie’s aussieht, ist das unsere einzige Chance herauszufinden, wo das Foto entstanden ist.«
»Du solltest mit einer Erklärung vor die Presse treten«, ergänzte Clarke. »Dieses Mal nur du allein. Um ein paar Dinge klarzustellen.«
Page gab sich Mühe, nicht allzu begeistert zu wirken.
»Meinst du?«
»Auf jeden Fall«, setzte Rebus hinzu. »Sie sollten den wildesten Spekulationen entgegentreten und dafür sorgen, dass das Ganze im Rahmen bleibt.«
»Es sollte nicht zu formell wirken«, fuhr Clarke fort. »Vielleicht draußen vor der Wache.«
»Das macht sich nicht gut auf den Fotos«, wandte Page ein. »Vielleicht vor dem Präsidium? Kannst du dich mit unseren Leuten von der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit in Verbindung setzen, Siobhan?«
»Natürlich.«
»Zeigen Sie der Presse das Foto«, beharrte Rebus. »Die werden es Ihnen aus den Händen reißen.«
Page schien die Szene bereits vor Augen zu haben. Er nickte.
»Müsste allerdings noch heute passieren«, drängte Clarke. »Solange die Geschichte brandheiß ist.«
»Ich brauche eine komplette Zusammenfassung von euch beiden. Komplett und schnell.« Dann fiel ihm etwas ein, und er sah an seinen
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