Maedchengrab
, wo sich zählebige Delphine im Eismatsch wälzten … An einem öden Abend mitten in der Woche, während die Temperaturen rapide sanken. Er fuhr herum, ohne viel wahrzunehmen. Ein paar Supermärkte wa ren geöffnet und schienen gut besucht. Männer standen vor Pubs, zogen kräftig an ihren Zigaretten, konnten es kaum erwarten, wieder reinzugehen. Als sein Handy klingelte, fuhr Rebus seitlich auf den Bordstein.
» Was kann ich für Sie tun?«, fragte Gavin Arnold.
»Erinnern Sie sich an mich, Sergeant?«
» Ihretwegen habe ich fast einen halben Tag im Staub gewühlt und diese verfluchten Akten gesucht. Ich muss immer noch niesen.«
»Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar.«
»Sind Sie weitergekommen?«
»Das ließe sich in einem Gespräch unter vier Augen leichter erklären.«
» Wollen Sie herkommen?«
»Ich bin schon da.«
»Sagen Sie’s doch gleich – ich bin im Lochinver, am Bahnhof vorbei und immer geradeaus.«
» Wenn das ein Pub ist, dann glaube ich, dass ich vor zwei Minuten dran vorbeigefahren bin.«
»Ich bin im vorderen Raum hinten, am Dartboard. Spielen Sie?«
»Eigentlich nicht.«
»Schade. Heute ist Wettkampfabend, und uns fehlt noch ein Mann …«
Vor dem Pub war schon wieder absolutes Halteverbot – die legalen Parkplätze waren alle besetzt. Rebus legte sein Schild sichtbar aufs Armaturenbrett, schloss den Saab ab und betrat das Lochinver. Arnold winkte ihm vom Tresen aus zu. Die beiden Männer gaben sich die Hand.
» Was trinken Sie?«, fragte Arnold.
»Nur eine Limonade.«
»Sie sind mit dem Wagen da, stimmt’s?« Arnold guckte mitleidig. Er war Mitte vierzig, groß und schlank, trug eine dunkle Hose und ein offenes weißes Hemd. Seine Wangen glühten, aber das konnte auch vom Whisky kommen.
»Du bist dran, Gavin!«, wurde gerufen. Arnold lächelte Rebus entschuldigend an.
»Das hat Vorrang, fürchte ich.«
»Kein Problem«, sagte Rebus. Er stützte sich mit seinem Gewicht auf einen Barhocker und sah dem Spiel zu. Arnold war gut, aber sein Gegner war ihm überlegen. Die Teamkameraden der beiden unterstützten sie jeweils lautstark von ihren Tischen aus. Arnold verlor, die beiden Männer gaben sich die Hand.
Wie sich herausstellte, war das Ergebnis spielentscheidend. Nach ein bisschen Geplänkel zwischen beiden Teams schob sich Arnold auf den Hocker neben Rebus.
»Pech«, meinte dieser.
»Ich hab das Schwein noch nie geschlagen«, erwiderte Arnold, und seine Stimme verriet Verärgerung. Aber er schüttelte sie ab, bestellte sich einen weiteren Whisky und wandte sich Rebus zu.
» Was führt Sie den weiten Weg von Edinburgh hierher?«
» Was hat Sie den weiten Weg von Lancashire hierhergeführt?«
Arnold grinste. »Eigentlich Yorkshire. Manchmal könnte man schwören, hier oben gibt’s mehr Engländer als Schotten. Nicht dass man es ihnen immer gleich ansieht.« Er machte der Barfrau ein Zeichen, und sie kam lächelnd zu ihnen.
»Sue«, sagte er, »das ist ein Freund von mir. Sein Name ist John.«
»Schön, Sie kennenzulernen, John.« Sie griff zwischen den Zapfhähnen hindurch, um ihm die Hand zu geben.
»Gavins Freunde sind auch meine, wie man so schön sagt.«
»Sue gehört der Laden hier«, erklärte Arnold Rebus. Dann zu Sue: »John glaubt, er kann Akzente erkennen und ihrer Herkunft zuordnen.« Arnold sah Rebus an. »Na los – wo wurde Sue geboren? Ich gebe Ihnen sogar noch einen kleinen Tipp – ihr Nachname ist Holloway.«
Rebus betrachtete Sue Holloway. Ihr Lächeln sagte ihm, dass er das Spiel verlieren würde, aber er musste es trotzdem versuchen.
»Manchester?«, riet er schließlich.
»Sag’s ihm, Sue«, meinte Arnold.
»Fast richtig, John«, lobte ihn Holloway. »Aber ich stamme ursprünglich aus Kirkcaldy.«
»Dann sind Sie ja aus Fife so wie ich«, sagte er.
» Wahrscheinlich sind Sie aber öfter noch mal da gewesen.«
»Erst kürzlich, hab aber die M90 nicht verlassen. Sie sind in Manchester aufgewachsen, hab ich recht?«
»Das stimmt«, gab sie zu. »Und dafür spendiere ich einen. Sind Sie sicher, dass Sie bei Limonade bleiben wollen …?«
Als sie frische Getränke vor der Nase hatten, warnte Rebus Gavin Arnold, dass die Geschichte, die er ihm erzählen wollte, etwas länger dauern könne.
»Solange Sie mögen«, versicherte ihm Arnold.
Rebus berichtete, trank die Limonade und ließ sich zu einer weiteren einladen. Arnolds Dartteam hatte sich schon verzogen, und die Kneipe war nur noch halb voll, als Rebus endlich fertig war. Am Ende bat
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