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Maedchenjagd

Maedchenjagd

Titel: Maedchenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Taylor Rosenberg
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gerechte und unbefangene Entscheidung also.
    Vor den Damentoiletten entdeckte Lily das Telefon. Zumindest glaubte sie, dass es die Damentoiletten waren, auch wenn sie das afrikanische Wort an der Tür nicht entziffern konnte. Sie war viele Male hier gewesen, aber niemals hatte sie Patrón Tequila getrunken. Der Alkohol in ihrem Körper brachte den Boden zum Schwanken wie ein Schiff auf hoher See. Sie suchte nach dem Strichmännchen mit Rock und fand keines. Was soll’s, dachte sie und rumpelte durch die Tür. Beinahe wäre sie mit Carol Abrams zusammengestoßen.
    »Lily«, sagte die zierliche Blondine, »herzlichen Glückwunsch zu deiner Beförderung. Das war ja ein echter Coup.«
    Sie klopfte Lily mit ihren anmutigen Händen und den knallrosa Fingernägeln auf beide Schultern. Durch die Bewegung schwang ihr gerade geschnittenes, glänzendes Haar nach vorn, und Lily beobachtete fasziniert, wie es in die exakt gleiche Position zurückfiel, jedes einzelne Haar auf Linie gebracht. Als sie sich eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn strich, bemerkte Lily den abgeblätterten Nagellack auf ihren eigenen Fingern und ließ schnell die Hände sinken.
    »Ich will nicht behaupten, dass ich mir diese Beförderung nicht auch gewünscht hätte. Nein, das bestreite ich nicht. Aber ich bin froh, dass du es bist und nicht einer dieser Idioten, die den ganzen Tag im Büro sitzen und Papierflieger basteln. Du weißt, was ich meine.«
    Lily ging in eine Kabine und schloss sorgfältig die Tür hinter sich ab. Andernfalls würde Carol Abrams ihr womöglich dorthin folgen oder die Tür öffnen und das Gespräch fortsetzen, während Lily mit heruntergelassener Hose auf der Klobrille saß. Abrams war hochintelligent und unermüdlich und für jede Abteilung ein Gewinn. Vor Gericht machte sie einfach alle mürbe: die Richter, die Geschworenen, die Verteidiger.
    »Ich weiß nicht, was du von Fowler hältst, aber ich muss sagen, ich bin froh, dass er weg ist. Keine Frage, er ist ein Profi, aber in letzter Zeit hat er sich einfach nicht mehr unter Kontrolle. Man kann sich doch nicht wie ein Verrückter auf einen Richter stürzen. Mein Gott, ich vermute, er leidet unter Burn-out. Weißt du, was ich meine?« Sie machte eine Pause und atmete hörbar ein, offensichtlich bereit, ihren Redefluss fortzusetzen.
    »Carol, mir wäre es lieber, wenn wir morgen darüber reden.« Als sie die Spülung drückte, wurde Lily bewusst, dass sie nicht aus der Kabine wollte, bevor Abrams weg war, und sie ärgerte sich, dass sie gespült hatte. Sie hatte nicht schlecht Lust, ihr ordentlich Bescheid zu sagen, die Tür zu öffnen und ihr ins Gesicht zu sagen, dass Fowler mehr von Recht verstand, als sie es in ihrem hyperaktiven Leben jemals tun würde, aber sie konnte keine Feinde gebrauchen.
    Als sie die Tür öffnete, war die Frau weg. Gott hatte sich gnädig gezeigt. Sie betrachtete ihr Gesicht im Spiegel, entfernte die Klammern aus dem lockeren Dutt und bürstete sich das rote Haar. Dann zog sie ihren Lippenstift nach, wischte über den verklumpten Lidschatten und ging zum Telefon, um ihre zwölfjährige Tochter anzurufen.
    »Shana, ich bin’s.«
    »Augenblick, Mom, ich hab Charlotte in der Leitung.«
    Lily hielt es für verrückt, dass ein Kind in diesem Alter einen eigenen Telefonanschluss, noch dazu mit Warteschleifenfunktion hatte, aber ihr Vater …
    »
MOM
, ich bin jetzt auf der anderen Leitung.« Shana schrie übertrieben laut, so wie es die Gäste in der Jerry Springer Show taten.
    Lily riss die Augen auf und hielt den Hörer vom Ohr weg. Shana wurde täglich sarkastischer. Lily konnte sich daran erinnern, wie es war, die Pubertät durchzustehen, und sie bemühte sich, es zu ignorieren und als Entwicklungsphase abzutun. »Machst du auch deine Hausaufgaben, oder telefonierst du nur, Liebes? Wo ist dein Vater?«
    »Charlotte hilft mir am Telefon. Dad schläft auf dem Sofa.«
    Lily sah ihn vor sich, so wie jeden Abend, das Geschirr, das sich in der Spüle stapelte, der Fernseher auf voller Lautstärke und er selbst schnarchend auf dem Sofa. Er arbeitete in der Personalabteilung der Stadtverwaltung und kam jeden Tag um halb fünf nach Hause. Vor einem Jahr war seine Arbeitszeit verkürzt worden, und nun kam er nicht nur früh nach Hause, sondern arbeitete dienstags und donnerstags gar nicht. Statt sich einen anderen Job zu suchen, um das fehlende Einkommen zu ersetzen, vertrödelte er die Zeit im Haus oder schlief vor dem Fernsehen ein. Das war einer

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