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Maedchenlose

Titel: Maedchenlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Augusti
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einladend blickte das behagliche Wohnhaus durch die es umgebenden Bäume und Gesträuche!
    Sie stiegen die breite Freitreppe hinauf – da ward die hohe Glasthüre aufgerissen, eine helle zierliche Gestalt stürmteheraus und flog Nora um den Hals, während eine jubelnde Stimme rief: »Nora, meine Nora, hab' ich dich endlich wieder!« So konnte nur eine jubeln, nur eine umarmen!
    »Meine süße Elly«, rief Nora – und mit lächelnder Rührung sahen die älteren Damen der zärtlichen Begrüßung zu.
    »Nun möchte ich mir aber auch einen Gruß ausbitten«, sagte Frau v. Mansfeld, als das Küssen und Herzen kein Ende nehmen wollte.
    »Und ich bitte mir einen Dank für die gelungene Überraschung aus«, sagte Frau L. –
    »Und wir beide nehmen auch ein kleines Verdienst in Anspruch, weil wir nichts ausgeplaudert haben«, fügte Frau v. Westheim hinzu, »schwer genug ist es uns geworden, nicht wahr, Erna?«
    Erglühend in glückseliger Verwirrung machte Nora sich los und begrüßte die Damen, während Elly sich zu dem Kinde wendete. »Bist du auch da, kleine Erna? den ersten Kuß bekommst du, weil du meine Nora so lieb hast, und den zweiten, weil du meine Cousine bist.« Die Kleine betrachtete sie aufmerksam und fragte: »Bist du Noras eigene Elly?«
    »Gewiß, und sie ist meine eigene Nora.«
    »Nein, sie ist auch meine, sie hat mich nicht sterben lassen, als ich sehr krank war, und« – sie flüsterte es ganz leise und ernsthaft – »sie hat gemacht, daß meine Mama mich so sehr lieb hat.«
    »Ja, sie ist ein liebes süßes Wesen, wie es kein zweites auf der Welt giebt«, sagte Elly gerührt und küßte das kleine Mädchen mit dem dankbaren Herzen doppelt innig.Es war ein glücklicher Tag; alle waren freundlich bereit, den Freundinnen ein ungestörtes Beisammensein zu gönnen. Nach Tische durchstreiften sie den schönen Park, suchten sich aber bald ein lauschiges Plätzchen, um ungehindert zu plaudern; trotz des lebhaften Briefwechsels war noch vieles für den mündlichen Austausch übrig geblieben, manche Lücke durch das lebendige Wort auszufüllen.
    »Was macht der gute Axel?« fragte Elly, nachdem Wichtigeres besprochen war.
    »Es geht ihm vortrefflich; wir sind sehr gute Freunde geworden. Er ist wirklich ein liebenswürdiger Mensch, und unter der leichten Außenseite steckt ein edler Kern.«
    »Davon bin ich auch überzeugt, ich habe Axel immer für einen braven Jungen gehalten.«
    »Nur dafür?« fragte Nora mit Nachdruck; »ich hoffte, du hättest eine höhere Meinung von ihm, denn es kommt mir zuweilen vor, als ob du sein Herz sehr ernstlich erfülltest.«
    »Und du könntest wirklich glauben, Nora, daß er mir je etwas anderes sein könnte, als ein brüderlicher Kamerad? Nein, nein und dreimal nein! Wenn ich mir denken könnte, daß ich je einen Mann lieben und mich ihm ganz zu eigen geben sollte, so müßte er hoch über mir stehen und mir gründlich imponieren; mich ihm in irgend einer Richtung überlegen zu fühlen, das könnte ich nicht ertragen. Ich habe in B. einen Herrn kennen gelernt«, fuhr sie errötend fort, »der diesem Ideal einigermaßen entspricht, einen Mann von hohem, klugem Geist, der es nicht verschmähte, sich eingehend mit mir zu unterhalten. Aber wer weiß, ober eine Erinnerung an das naseweise kleine Ding bewahrt, das ihm immer keck widersprach und doch im stillen fühlte, daß es stets den kürzeren zog. War es ihm nur eine flüchtige Bekanntschaft, die ihn im Augenblick amüsierte, ihn aber nicht weiter beschäftigte, so kann ich ihn auch wieder vergessen, für eine unglückliche Liebe bin ich nicht geschaffen.«
    »War es Herr v. W.?« fragte Nora. Elly nickte.
    »Ich glaube«, versetzte Nora sinnend, »ich könnte nie aufhören zu lieben, wenn ich einmal angefangen hätte. Das Wesen dessen, der unser Interesse im tiefsten Grunde zu erregen und zu fesseln vermag, wird doch dadurch nicht verändert, daß unsere Natur ihm nicht eine gleiche Teilnahme einflößen kann.«
    »Du bist ein seltenes Geschöpf, meine Nora, und stehst hoch über mir. Der wäre auch wahrlich ein Thor, der eine solche Blume sein eigen nennen könnte und sich nicht bücken wollte, um sie an seinem Herzen zu bergen.«
    Der schöne Tag nahm endlich ein Ende, wie alles Irdische, man trennte sich mit dem allseitigen Versprechen eines baldigen Wiedersehens, und in glücklichster Stimmung stieg Nora in den Wagen. »Ich habe das Glück einer Jugendfreundschaft nie gekannt«, sagte Frau v. Westheim, als sie durch den

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