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Maedchenlose

Titel: Maedchenlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Augusti
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aus«, sagte Nora, indem sie sich bewundernd umschaute, »welch ein echtes Mädchenasyl ist aus unserer lieben alten Stube geworden! überall erkennt man die zärtliche Liebe, mit der deine Mutter dir dieses Sanktissimum bereitet hat.«
    »Ja, die liebe Mama hat es wunderschön gemacht«, erwiderte Erna, »und ich war ganz selig, als ich am Tage vor meiner Einsegnung hierher geführt wurde. Sieh nur den reizenden Bücherschrank, und meinen Stolz, diesen Schreibtisch und all meine schönen Bücher! hier verlebe ich glückliche Stunden ganz für mich allein.«
    »Es kommt mir vor, als säßest du öfter am Schreibpult, als an dem zierlichen Nähtischchen; es sieht mit seiner eleganten Decke so überaus ordentlich aus, als würde es nicht oft gebraucht.«
    »Wie schade«, fiel Erna schnell ein, »daß du nicht etwas früher kommen konntest, um Mama noch zu treffen! unsere süße kleine Nora wirst du nun gar nicht sehen. Du ungetreue Pate hast sie seit ihrer Taufe nicht wieder besucht, und wie würdest du dich an ihr erfreuen!«
    »Deine Mutter schrieb mir, sie wäre das Ebenbild eurer seligen Adda?«
    »Ja, sie entspricht so ganz dem Bilde, das ich von meinem Engelsschwesterchen im Herzen trage, daß ich die beiden Gestalten kaum noch unterscheiden kann. Ich könnte dir beinahe böse sein, Nora, daß du in zwei Jahrennicht Zeit gefunden hast, dich von ihrem Leibreiz zu überzeugen.«
    »Es ist sehr schwer für mich, meine Erna, mich von der Heimat los zu machen; meine Eltern sind so sehr an meine Nähe gewöhnt, daß Papa immer scherzend erklärt, unser häuslicher Dreiklang könnte die Dominante unmöglich entbehren. Und meine Mutter ist so zart und oft so leidend, daß ich sie Monate lang nicht verlassen konnte.«
    »O Nora«, sagte Erna mit tiefem Gefühl, »wie gut bist du! in meinen besten Stunden überkommt mich eine heiße Sehnsucht, dir ähnlich zu werden und wie du, selbstlos und hingebend für die Meinen zu leiden. Aber meine Anläufe dazu fallen immer so armselig aus, so unnatürlich und gezwungen! Wenn ich mir Mühe gebe, dem Papa kleine Dienste zu leisten, so lacht er mich aus und bittet mich, ihn nicht gewaltsam glücklich zu machen, und wenn ich mich einmal bestrebe, der Mama hilfreich zu sein, so verderbe ich sicher etwas durch Ungeschick oder Vergeßlichkeit. Dann fühle ich deutlich, daß ich für solche Dinge nicht geschaffen bin und kehre wieder zu meinen Büchern zurück, in denen ich mich viel heimischer fühle, als in der realen Welt. Aber zuweilen erfaßt mich doch ein tiefes Bangen, ob ich mich auf diesem Wege den Meinen jemals unentbehrlich machen werde.«
    Sie sah bei diesen Worten so niedergeschlagen aus, daß Nora sie zärtlich umfaßte. »Vor allem wollen wir diese verzweifelte Falte fortschaffen«, sagte sie liebreich, indem sie mit der Hand über die Stirn der jüngeren Freundin strich. »Mit sechzehn Jahren hat man noch kein Recht, ansich selbst zu verzweifeln, man hat noch ein ganzes Leben vor sich, um alle Mängel abzulegen und nach allem Schönen und Löblichen zu streben. Wenn du deine geistigen Gaben mit voller Zustimmung deiner Eltern gewissenhaft ausbildest, so thust du Recht daran und kannst ihnen und deiner kleinen Schwester dadurch viel gewähren. Andererseits freilich möchte ich dich vor jeder geistigen Einseitigkeit bewahrt sehen ...«
    »Aber Nora, kann denn jemand etwas Rechtes leisten ohne eine gewisse Einseitigkeit? muß er nicht alle seine Kräfte auf einen Punkt, ein leuchtendes Ziel richten, um wirklich etwas Großes zu erreichen?«
    »Für das Genie möchte ich dies gelten lassen, für gewöhnliche Menschen nicht, und für uns Frauen erscheint mir die volle Harmonie der Ausbildung als das höchste Ziel, nach dem wir streben können.«
    »So verlangst du, daß wir uns mit Aufgaben abquälen sollen, für die wir weder Anlage noch Neigung haben, und darüber das vernachlässigen, wozu uns das Talent verliehen ist?«
    »Ich meine, wir müssen für alles echt Weibliche Interesse gewinnen, und wo die natürliche Begabung uns versagt ist, um so eifriger Fleiß und Willen einsetzen, das Fehlende zu erwerben, denn jede von uns kann berufen sein, einmal einem Hause vorzustehen.«
    »Ach Nora, ich will gewiß nie heiraten, ich möchte immer bei meinen Eltern bleiben, unsere kleine Noraerziehen und unterrichten helfen und in meinen geliebten Büchern leben, bis – – –«
    »Nun, bis wann?«
    »Bis ich selbst eine Schriftstellerin werde«, sagte das junge Mädchen mit

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