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Maedchenlose

Titel: Maedchenlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Augusti
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allein zu lassen, sie wolle die brennenden Augen kühlen und ihre Sachen ordnen, um gegen Abend zu ihr zu kommen, es sei sicher am besten, wenn sie sich erst beruhige und die Spuren der vergossenen Thränen vertilge, ehe sie in einem andern Hause erscheine. »Deine Liebe und Teilnahme, meine Elly, haben mir wieder den Mut gegeben, mich aufzurichten und vorwärts zu gehen, wie Gott es will und wie ich es meiner Mutter versprochen habe; habe Dank dafür, du treues Herz.«
    Viertes Kapitel.

Friedliche Tage.
    Schon längere Zeit war Nora im Mansfeldschen Hause, und niemand dachte an ihre Abreise. Ihr sanftes freundliches Wesen, das oft durch den Schatten einer rührenden Schwermut noch mehr gedämpft wurde, gewann ihr alle Herzen, und von Woche zu Woche erneuerte Frau von Mansfeld mit Wärme die Aufforderung, ihren Besuch noch länger auszudehnen, wobei allerdings stillschweigend der erste August als letzter Termin im Auge behalten wurde, da zu dieser Zeit eine längst beabsichtigte Reise angetreten werden sollte. Anfangs hatte Nora gehofft, ihre Eltern würden bis dahin schon zurückgekehrt sein, aber diese Aussicht verschwand; war auch die eigentliche Krankheit des Vaters überwunden, so schritt doch die Genesung unendlich langsam vorwärts, und immer wieder vertröstete Frau Diethelm Nora auf eine spätere Zeit, immer wieder ermahnte sie dieselbe, den Mut nicht sinken zu lassen, wenn ihr die Trennung unabsehbar lange dauern wollte.
    Das Mansfeldsche Haus genoß den Vorzug eines kleinen Gartens, da es außerhalb des engen Wallgürtelslag, der die innere Stadt zusammenschnürt und die langen hohen Häuserreihen ohne namhafte Unterbrechung dicht zusammendrängt. Die Mädchen hatten sich mit Arthurs Hilfe ein lauschiges Plätzchen eingerichtet, wo sie manche ungestörte Stunde zubrachten, lesend oder plaudernd oder mit eifriger Arbeit beschäftigt; Frau v. Mansfeld war sehr erfreut über die ungewohnte Stetigkeit, welche Ellys Bestrebungen gewannen, über die Ausdauer, mit der sie ihre Studien betrieb, – sie hatte oft die ruhelose Flüchtigkeit rügen müssen, mit der die lebhafte Tochter von einem Gegenstande zum andern übersprang. Noras Gesellschaft und Teilnahme gab auch dem weniger Interessanten einen erhöhten Reiz, ihr Beispiel wirkte beruhigend und anregend zugleich. Elly erklärte oft, sie habe sich noch nie in ihrem Leben so glücklich gefühlt, wie jetzt, und drang scherzend ihrem Vater die Erklärung ab, daß zwei Töchter doch erst das wahre Glück eines Hauses ausmachten.
    Der schüchterne Arthur , der im Gegensatz zu seiner muntern Schwester eine stille nachdenkliche Natur war, hatte von jeher eine geheime Verehrung für Nora empfunden, aber selten Gelegenheit gehabt, ihr einen Ausdruck zu geben. Jetzt bewies er sie dadurch, daß er sich auf jedem Spaziergange mit schweigender Entschlossenheit ihres Plaids bemächtigte und einen Schirm mitnahm, sobald sich nur ein Wölkchen am Himmel zeigte, um ihn bei ausbrechendem Regen über ihrem Haupte auszuspannen. Selten wagte er es, in Gegenwart anderer mit der Dame seines Herzens zu sprechen, und er errötete jedesmal, wenn sie ihn anredete,daher gab es Elly Stoff zu mancher Neckerei, als sie die beiden einmal in einer lebhaften Unterhaltung überraschte, die, wie es sich herausstellte, sich um Arthurs Steckenpferd, die Physik, gedreht hatte. »Du bist eine gefährliche Zauberin, Nora«, sagte sie und drohte ihr lächelnd mit dem Finger, »du verstehst es, die geheimen Lieblingspunkte aufzufinden, und wenn du sie berührst, verfallen die Herzen deiner Macht. Ich habe den guten Arthur früher zu manchem dummen Streich beredet, und manche Strafe hat er um meinetwillen getragen, aber stets hat er schweigend gehandelt und schweigend geduldet; erst du hast das Wunder vollbracht, seine Zunge zu lösen.«
    Ein besonderer Liebling wurde Nora von Tante Cäcilie ; die kleine feine Gestalt der alten Dame, ihr liebes mildes Gesicht, das stets im saubern Rahmen eines schneeweißen Häubchens erschien und Herzensgüte und Klugheit ausstrahlte, hatten immer schon Noras warme Sympathie erregt, und sie hatte oft gewünscht, der gütigen Frau näher zu treten, die so allein im Leben stand und sich doch einen freundlichen Humor, eine liebevolle Teilnahme für jeden bewahrt hatte, der in ihre Nähe kam. Jung und alt hing mit Zärtlichkeit an der alten Tante, die mehr durch das Band enger Freundschaft, als des Blutes mit dem Mansfeldschen Hause zusammenhing.
    Die jungen Mädchen

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