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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Lieblingssongs, der mich entweder richtig glücklich oder richtig traurig macht, je nachdem. Im Moment bin ich beides, und während ich das Lied höre, stelle ich erstaunt fest, wie viel die beiden Gefühle miteinander zu tun haben.

    Ich halte dich fest im Hinterkopf.
    Es fühlt sich gut an, aber verdammt, es tut auch weh …

    Ich drehe die Lautstärke auf und höre meine Mutter: «Du wirst noch taub werden, Ellie.» Ich schließe die Augen und denke an Leo, dann an Andy, dann wieder an Leo.
    Letzten Endes , denke ich, geht’s doch immer um Männer, oder?

Zweiunddreißig
    Als wir in die Newton Avenue einbiegen, weiß ich nicht, war es erst gestern oder vor einem ganzen Menschenleben, dass ich zuletzt hier war und Leo nach unserer Rückkehr aus Kalifornien abgesetzt habe und sicher war, dass dies das Ende sei. Meine erstickende Traurigkeit spüre ich plötzlich wieder, und ich frage mich, ob ich wirklich dachte, ich würde ihn nie wiedersehen. Ich frage mich auch, warum genau ich jetzt wieder hierher zurückgekehrt bin, in diesem Augenblick. War es der Umzug nach Atlanta und alles, was damit zusammenhängt? Oder weil ich herausgefunden habe, dass er noch einmal zurückgekommen ist, nach der Trennung? Oder zieht mein Herz Leo auf unerklärliche und unwiderstehliche Weise an sich? Wir halten vor seinem Haus am Randstein, ich bezahle und hoffe, dass ich heute ein paar Antworten bekommen werde. Ich brauche Antworten.
    «Quittung?», fragt der Taxifahrer. Er lässt den Kofferraumdeckel aufspringen und steigt aus.
    «Nein, danke», sage ich, obwohl ich weiß, dass ich Spesenbelege sammeln sollte – schon weil dieser Trip ja in Wirklichkeit eine Geschäftsreise sein sollte.
    Als ich aus dem Taxi steige, sehe ich Leo. Er lehnt am Geländer vor der Tür. Er ist barfuß und trägt Jeans und ein anthrazitgraues Fleece-Shirt, und er blinzelt zum Himmel hinauf, als wolle er sehen, ob Regen aufzieht. Mein Herz setzt einmal aus, aber ich beruhige mich wieder, indem ich mich auf mein Gepäck konzentriere, das der Taxifahrer auf den Gehweg stellt. Ich kann nicht fassen, dass ich tatsächlich hier bin – nicht einmal, als ich den Mut aufbringe, Leo wieder anzuschauen. Er hebt den Arm und lächelt, und er sieht völlig entspannt aus.
    «Hi», sage ich, aber meine Stimme wird von einer plötzlichen Windbö davongetragen. Ich halte den Atem an, und das Taxi fährt los. Jetzt sind wir allein.
    Sekunden später ist Leo bei mir.
    «Du hast es geschafft», sagt er, und anscheinend ist ihm klar, dass dazu sehr viel mehr nötig war, als einfach in ein Flugzeug zu steigen. Und da hat er recht , denke ich und sehe den Zettel auf der Theke vor mir – und Andy, der ihn heute Morgen dort vorfindet und seine Frau nicht mehr.
    «Ja», sage ich, und ich bekomme wieder ein schlechtes Gewissen. «Ich hab’s geschafft.»
    Leo schaut auf mein Gepäck. «Komm, das nehme ich.»
    «Danke», sage ich und breche das verlegene Schweigen, indem ich hinzufüge: «Keine Sorge, ich bleibe nicht hier. Ich gehe in ein Hotel.» Und natürlich mache ich die Verlegenheit damit noch größer.
    «Deshalb habe ich mir keine Sorgen gemacht», sagt Leo.
    Ich sehe zu, wie er mit der rechten Hand meinen Koffer hochhebt, obwohl man ihn rollen kann. Meine Kameratasche schwingt er sich über die linke Schulter. Ich bekomme fast eine Gänsehaut, als ich ihm die Treppe hinauf in sein Apartment folge. Ich atme den Duft von Kaffee und den vertrauten Geruch des alten Hauses ein. Ich sehe mich in seinem Wohnzimmer um, und dann sind wieder die Erinnerungen da – hauptsächlich gute. Ein sensorischer Overkill, denke ich und fühle mich plötzlich matt, nostalgisch und als wäre ich wieder dreiundzwanzig.
    «Und?», sagt Leo. «Was meinst du?»
    Ich weiß nicht genau, worauf er hinauswill; also gehe ich auf Nummer sicher und konzentriere mich auf die konkreten Dinge. «Du hast neue Möbel», sage ich.
    «Ja.» Er zeigt auf ein abstraktes Gemälde in Schwarz und Blau und ein zimtfarbenes Wischledersofa, das daruntersteht. «Ich habe hier und da ein bisschen was verändert … Gefällt es dir?» Er sieht mich gutgelaunt an.
    «Natürlich.» Ich versuche, mich zu entspannen und nicht in die Richtung seines Schlafzimmers zu schauen und nicht so viele Erinnerungen hochkommen zu lassen. Zumindest nicht so viele auf einmal.
    «Gut.» Er tut erleichtert. «Du heiratest und ziehst nach Georgia … Da darf ich wenigstens eine neue Couch anschaffen.»
    Ich lächle. «Na, ich glaube, du

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