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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Kaffee immer noch gern so trinke?», frage ich mit kokettem Lächeln.
    «Oh, ich weiß es», sagt Leo. Er verzieht keine Miene, und trotzdem habe ich immer noch das Gefühl, dass er flirtet.
    Ich flirte zurück. «Und woher weißt du das?»
    «Du hast ihn im Restaurant so getrunken.» Er reicht mir den Becher und setzt sich genau an der richtigen Stelle auf die Couch – dicht neben mir, aber nicht zu dicht. «Damals im Januar.»
    «Du hast bemerkt, wie ich meinen Kaffee trinke?»
    «Ich habe alles bemerkt.»
    «Zum Beispiel?», dränge ich, und mich überkommt das vertraute, Leo-bedingte Schwindelgefühl.
    «Zum Beispiel … den blauen Sweater, den du anhattest … und wie du den Kopf zur Seite gelegt hast, als ich hereinkam … und deinen Gesichtsausdruck, als du mir sagtest, dass du verheiratet bist –»
    «Und was war das für ein Gesichtsausdruck?», unterbreche ich, und ich wünschte, er würde das Wort «verheiratet» nicht benutzen.
    «Du weißt, was für ein Gesichtsausdruck.»
    «Sag’s mir.»
    «Einer, der sagt: Ich hasse dich.»
    «Ich habe dich nie gehasst.»
    «Lügnerin.»
    «Okay», sage ich, «ich habe dich irgendwie gehasst.»
    «Das weiß ich.»
    «Und jetzt?» Ich brauche Mut, um in seine braunen Augen zu schauen. «Habe ich diesen Gesichtsausdruck jetzt auch?»
    Leo sieht mir mit blinzelnden Augen forschend ins Gesicht. «Nein», sagt er dann. «Ist weg. Dieser Ausdruck ist weg seit … seit dem Flug von L.A., als ich dich vor dem schmutzigen alten Mann gerettet habe.»
    Ich lache und tue, als laufe mir ein Schauer über den Rücken. «Der war fies.»
    «Ja, das stimmt. Gott sei Dank. Sonst hättest du dich vielleicht nicht so gefreut, mich zu sehen.»
    Ich schüttele den Kopf, aber nicht so, als wollte ich widersprechen. Kein Kommentar , sage ich damit – zumindest keiner, den ich aussprechen kann .
    «Was?», fragt er.
    «Nichts», sage ich. Mein «beruflicher» Aufenthalt hier dauert gerade zehn Minuten, und schon bewege ich mich auf sehr dünnem Eis.
    «Sag’s mir.»
    «Sag du es mir.» Ich nehme den ersten Schluck Kaffee. Er ist ein bisschen zu heiß, aber ansonsten perfekt.
    «Tja … mal sehen … Was kann ich dir sagen?» Leo schaut zur Decke, und ich betrachte seine glattrasierte Wange, die sauber getrimmten Koteletten, die olivfarbene Haut. «Ich kann dir sagen, ich freue mich, dass du gekommen bist. Ich freue mich, dich zu sehen. Ich freue mich sehr …»
    «Ich freue mich auch sehr, dich zu sehen.» Plötzlich bin ich schüchtern.
    «Gut.» Leo nickt, trinkt seinen Kaffee und legt dann die Beine auf den Couchtisch. «Immerhin, hm?»
    «Ja», sage ich, und wir beide schauen zu Boden.
    Ein paar Sekunden später schauen wir uns wieder in die Augen, unser Lächeln verblasst, und ich weiß nicht, warum, aber ich bin sicher, er hat ebensolches Herzklopfen wie ich. Ich denke an Andy und merke, dass mein schlechtes Gewissen fast weg ist, aber gerade das macht mir wieder ein schlechtes Gewissen, zumal als Leo sich räuspert und den Namen meines Mannes laut ausspricht.
    «Weiß Andy, dass du hier bist?»
    Es ist eine einfache Frage, aber ihr zugrunde liegt seine kühne Annahme, dass ich vielleicht nicht nur hier bin, um ein paar Fotos zu machen.
    «Ja», sage ich, und ich weiß, dass meine Antwort keinerlei Klarheit bringt. «Ja» könnte bedeuten, dass die Reise rein beruflich ist und dass ich meinem Mann deshalb natürlich davon erzählt habe. Es könnte auch bedeuten, dass ich ihm alles gebeichtet habe. Oder es könnte bedeuten, dass ich ihm genug gesagt habe, um einen großen Streit und ein Ultimatum auf einem Post-It herbeizuführen.
    «Und …? War es ihm recht?» Leo macht ein besorgtes Gesicht.
    Ich schaue in meinen Kaffeebecher und schüttele den Kopf. Ich hoffe, das sagt genug.
    Anscheinend ja, denn Leo sagt nur: «Das tut mir leid.»
    Ich nicke dankbar. So war es schon immer mit Leo: Zwischen ihm und mir hat es stets einen Subtext gegeben, etwas, das zwischen den Zeilen stand, das sich unter der Oberfläche des Gesagten abspielte.
    Ich drehe den Spieß um. «Und wie ist es mit deiner Freundin?»
    Er schüttelt den Kopf, macht eine schneidende Bewegung mit der Hand und klickt mit der Zunge. «Das ist erledigt.»
    «Ihr habt euch getrennt?»
    «Yep.» Er nickt.
    «Wann?», frage ich, aber eigentlich will ich wissen: Warum? Wer von euch hat es getan?
    «Vor ein paar Wochen», sagt er unbestimmt.
    «Möchtest du … darüber reden?»
    «Möchtest du darüber reden?», fragt

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