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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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nicht anders – ich schließe die Augen und sage die Worte auch.

Vierunddreißig
    Die Welt um uns ist nicht mehr da, als Leo und ich flüsternd in einer Ecke eines vollen U-Bahnwagens sitzen und im Zickzack unter der Erde von Brooklyn durch Manhattan zurück nach Queens fahren. Die Zeit verfliegt, wie eine Rückfahrt fast immer schneller vergeht als die Hinfahrt.
    Ich weiß, was ich hier tue, ist falsch, schwach und unentschuldbar, aber ich habe Gründe, rede ich mir zumindest ein, indem ich meine Klagen aufzähle: Andy versteht meine Gefühle nicht. Schlimmer noch – er versucht nicht mal, meine Gefühle zu verstehen. Er hat mich gestern Abend verlassen. Er hat heute nicht angerufen oder seine harte Haltung aufgegeben. Er ist es, der ein Ultimatum gestellt hat. Offenbar liegt ihm mehr an seiner Familie, seiner Heimatstadt, seinem Job und allem, was er will, als an mir. Aber all dem zugrunde liegt vielleicht ganz einfach dies: Er ist nicht Leo. Er ist nicht der Mann, der vom ersten Tag an mein Innerstes nach außen und mein Oberstes nach unten wenden konnte – zum Guten und zum Schlechten.
    Da sind wir also. Machen da weiter, wo wir nach dem Rückflug von L.A. aufgehört haben, und legen die Finger erwartungsvoll ineinander. Ich weiß nicht genau, was passieren wird, aber ich weiß, ich werde ehrlich sein – zu mir selbst, zu Andy und zu Leo. Und ich werde meinem Herzen folgen, ganz gleich, wohin es mich führt. Das schulde ich mir selbst. Das schulde ich allen.
    Schließlich stehen wir gleichzeitig auf und treten hinaus auf den Bahnsteig, an den ich mich so gut erinnere. Mein Puls rast, und trotzdem bin ich friedlich. Es ist eine schöne, klare Nacht; man könnte eine Million Sterne sehen, wenn man nicht in der Stadt wäre, und als wir die Treppe zur Straße hinaufsteigen, erinnere ich mich an Nächte wie diese. Ich weiß, dass auch Leo an die Vergangenheit denkt, denn er nimmt meine Hand, und seine Entschlossenheit ist sehr sexy. Keiner von uns sagt etwas, bis wir in seine Straße einbiegen und er mich fragt, ob mir kalt ist.
    «Nein», sage ich, und mir wird klar, dass ich zittere – aber nicht vor Kälte.
    Leo sieht mich an, und in diesem Augenblick klingelt mein Handy gedämpft in der Tasche meines Trenchcoats – zum ersten Mal an diesem Tag. Wir tun beide so, als hörten wir es nicht, und wir gehen schneller, als könnten wir das Klingeln abschütteln. Irgendwann hört es auf, aber nach wenigen Schritten klingelt es wieder, irgendwie lauter jetzt, dringlicher. Ich lasse Leos Hand los und ziehe das Telefon aus der Tasche, und ich hoffe und fürchte, dass es Andy ist.
    Wenn du gehst, komm nicht wieder , höre ich ihn sagen. Ich halte den Atem an und sehe Suzannes Namen auf dem leuchtenden Display. Ich atme auf, erleichtert und enttäuscht zugleich. Leo schaut weg und sagt nichts, und ich stelle das Handy auf lautlos und stecke es wieder in die Tasche und lasse die Hand dort.
    Inzwischen sind wir nur noch wenige Schritte von seiner Haustür entfernt. Das Adrenalin schießt durch meine Adern, und einen Augenblick bin ich überwältigt von meinen Schuldgefühlen, sodass ich wie angewurzelt stehen bleibe. Leo sieht mich an und fragt: «Was ist?»
    Ich zucke die Achseln und lächle zaghaft, als wüsste ich keine Antwort. Aber ich denke: Ich wünschte, ich könnte diesen Augenblick einfrieren, meine endgültige Entscheidung irgendwie aufschieben und einfach in der Schwebe bleiben – zwischen zwei Orten, zwei Welten, zwei Lieben.
    Wir gehen die Treppe hinauf, und ich bleibe neben Leo stehen, während er die Tür aufschließt. Wir treten ein, und ich erkenne den vertrauten Geruch der Vergangenheit. Ich habe einen Knoten im Magen. Es ist wie in der Nacht vor der Geschworenenentscheidung, wie in der ersten Nacht, die wir zusammen verbracht haben – das erwartungsvolle Schwindelgefühl ist das gleiche, auch ohne die Drinks. Alles, wirklich alles, kann geschehen. Und etwas wird geschehen. Ich stelle meine Kameratasche in der Diele ab. Wortlos gehen wir zu seiner Couch, aber wir setzen uns nicht. Leo wirft seine Schlüssel auf den Couchtisch und knipst die kleine Lampe mit dem roten Schirm an, die auf dem Beistelltisch steht. Dann sieht er blinzelnd auf seine Uhr und sagt: «Unser Tisch ist in fünfundzwanzig Minuten reserviert.»
    «Wo?», frage ich, aber eigentlich ist es nicht wichtig.
    «Ein kleiner italienischer Laden. Nicht weit von hier», sagt er vorsichtig, beinahe nervös. «Aber wir müssten uns

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