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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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gutaussehenden, brillentragenden Börsenmakler, mit dem sie fast zwei Jahre zusammen war, bevor sie Webb kennenlernte.
    «Ja. Genau den.»
    Sie blinzelt. «Okay. Ich sehe es vor mir … Brad in seinem Wallstreet-Anzug, wie er draußen den Rasenmäher schiebt.»
    «Wäre Webb dann sauer?»
    «Kann sein», sagt sie. «Aber ich würde Brad niemals engagieren. Wir reden überhaupt nicht mehr miteinander.»
    «Warum nicht?» Das ist ja schließlich die Crux des Ganzen: Warum behält man den Kontakt zu bestimmten Verflossenen und zu anderen nicht? Warum darf man mit einigen befreundet sein und mit anderen nicht? Gibt es da einen komplizierten Test oder eine ganz einfache Antwort?
    «Ach, ich weiß nicht.» Margot macht ein besorgtes Gesicht. Einen Moment lang befürchte ich, sie hat mich durchschaut, aber dann zieht sie eine schwarze Hose und ein Paar schwarze Lackleder-High-Heels mit offener Spitze an und sieht wieder ganz zufrieden aus. Leo ist der Letzte, an den sie denkt. Ich wünschte, mir ginge es genauso. «Warum? Vermisst du Brad irgendwie?»
    Ich lächle und zucke die Achseln. «Keine Ahnung … Ich hab mich nur gefragt, was eigentlich die goldene Regel für den Umgang mit Ex-Freunden ist. Ein interessantes Thema, finde ich.»
    Margot denkt kurz nach und erklärt dann sehr entschieden: «Okay. Wenn du total über ihn weg bist, und wenn er total über dich weg ist, und wenn es sowieso nie besonders ernst war, dann spricht überhaupt nichts gegen ein gelegentliches, freundschaftliches Hallo. Oder gegen ein bisschen unschuldige Gartenarbeit. Immer vorausgesetzt, dein derzeitiger Lover-Schrägstrich-Ehemann ist kein kompletter Psycho-Freak. Andererseits, wenn du mit einem Psycho-Freak zusammen bist, hast du sehr viel größere Probleme als die Frage, wer deinen Garten machen soll.»
    «Das stimmt.» Ich bin sehr zufrieden mit ihrer Zusammenfassung und noch zufriedener über das Schlupfloch, das sie mir, ohne es zu wissen, eröffnet hat. «Sehr gut gesagt.»
    Beschwingt teile ich ihr mit, dass ich mir jetzt die Zähne putzen und mich schminken werde, und dann bin ich allein im Gästebad, die Tür ist abgeschlossen, und der Wasserhahn rauscht mit voller Kraft. Ich vermeide es sorgfältig, in den Spiegel zu schauen, als ich meine Handtasche öffne und mein Telefon herausnehme.
    Schließlich, denke ich mir und lasse mir Margots kluge und vernünftige Auffassung noch einmal durch den Kopf gehen, ist absolut nichts gegen ein paar gelegentliche freundschaftliche Worte einzuwenden, wenn man total über jemanden hinweg ist.

Zehn
    Ellen. Leo hier. Schau, ich hab eine Frage an dich. Ruf mich an, wenn du kannst .
    Leos Nachricht, vier Sekunden und sechzehn Wörter lang, schafft es dennoch, mich auf eine Weise zu faszinieren, was mich verwirrt und zugleich ärgerlich macht. Ich stehe ein ganze Weile am Waschbecken und starre ins Leere, und dann höre ich sie noch einmal ab, nur um sicher zu sein, dass mir nichts entgangen ist. Natürlich ist mir nichts entgangen. Also drücke ich die Löschtaste und sage laut: Da kannst du lange warten, mein Junge .
    Wenn Leo sich einbildet, er kann all die Jahre verstreichen lassen und dann einfach anrufen wie in alten Zeiten, weil er angeblich eine Frage hat, und ich habe dann nichts Eiligeres zu tun, als dringend zurückzurufen – tja, dann wird er wohl nochmal nachdenken müssen. Im günstigsten Fall ist er anmaßend, und schlimmstenfalls will er mich manipulieren.
    Empört putze ich mir die Zähne und streiche dann sorgfältig einen neuen, rosenfarbenen Lippenstift auf meine volle Unter- und die schmalere Oberlippe. Ich tupfe mir den Mund mit einem Kleenex ab, merke, dass ich zu viel weggenommen habe, und wiederhole den Vorgang, und dann trage ich noch eine Lage klaren Lipgloss auf. Ich pudere Wangen, Stirn und Kinn mit einem Bronzepuder und ziehe mir mit einem anthrazitgrauen Eyeliner den Lidstrich. Noch einen Hauch Mascara auf die Lider und ein bisschen Concealer unter die Augen, und ich bin fertig. Ich schaue in den Spiegel, lächle ein bisschen und entscheide, dass ich hübsch bin – auch wenn im weichen Licht in Margots Badezimmer jede hübsch aussähe. Wie ihre Mutter hat Margot nichts übrig für Leuchtstofflampen.
    Ich öffne die Tür zum Gästezimmer und sage mir: Die Voicemail abzuhören, ist eine Sache, aber Leo zurückzurufen, ist etwas anderes. Und ich werde ihn nicht so bald zurückrufen – wenn überhaupt. Ich knie mich vor die Reisetasche und wühle nach meiner kleinen,

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