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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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erstickenden Heimatstadt, raus aus dem geschützten College-Leben, und immer ein bisschen im Schatten der strahlenden besten Freundin.
    Ich sehe, wie ich mich zum ersten Mal verliebe, und wie diese verzehrende Liebe – wie Leo – die Antwort auf alles zu sein scheint. Er war, wie ich sein wollte: leidenschaftlich, seelenvoll und stark. Wenn ich bei ihm war, fühlte ich mich meinem Ideal näher. Aber je mehr ich mich auf diese Beziehung einließ, desto unsicherer wurde ich. Damals kam es mir so vor, als sei das nur Leos Schuld, aber in der Rückschau weiß ich, dass auch ich meinen Anteil daran habe. Zumindest kann ich jetzt sehen, warum ich in seinen Augen an Attraktivität verloren habe.
    Ich denke an das, was Leo heute gesagt hat: dass er sich selbst zu ernst genommen habe. Vielleicht stimmt das, aber ich sehe auch, dass ich mich selbst nicht ernst genug genommen habe. Diese Kombination war für unsere Beziehung tödlich.
    «Ja. Ich bilde mir gern ein, dass ich mich ein bisschen entwickelt habe», sage ich, als ich mich an andere Momente aus unserer Beziehung erinnere – Momente, die ich verdrängt oder einfach vergessen habe. Ich erinnere mich zum Beispiel, wie sehr Leo gute Diskussionen liebte und wie seine Augen manchmal verärgert flackerten, wenn ich keine Meinung hatte. Ich erinnere mich, wie genervt er von meinem Mangel an Unabhängigkeit war, wie gereizt er auf meine Neigung reagierte, mich zufriedenzugeben oder den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, beruflich oder intellektuell.
    «Wir waren beide noch lange nicht erwachsen … und wir mussten noch viel von der Welt sehen und selbst herausfinden.» Leo bestätigt mir, dass nicht nur ich gerade an unsere Beziehung denke.
    «Und?», frage ich. «Hast du was herausgefunden?»
    «Ein paar Dinge, ja», sagt er. «Aber das Leben ist eine lange Reise, weißt du?»
    Ich nicke und muss an meine Mutter denken. Wenn man Glück hat .
    Ein paar Minuten vergehen, und mir wird klar, dass ich zum ersten Mal seit unserem gemeinsamen Jurydienst nicht mehr säuberlich einordnen kann, was er damals eigentlich für mich war. Er war nicht der Mann meiner Träume, der perfekte, den ich in jener Zeit auf den Sockel gehoben habe. Er war auch nicht der Schurke, den Margot, so gut sie konnte, dämonisierte. Und eigentlich war er auch nichts dazwischen – er war damals nur der falsche Mann für mich. Nicht mehr und nicht weniger.
    «Du musst müde sein», sagt Leo nach langem Schweigen. «Ich lasse dich jetzt ein bisschen schlafen.»
    «Nein», sage ich, «lass uns noch ein bisschen reden …» Ich höre das Lächeln in seiner Stimme. «Das hast du immer gesagt …»
    In diesem Augenblick gehen mir ein Dutzend verschiedene Gedanken durch den Kopf, allesamt unangebracht – und um ein Haar platze ich damit heraus. Stattdessen lenke ich das Gespräch in eine andere Richtung und stelle die Frage, die mir seit unserem Treffen auf der Kreuzung unter den Nägeln brennt. «Und? Bist du jetzt mit jemandem zusammen?»
    Ich verziehe keine Miene, als ich mich auf seine Antwort gefasst mache, und fürchte eine Welle der Eifersucht, die ich auf keinen Fall empfinden will. Aber als er nickt, bin ich nur erleichtert, obwohl ich sofort eine statueske Schönheit vor mir sehe, mit ausländischem Akzent, bezauberndem Esprit und einer unwiderstehlichen boshaften Ader. Eine Diva von der Sorte, über die Nico in «Femme Fatale» von Velvet Underground singt. Ich stelle mir vor, dass sie einen Pilotenschein hat und mit den Jungs Tequila trinken kann, aber zugleich für Leo Pullover strickt und mit mindestens drei verschiedenen Sorten Olivenöl kocht. Sie ist geschmeidig und langgliedrig und sieht im Abendkleid genauso gut aus wie in einem weißen Tank Top und Leos Boxershorts.
    «Das freut mich», sage ich ein bisschen zu enthusiastisch. «Bist du … ist es … was Ernstes?»
    «Ich nehm’s an … Wir sind seit zwei Jahren zusammen», sagt er, und dann überrascht er mich: Er schiebt die Hand in die Gesäßtasche, zieht seine Brieftasche hervor und nimmt ein Foto heraus. Leo ist für mich nicht der Typ, der ein Foto seiner Freundin in der Brieftasche hat, und schon gar nicht der Typ, der es herumzeigt. Aber ich bin wirklich geschockt, als ich meine Leselampe einschalte und eine ziemlich unauffällige Blondine sehe, die neben einem mannshohen Kaktus posiert.
    «Wie heißt sie?», frage ich und betrachte ihre trainierten, sonnengebräunten Arme, den frechen Kurzhaarschnitt und das breite

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