Männer sind Helden
mit dem blöden Sie aufhören.“ Gabi war sofort einverstanden, also prosteten wir uns zu, und dann küsste ich sie sanft auf die Lippen. Der Kellner brachte unsere Vorspeise, und wir unterhielten uns über ihre Pläne für die Zukunft. Ihr Traum war es, bald zu heiraten und Kinder zu bekommen. Sie war Einzelkind und hatte sich schon immer eine richtige Familie gewünscht. „Ich habe immer davon geträumt, dass mein Mann und meine Kinder an einem großen Tisch in der Küche sitzen, und ich koche für sie.“
Für wenige Sekunden dachte ich an Isabel. Ihre Träume sahen ganz anders aus. Sie wollte berufstätig sein, Karriere machen und vielleicht später einmal Kinder kriegen. Eigentlich war sie mutiger als Gabi, die nur auf die lebenslange Versorgung wartete.
Gegen Mitternacht verließen wir das Lokal, und als ich Gabi fragte, ob sie noch mit zu mir kommen wolle, sagte sie Ja.
Ich öffnete die Tür und presste sie in der Dunkelheit an mich. Wir küssten uns, während ich behutsam ihre Brüste streichelte. Sie seufzte, und ich führte sie zu meinem Bett. Ich öffnete den Reißverschluss ihres Kleides, es fiel mit einem leisen Knistern zu Boden. Sie beugte sich vor, um den Knoten meiner Krawatte zu lösen. Als wir nackt unter meiner Decke lagen, regte sich bei mir auf einmal nichts mehr. O Gott, ich bekam keinen hoch! Es war entsetzlich! Zum Glück war es dunkel, sonst hätte Gabi die Schamesröte in meinem Gesicht gesehen.
„Das macht doch nichts“, sagte sie leise, und durch diese Worte wurde für mich alles noch schlimmer. Ich schaltete die Nachttischlampe an und griff zu meiner Zigarettenschachtel. „Ich glaube, ich gehe jetzt lieber“, sagte sie und fischte ihren Slip vom Boden. Ich betrachtete sie, während sie ihre Strümpfe glatt strich. „Es hat nichts mit dir zu tun“, sagte ich. „Ich meine, du bist wirklich sehr verführerisch. Vielleicht liegt es daran, dass ich zuviel Skigefahren bin.“
„Ist schon in Ordnung“, sagte sie und küsste mich freundschaftlich auf die Stirn. „Bis morgen!“ Dann verließ sie mich.
Ich lag stundenlang auf meinem Bett, rauchte und starrte gegen die Decke.
Wann war mir so etwas das letzte Mal passiert? Ich glaube, da bin ich siebzehn Jahre alt gewesen. Ich war unsterblich in ein Mädchen aus unserer Clique verliebt. Sie hieß Nicole und war die hübscheste von allen. Ich versuchte, mich an sie ranzumachen, aber sie ließ mich nur abblitzen. Stattdessen zog sie mit einem reichen Söhnchen aus einer anderen Clique los. Eines Tages kam sie mich ohne vorherige Ankündigung besuchen. Ich wohnte damals schon nicht mehr zu Hause, sondern mit zwei Kumpels in einer WG. Sie setzte sich auf mein Bett, schlug die Beine übereinander und rauchte abwartend eine Zigarette. Als ich sie küsste, ließ sie es widerstandslos geschehen. Mein Herz pochte bis zu den Schläfen. Gleich werde ich mit Nicole schlafen, dachte ich. Aber Pustekuchen. Mein kleiner Freund machte mir einen Strich durch die Rechnung. Je mehr ich mich auf ihn konzentrierte, desto erfolgreicher weigerte er sich, mir zu gehorchen. Am nächsten Tag war die halbe Schule über mein Missgeschick informiert, und alle lachten hinter vorgehaltener Hand über mich. Ich fühlte mich als totaler Versager. Jetzt fiel mir die Geschichte vom Bordell auch wieder ein, aber das zählte eigentlich nicht.
Am nächsten Morgen hatte ich denkbar schlechte Laune. Die wurde auch nicht dadurch besser, dass ich Udo und Dörte sah. Die beiden turtelten ungeniert. Udo hatte es wieder einmal geschafft. Ich vermied es, Gabi beim Frühstück in die Augen zu sehen. Zum Glück reisten die beiden abends ab. Ich versprach, ihr zu schreiben, und wir küssten uns zum Abschied. Udo und Rudi verloren über Gabi kein Wort mehr. Die beiden waren eben echte Kumpels. Wir verlebten noch ein paar schöne Tage auf der Piste. Keiner von uns unternahm den Versuch, irgendwelche Skihasen aufzureißen.
30. Kapitel
Zu Hause warteten auf mich jede Menge Arbeit und graues Nieselwetter. Ich hörte den Anrufbeantworter ab, aber es war keine Nachricht von Isabel darauf. Von Udo erfuhr ich, dass sie immer noch bei Irene wohnte. Ich wusch meine schmutzige Urlaubswäsche, ging einkaufen, vor allem Tiefkühlgerichte, und verbrachte meine Abende vor dem Fernseher. Tagsüber ging ich ins Büro, aber ohne die rechte Lust. Meine Arbeit machte mir auf einmal keinen Spaß mehr. Immer nur Schiedsverfahren, Scheidungen und Schadensfälle. Sollte das bis zur Rente so
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