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Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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ich für durchaus angemessen.
    »Trauerst du immer noch dem faulen Holger nach?«, fragte Rebecca, als ich gerade zur Tür hereingeschlurft war.
    »Was heißt denn hier immer noch?«, fragte ich mürrisch zurück. »Wie viel Trauerzeit räumst du mir denn ein, wenn ich nach fünf Jahren vom Mann meines Lebens verlassen werde?«
    »Er war nicht der Mann deines Lebens, sondern ein lethargischer Muskelberg ohne Hirn«, behauptete Rebecca und lachte. »Länger als eine Minute um ihn zu trauern, wäre reine Zeitverschwendung!«
    »Ich liebe ihn aber«, sagte ich so überzeugend, dass ich es für einen Augenblick selbst glaubte.
    Rebecca lachte wieder. Ich sagte, dass sie etwas Rücksicht auf meinen Zustand nehmen und wenigstens das blöde Lachen sein lassen könne. Da lachte sie noch mehr.
    Als sie später von Kaspar zu einem Stadtbummel abgeholt wurde, sahen die beiden so glücklich aus, dass einem schlecht werden konnte. Kaum waren sie gegangen, kam die alte Kiebig mit ihrem Brathund in den Laden und setzte sich ungefragt auf einen Stuhl an der Wand. Ich hatte nicht den Mut, sie rauszuschmeißen.
    »Sie, müssen Sie denn das Kleid mit ihren klebrigen Händen anfassen?«, rief sie mit ihrer meckrigsten Stimme und deutete mit ihrem knochigen Zeigefinger auf eine erschreckte Kundin. Der Brathund kläffte schrill.
    »Ich habe überhaupt keine klebrigen Hände«, murmelte die Frau. Aber sie trat unter den giftigen Blicken von Hund und Frauchen den Rückzug durch die Ladentür an. Ich konnte mich nicht dazu aufraffen, ihr nachzulaufen.
    Ein hübsches Mädchen und ein hübscher Mann betraten den Laden. Sie sahen aus, als wären sie frisch verliebt. Ich hasste sie. Der Kiebig ging es genauso.
    »Pass auf, Kind, das schlampige Pack will was klauen«, zischte sie gut hörbar, »das sehe ich denen doch an.«
    Das schlampige Pack hörte auf, sich verliebt anzulächeln und warf hilfesuchende Blicke zu mir herüber. Ich aber vermied es feige, in ihre glücklichen Gesichter zu sehen und ließ zu, dass der Brathund sich knurrend an ihre Fersen heftete und sie aus dem Laden trieb.
    »Gut gemacht, du wachsame Silvia du«, lobte die Alte den Köter. Das haarlose Ungetüm war ein weiblicher Brathund, nach der schwedischen Königin benannt. »Das waren Tagediebe und Taugenichtse.«
    Ich betrachtete sie voll Abscheu. Und plötzlich sah ich in ihr eine Vision von mir selber in dreißig Jahren. Ich erschrak.
    »Das waren nette, harmlose Leute«, sagte ich heftig. »Und außerdem war es Kundschaft, die Sie vertrieben haben.«
    »Ich habe schon verstanden«, meckerte die Kiebig gekränkt, »das ist sowieso eine Wirtschaft hier, nicht mit anzusehen. Komm, Silvia, wir sind hier nicht erwünscht.«
    Als sie weg waren, legte ich den Kopf auf die Ladentheke und heulte laut los. Gerade da kam meine Cousine Zarah herein. Sie war seit mindestens zehn Jahren ununterbrochen glücklich verheiratet, und bei ihrem Anblick schluchzte ich noch lauter.
    »Was ist denn mit dir los, Süße?«, fragte sie.
    »Ich will nicht so werden wie die Kiebig«, schniefte ich.
    »Ich glaube nicht, dass die Gefahr besteht«, meinte Zarah. »Liebeskummer?« Sie streichelte mitfühlend über mein Haar.
    Ich nickte stumm.
    »Also, wenn es wegen dieser müden Zaunlatte ist, mit der du dich die letzten Jahre herumgeschlagen hast, dann musst du wirklich nicht traurig sein.«
    Ich fand, dass ich ein bisschen mehr Mitleid verdient hatte, und hörte verärgert auf zu heulen.
    »Siehst du, es ist schon wieder gut«, sagte Zarah unbekümmert und fragte mich übergangslos, ob ich kommende Woche Donnerstag auf ihre drei Kinder aufpassen könne. Das machte ich öfter und eigentlich auch gern. Deshalb sagte ich ja.
    »Wenn es möglich ist, würde ich dich bitten, über Nacht zu bleiben, weil wir gern mal wieder so richtig lange wegbleiben würden«, sagte Zarah. »Du könntest im Gästezimmer schlafen, nur für alle Fälle.«
    Ich hatte nichts dagegen.
    »Meine Schwester heiratet im September. Habt ihr schon die Einladungen bekommen?«, fragte Zarah und schüttelte sich angewidert. »Weiße Glanzpappe mit goldgeprägter Hochzeitskutsche!«
    Ich stieß einen wehen Laut aus.
    »Ja, scheußlich, das finde ich auch«, stimmte Zarah zu. »Eine ganz widerliche goldgeprägte Kutsche.«
    Ich seufzte abgrundtief.
    »Na, hör mal, du wirst doch nicht die arme Simone um ihr zukünftiges Eheglück mit Pietäten-Ralf beneiden?«, fragte Zarah.
    Pietäten-Ralf war der Name, den wir Simones seriösem

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