Maenner und andere Katastrophen - Roman
blitzschnell aus meinem Sessel und trug mich zu meinem Bett, wo er sich die Klamotten vom Leib riss und sich auf mich warf, schneller als ich »Huch!« denken konnte. Und was hatte er gesagt?
»O, Mann, ich kenne ne Menge Frauen, die haben sogar Probleme, einen Orgasmus zu bekommen«, fuhr er fort. »Aber ich weiß, du gehörst nicht dazu!«
Wie er zu diesem Schluss kommen konnte, war mir ein Rätsel. Ich wünschte überhaupt, er würde den Mund halten! Sein merkwürdiges Geschwätz war tödlich für jede Form der lustvollen Erregung. Zumal ich nur zwei Gläser und nicht zwei Flaschen Sekt getrunken hatte. Aber den Gefallen tat er mir nicht.
»Ich kenne keine sexuellen Tabus, o Mann«, erklärte er, »und deshalb nehm ich mir am liebsten die hemmungslosen Frauen.«
»Was für Tabus?«, fragte ich alarmiert.
»Ich weiß, dass es für dich auch keine Tabus gibt«, sagte Oliver, obgleich ich völlig regungslos auf die Matratze gequetscht dalag und nur mit Mühe Hilferufe unterdrückte. »Das habe ich gleich gesehen.«
Ich lauschte seinen Worten wie gelähmt, unfähig zu jeder vernünftigen Reaktion.
»Das wird hypergeil mit uns, o Mann. Du solltest aber wissen, dass ich kein Arschficker oder so bin«, grunzte Oliver in mein Ohr. »Ansonsten mach' ich jede Stellung mit, Mausi.«
Der Typ hatte offensichtlich nicht alle gestreiften Murmeln im Sack!!!
»Von vorn, von hinten, von der Seite, o Mann, alles, was du willst«, zählte Oliver auf und drückte mich noch mehr platt.
Hysterisches Gelächter stieg in mir hoch, wie immer völlig unpassend. Dabei hatte der Junge doch so harmlos und nett gewirkt.
»Ich hab auch nichts dagegen, einen geblasen zu bekommen, o Mann, wenn's gut gemacht wird«, teilte er mir weiter mit, »aber das können die wenigsten Frauen.«
Ich wusste, dass ich ihn spätestens jetzt aus dem Bett und der Wohnung hätte werfen müssen, aber aus mir später unerklärlichen Gründen tat ich nichts dergleichen. Die ganze peinliche Geschichte war einfach schon zu weit fortgeschritten, und in diesem Augenblick hatte ich das absurde Gefühl, die Suppe, die ich mir eingebrockt hatte, auch auslöffeln zu müssen. Zur Strafe, dass ich nicht eher gemerkt hatte, mit was für einem ich mich da eingelassen hatte.
Glücklicherweise ging alles viel schneller, als ich dachte. Und ich musste gar nichts dazu tun.
»Ich werde dich jetzt einreiten!«, verkündete Oliver und steckte mir seine Zunge ins Ohr. »Du bist eine wilde Stute, und ich ein wilder Hengst.«
Und ohne seinen Worten irgendwelche Taten folgen zu lassen, fühlte ich verblüfft, dass er just in diesem Augenblick aufhörte, ein wilder Hengst zu sein. Ich hielt erstaunt die Luft an. O Mann. Gelächter begann mich zu schütteln.
»So!«, konnte er noch sagen, und dann war es auch schon vorbei.
»Das war sensationell«, stöhnte Oliver in mein Ohr.
Das war es wirklich. Sensationell. Noch peinlicher als die fünf Minuten Originalton aus »Heiße Stuten, wilde Hengste« vorher.
Mein Lachkrampf lies langsam nach. Was gab es da auch zu lachen? Kein Mensch würde mir diese Story glauben. Ich glaubte sie ja selbst kaum.
»Du sagst ja gar nichts«, stellte Oliver fest. »Noch völlig platt, was?«
Er ahnte nicht, wie recht er hatte. Mehr noch als das Geschehene verblüffte mich sein ungebrochenes Selbstwertgefühl. Mein Schweigen schien ihn allerdings vorübergehend zu verunsichern.
»Ich fand, das war wirklich einsame Spitze«, sagte er beinahe flehentlich, und da tat er mir doch leid. Aber ich konnte einfach kein Wort über meine Lippen bringen. Oliver schien das gewöhnt zu sein.
»Du bist wirklich die wunderbarste, sinnlichste und unterhaltsamste Frau, die ich je kennen gelernt habe«, murmelte er nämlich schließlich in zufriedenem Tonfall, legte den Kopf auf meine Brust und schlief ein.
Das hatte ich nun davon.
Wenn ich ihm wenigstens gesagt hätte, was für ein Versager er war, wäre er jetzt auf dem Weg nach Hause und läge nicht wie ein Wackerstein unter meinem Kinn. So was passierte wohl nur mir.
Als ich Olivers Kopf von meiner Brust schob, murmelte er: »Ich liebe dich, Tina.«
Wie schön für Tina.
Ich stand auf, um mir ein Glas Wasser zu holen. Auf dem Küchentisch fand ich einen Brief von Mo, der mir vorher im Drang der Ereignisse entgangen war.
»Sehr geehrte Interessentin«, las ich, »nach langen Überlegungen und Erwägungen können wir Ihnen folgende Bewerber als Mieter sowie als künftigen Liebhaber in der engeren Wahl
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