Maenner und andere Katastrophen - Roman
Sooo unmöglich war das schließlich auch nicht. Wahrscheinlich war ich sogar gerade dem Mann meines Lebens begegnet und hatte diese Chance mit meiner miesen Laune für immer vertan!
Ein Scheißtag eben.
Auf dem Rückweg von der Bücherei war ich, wenn überhaupt möglich, noch mieser drauf. Die säuerliche Bibliothekstante hatte mir nicht nur die Bücher, sondern zwei Stundenlöhne Säumnisgebühren abgenommen. Immerhin war mein Rucksack jetzt leichter.
Im Café gegenüber der Volkshochschule hing ein Haufen lethargischer Gäste herum und lechzte nach kühlen Getränken. Ich wollte nur nach Hause, um mich endlich in eine Wanne, randvoll mit eiskaltem Wasser, zu legen. Da fiel mein Auge auf einen Tisch ganz außen. Er zog meinen Blick deshalb magisch an, weil sich dort ein Pärchen ungeachtet der Hitze enggeschlungenen auf einen Stuhl gequetscht hatte und heftig miteinander knutschte.
Der Mann war ganz eindeutig und unzweifelhaft Oliver, der wilde, kleptomanische Hengst.
Ein Blitz zuckte mitten auf den Josef-Haubrich-Platz.
Was sollte ich tun? Mich vor den beiden aufbauen und schreien: »Du Dreckschwein hast wohl ganz vergessen, dass du vorgestern noch zu mir gesagt hast, ich sei die wunderbarste, sinnlichste und unterhaltsamste Frau, die du jemals kennen gelernt hast!?« Oder den freien Stuhl nehmen und damit auf die beiden eindreschen?
Warum eigentlich?
Was hatte ich mit diesem Menschen zu schaffen? Nur weil er einmal aus Versehen in meinem Bett gelandet war, wollte ich den Typ doch nicht für immer auf dem Hals haben, oder? Ihn und sein peinliches Sexfilm-Vokabular. Ich ärgerte mich grün und blau, dass ich ihm gegenüber beinahe noch ein schlechtes Gewissen gehabt und mich für ein herzenbrechendes, männermordendes Satansweib gehalten hatte. Mein Gott, was war ich doch blöd.
»Mein Gott, was war ich doch blöd!!!«, schrie ich. Meine Worte verloren sich barmherzigerweise im Getöse des Donners, als das Gewitter endlich mit voller Macht losbrach. Sintflutartiger Regen durchnässte mich im Nu bis auf die Haut und weckte meine Lebensgeister.
»Donner und Blitz!«, schrie ich, schwenkte meinen Strohhut und tanzte durch den Regen wie eine Wahnsinnige. »Das passiert mir nie wieder! Ich schwör's beim Donner! Nie wieder!«
Donnerstag
Als die Marode am nächsten Morgen für ein ausgedehntes Viertelstündchen im Damenklo verschwand, rief ich Katja an und erzählte ihr, dass ich Oliver mit einer anderen Frau gesehen hätte. »Ja, das Schwein betrügt seine Freundin auch«, sagte Katja lakonisch. »Seine Freundin?«, wiederholte ich entgeistert. Da fiel mir ein, dass ich Katja noch mit keinem Wort über meine Rendezvous mit Oliver und deren Verlauf informiert hatte.
»Ja, so eine süße Rothaarige«, sagte Katja. »Die war auch auf meinem Geburtstag.«
Rothaarig war das Weib, das ich gestern auf dem Korbstuhl erwischt hatte, aber nicht gewesen. Das hieß, das Schwein betrog seine Freundin gleich zweifach, mit mir und mit diesem schamlosen Flittchen von gestern.
»Heißt sie zufällig Tina?«, fragte ich sicherheitshalber.
»Nein, sie heißt Cornelia. Warum?«
»Warum hast du mir nicht eher erzählt, dass der eine Freundin hat?«, fragte ich anklagend. Katja verstand sofort.
»So ein ...«, sagte sie empört. »Und was wirst du jetzt tun?«
Das wusste ich auch nicht so genau. »Ich bin eigentlich froh, dass ich ihn los bin«, sagte ich ehrlich.
»Das kannst du auch sein«, stimmte mir Katja zu, »aber so ungeschoren würde ich ihn nicht davonkommen lassen. So ein Betrüger.«
Ich erinnerte mich an unsere gemeinsame Nacht und musste lachen.
»Ich glaube, wirklich betrügen kann er seine Freundin gar nicht«, kicherte ich schadenfroh.
Normalerweise stehe ich ja auf dem Standpunkt, dass man Details bezüglich erotischer Abenteuer, wenn man denn mal eines hatte, niemandem, auch nicht der besten Freundin, mitteilen darf. Getreu dem Motto: »Die Gentle-Frau genießt und schweigt.« Aber von Genuss konnte hier schließlich keine Rede sein. Also beeilte ich mich, Katja en detail über Olivers kleines Malheur und die vorausgegangenen verbalen Peinlichkeiten zu informieren.
Katja lachte sich halbtot. »Und du hast nichts gesagt?«
»Kein Wort.«
»Du solltest es tun«, meinte Katja, als die Marode mit neugerichteter Frisur vom Klo zurückkam. »Es kann nicht angehen, dass er herumläuft und sich für Masters und Johnson hält.«
Die Marode setzte sich wieder, blätterte in den Akten herum und hatte Ohren
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