Maenner und andere Katastrophen - Roman
so groß wie Satellitenschüsseln.
»Wenn er sich noch mal meldet, werde ich ihm einen Sexualtherapeuten empfehlen«, versprach ich. »Wie geht es Jens, dem Arsch?«
»Letzte Woche war der Arsch zweimal erst um drei Uhr morgens zu Hause«, erzählte Katja. »Er war bei einem Kommilitonen zum Lernen, haha.«
»Gib dir endlich einen Ruck und ihm einen Tritt in den Hintern«, sagte ich ernst. »Es wird höchste Zeit.«
»Ich weiß«, seufzte Katja. »Aber ich hätte gern einen anderen Anlass. Ich würde mich besser fühlen, wenn nicht er eine andere Frau, sondern ich einen anderen Mann hätte.«
Ich konnte sie verstehen.
»Männer sind nicht immer einfach«, hauchte die Marode, als ich aufgelegt hatte.
Ich schaute sie überrascht an.
»Man braucht eine Menge Fingerspitzengefühl, um ihnen wirklich gerecht zu werden«, fuhr sie fort.
»Und wer will das schon?«, sagte ich, setzte mir die Kopfhörer auf und hackte auf die Tastatur ein.
Ich beeilte mich mit der Arbeit, um pünktlich zu Hause zu sein, weil Rebecca für heute die vier Top-Kandidaten von der Mieterliste für die Kiebig-Wohnung zu einer Besichtigung eingeladen hatte.
»Ich bin ja so gespannt«, sagte Rebecca in freudiger Erwartung.
Und ich erst! Als Erster kam der vielversprechende, junge Rundfunkmoderator. Er sah über alle Maßen nett aus. Aber das tat seine Freundin auch, und die hatte er in seinem Brief einfach unterschlagen.
»Die sind aber nett«, flüsterte ich Rebecca zu, als wir die beiden durch die Wohnung führten.
»Darauf können wir keine Rücksicht nehmen«, flüsterte Rebecca erbarmungslos zurück. »Wir wollten einen Singlemann, und wir werden einen Singlemann bekommen!«
Der nächste war ein Singlemann. Es war der gutverdienende Geschäftsmann ohne Haustiere, der unverdienterweise unter die ersten Vier gerutscht war. Obwohl er lange nicht so nett aussah wie der Rundfunkmoderator, fragte ihn Rebecca nach der Art seiner Geschäfte.
Er unterhielte zwei Friseurläden in der Stadt, sagte er wichtig. »Schnuppe Hair Design, kennen Sie nicht?«
Rebecca und ich schüttelten die Köpfe.
»Im Moment haben wir eine eins a Dauerwelle im Angebot«, sagte er. »Würde auch Ihrem Haar etwas mehr Fülle geben.«
Ich begann zu verstehen, warum Mo darauf bestanden hatte, die Friseure auszusortieren.
»Wenn Sie mir die Wohnung geben, mache ich Ihnen unsere eins a Dauerwelle für umsonst«, sagte Herr Schnuppe Hair Design mit großartiger Geste.
Aber bestechen ließen wir uns nicht.
»Sie hören von uns«, sagte Rebecca höflich und schloss die Tür hinter ihm.
Der dritte Bewerber, der Drei-Sterne-Koch, den ich auf Listenplatz Nummer eins gesetzt hatte, kam gar nicht erst. Wahrscheinlich hatte ihn bereits ein Blick von außen auf die trübe Fassade abgeschreckt. Schade, wirklich.
Und der Letzte, der ruhige Nichtraucher, war ein absoluter Reinfall. Er hätte ein Bruder von Herrn Schimmel-Kotzbrocken sein können. Genau die gleiche einschmeichelnde Stimme, der gleiche ausdauernde Händedruck, der gleiche allwissende Blick.
»Habt ihr den Alleinstehende-Frauen-Haufen schon verbrannt?«, fragte ich Rebecca in einem Anflug von Panik, als sich der Nichtraucher nach erneutem herzlichen, nicht enden wollenden Händeschütteln verabschiedet und seiner Hoffnung, bald von uns zu hören, Ausdruck verliehen hatte.
»Das wäre auch zu schön gewesen«, meinte Rebecca bedauernd und wischte sich die Hand an der Hose ab. »Ich denke, unter diesen Umständen können wir uns die Kandidaten von Platz fünf abwärts auch schenken.«
»Manchmal vermisse ich die Kiebig irgendwie, du nicht auch?«, fragte ich wehmütig.
»So weit kommt es noch«, sagte Rebecca. »Heute ist außerdem wieder ein ganzer Haufen Briefe vom Verlag gekommen. Lass uns die mal sichten.«
Ich winkte dankend ab und ging mir den Händedruck von Herrn Schimmel-Kotzbrockens Bruder abwaschen. Bei der Mietersuche würde ich mich von nun an raushalten. Sollte doch einziehen, wer wollte!
Eine Stunde vor der verabredeten Zeit rief Kai-Uwe an.
»Ich rufe wegen unseres heutigen Termins an«, sagte er förmlich, und ich wartete gespannt darauf, welches tragische Ereignis ihn diesmal zwang, bei seiner Mutter zu bleiben.
Aber er fragte nur, ob es mir recht wäre, wenn wir mit seiner Schwester und ihrem Verlobten essen gehen würden. Von seiner Mutter war keine Rede.
Es war mir recht. Die Schwester war auch bei der Tanzschule Pickel und Strauß gewesen, und sie hatte unter ganz, ganz
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