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Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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bekannte männliche Stimme. Ich wusste nicht, wem sie gehörte. Also schwieg ich abwartend.
    »Hab ich dich geweckt?«
    »Ja.« Wer, zum Teufel, war das?
    »Ich musste einfach deine Stimme hören«, sagte der Anrufer sehnsüchtig. Die Stimme kannte ich jetzt, nur was sie sagte, war ungewöhnlich.
    »Holger?«, fragte ich ungläubig.
    »Ja?« Er war es wirklich.
    »Was willst du?«
    »Hab ich doch gesagt. Ich wollte deine Stimme hören.«
    »Stimmt was nicht mit dir?«, fragte ich.
    »Doch, alles bestens.«
    »Warum rufst du dann an?«
    »Nur so.« Er schwieg lange. Ich sah auf die Uhr. Es war viertel nach drei.
    »Holger?«
    »Ja?«
    »Wenn du weiter nichts zu sagen hast, können wir dann das Gespräch beenden?«
    »Nein.«
    Ich seufzte. Holger schwieg noch ein Weilchen. Dann fragte wer: »Hast du immer noch diese komische lange zweite Zehe?«
    »Bist du betrunken?«
    »Ich mochte diese Zehe immer ganz besonders gern«, seufzte Holger wehmütig.
    »Jeder Mensch hat irgendwas Schönes an sich«, sagte ich und gähnte. »Du weißt es nicht, aber du klebst schon lange an der Hauswand gegenüber. Leb wohl, Holger.«
    »Warte«, rief Holger.
    »Was denn noch?«
    »Denkst du manchmal noch an mich?«
    Ich seufzte. »Ja, manchmal.«
    »Was ist mit anderen Männern?« Ja, was war mit denen?
    »Hast du schon jemanden getroffen, der besser im Bett ist als ich?«, wollte er wissen.
    »Keine Ahnung«, gab ich zu. »Eher nicht.«
    »Judith?«
    »Hm?«
    »Vermisst du mich nicht manchmal auch?«
    Ich schwieg eine Weile. Holger seufzte.
    »Ja oder nein?«
    »Schlaf schön«, sagte ich und legte auf. Die Sache mit Holger war wirklich überstanden. Ich verspürte noch nicht mal Hunger auf Eis oder Chips.

Sonntag
    Viel zu früh am Morgen klingelte das Telefon mich wieder aus dem Schlaf. »Wer denn schon wieder?«, brummte ich unfreundlich. »Der Bruno ist ja so gemein!«
    »Susanna?«
    »Ich würd ihn am liebsten verlassen.«
    »Susanna, bist du das?« Sie war's.
    »Stell dir nur mal vor, du willst ein gemütliches Bad nehmen, streckst dich im duftenden Schaum aus, bei Kerzenlicht und schöner Musik. Und dann kommt so ein Ferkel rein, setzt sich vor dich auf die Klobrille und macht einen stinkenden Haufen. Das geht doch nicht, oder? Wo wir noch zwei andere Toiletten im Haus haben!«
    »Ach, Susanna.«
    »Ich weiß echt nicht, ob ich das noch lange aushalte«, schnaubte Susanna in den Hörer. »Könnte ich nicht zu dir kommen?«
    »Klar, kannst du«, sagte ich hoffnungsvoll. Vielleicht war es doch noch nicht zu spät.
    »Vielleicht komm ich ja«, sagte Susanna. »Es ist wirklich unerträglich, manchmal. Auch wegen der Socken.«
    »Socken?«
    »Ja, der Bruno tut sie immer einzeln in die Wäsche, stell dir das mal vor.«
    »?«
    »Dabei hab ich ihm extra so Sockenklammern gekauft. Aber meinst du, der würde sie benutzen?«
    »Wo ist Bruno jetzt?«, fragte ich ablenkend.
    »Ich glaub, der ist zu seinen Eltern gefahren. Kann ich zu dir kommen?«
    »Klar, kannst du, Susanna. Jederzeit. Pack deine Sachen und lass den Stinker mit seinen aufgespießten Käfertieren sitzen.«
    »Vielleicht mach ich das auch.«
    »Was heißt vielleicht?«
    »Wenn er mich noch mal ärgert, mach ich's.«
    »Ach, Susanna, worauf wartest du noch?«
    »Das verstehst du nicht.«
    »Nein.«
    »Du kannst es auch nicht verstehen. Du hattest noch nie einen Mann wie Bruno.«
    »Gott behüte«, verwahrte ich mich empört.
    »Er hat ja auch seine Vorteile«, sagte Susanna. »Aber wenn er mich noch mal ärgert, komm ich wirklich zu dir. Da wird er sich noch umgucken.«
    »Welche Vorteile?«, fragte ich.
    »Ich glaub, da kommt sein Auto. Ich muss jetzt Schluss machen. Tschüss, Judith, mach's gut.«
    »Ach, Susanna.«
    Als ich eine Viertelstunde später unter der Dusche stand, klingelte es an der Tür.
    »Ist auf«, schrie ich.
    Seit die Kiebig ausgezogen war, ließen wir die Schlüssel unbesorgt außen stecken. Jemand kam herein und ließ etwas Schweres auf das Parkett plumpsen. Ich wickelte mich in ein Badehandtuch und öffnete die Badezimmertür. Auf einer großen Reisetasche mitten im Flur saß Katja und sah sehr verloren drein.
    »Hey, was ist passiert?«, fragte ich erschrocken.
    »Ich hab's getan«, sagte Katja.
    »Du hast Jens zum Teufel geschickt?«
    Katja nickte kläglich. »Kann ich bei dir bleiben?«, fragte sie und fing an zu weinen.
    Ich ließ mich neben ihr auf den Fußboden fallen und nahm sie in die Arme.
    »Ist das nicht schrecklich?«, schniefte sie. »Warum

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