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Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Erlaubnis, ihn die Treppe runterzuschmeißen.«
    »Nichts lieber als das«, rief ich und rannte mit großen Schritten an die Tür. Davor stand ein Mädchen in einem Popelinmantel.
    Da ich mich darauf gefreut hatte, Jens die Treppe runterzuschmeißen, zog ich ein enttäuschtes Gesicht.
    »Tut mir leid, wenn Sie jemand anderen erwartet haben«, sagte das Mädchen schnippisch, »aber auf den können Sie lange warten.«
    »Wie bitte?«, fragte ich verwirrt.
    »Stattdessen bin ich hier«, fuhr das Mädchen fort. »Camelia Wagner. Ich nehme nicht an, dass Sie mir die Hand geben möchten.«
    Ich brauchte eine ganze Weile, bis der Groschen fiel. Die Gestalt im Popelinmantel war Kai-Uwes Damenbinde, der ich es zu verdanken hatte, ihn losgeworden zu sein. Was, in aller Welt, suchte die bei mir vor der Tür?
    »Wollen Sie mich nicht hereinbitten?«, fragte sie dreist.
    Ich fand meine Sprache wieder. »Nein«, sagte ich knapp. So weit ging meine Dankbarkeit denn doch nicht.
    Camelia zuckte mit den Schultern. »Kai-Uwe hat mir schon gesagt, dass Sie ein sehr schwieriger Charakter sind«, sagte sie, »aber ich bin auch nur gekommen, um Ihnen meine Meinung zu sagen. Ihr Verhalten Kai-Uwe gegenüber finde ich unmöglich.«
    Katja trat hinter mich. »Wer ist denn das?«, fragte sie.
    »Das ist Camelia«, sagte ich und unterdrückte ein Kichern. »Sie ist gekommen, um mir die Meinung zu sagen.«
    »Ihre Meinung worüber?«, fragte Katja und runzelte unwillig die Stirn.
    »Über ihr Verhalten«, ließ Camelia wissen und deutete mit dem ausgestreckten Finger auf mich. »Sie hat Kai-Uwe so lange zugesetzt, dass er sich jetzt wie ein Schwein vorkommt. Er ist seit Tagen kaum ansprechbar.«
    »Das verstehe ich aber nicht. Er kann doch froh sein, dass er dich hat«, meinte ich ehrlich erstaunt und musterte ihren Popelinmantel, »ihr scheint doch wunderbar zueinander zu passen.«
    »Wir wären auch sehr glücklich miteinander, wenn Sie Kai-Uwe endlich in Ruhe lassen würden!« klagte Camelia und fügte mit vorwurfsvoller Miene hinzu: »Ich verachte Frauen, die nicht loslassen können! Sie sollten sich schämen, einem Mann so hinterherzulaufen.«
    »Das glaubst du doch wohl selber nicht!«, rief ich aus. Ich wusste nicht, ob ich das komisch oder ärgerlich finden sollte.
    Camelia fing an, lästig zu werden. Katja fand das auch. Sie schubste mich zornig auf die Seite.
    »Hör mal, Serena«, zischte sie, »wir alle haben Probleme mit Männern, wenn wir uns mit ihnen abgeben. Du warst so dämlich, was mit einem neurotischen Muttersöhnchen anzufangen, das schon meiner Freundin hier den letzten Nerv geraubt hat, und wenn der jetzt in deinem Wohnzimmer sitzt und grunzt oder sich den Rücken an der Tischkante schabt, dann ist dafür niemand verantwortlich außer er selbst und vielleicht noch seine Mama.«
    Ich stellte mir Kai-Uwe vor, wie er sich an der Tischkante schabte, und kicherte leise.
    »So abgebrüht muss man erst mal sein«, rief Camelia angewidert. »Ich bin gekommen, weil ...«
    »Mensch, Mädchen, das eben war ein Rausschmiss!«, rief Katja. »Kauf dir von mir aus einen rosa Pullover und lass dir ein Ringelschwänzchen wachsen, aber verschon uns mit deinem Gesülze.«
    Sie schmiss die Tür mit Schwung ins Schloss.
    »Ist doch wahr!«, sagte sie und grinste mich an. »Lass uns weiter arbeiten.«

Langer Donnerstag
    Als wir vier Tage später in der Morgendämmerung endlich die letzte Puppe, den Märchenprinzen, mit einer weißen Mozartperücke aus Mamas altem Mohairpulli, Spitzenkragen und -manschetten und einem himmelblauen Samtanzug - aus einer todschicken Schlaghose aus den Siebzigern, die Rebecca gehört hatte - an die Garderobe gehängt hatten, behauptete Katja, sie hätte Jens bereits so gut wie vergessen, und wir hätten beide einen Friseurbesuch nötig.
    Ich war seit fünf Jahren nicht mehr bei einem Friseur gewesen. Damals war ich mit hüftlangen Locken zum Spitzenschneiden gegangen und mit schulterlangen Strähnen wieder herausgekommen. Ich hatte mich bis heute nicht davon erholt.
    Andererseits war es Zeit, mein Äußeres an die drastischen Veränderungen in meinem Inneren anzupassen.
    Also war ich einverstanden.
    »Aber erst mal schlafen wir uns aus«, sagte ich. »Du hast seit drei Tagen kein Auge zugemacht.«
    »Ich kann erst wieder schlafen, wenn ich einige Dinge erledigt habe«, erklärte Katja.
    Der Friseurbesuch gehörte offenbar dazu. Ich machte seufzend eine Kanne pechschwarzen Kaffee und blätterte in einer Zeitschrift

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