Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
kann ich mich nicht gut fühlen?«
    »Das kommt noch«, sagte ich tröstend. »Ganz bestimmt.«
    Katja hörte auf zu weinen. »Weißt du, was ich mir wünsche?«, fragte sie mich.
    »Eis«, sagte ich verständnisvoll. »Oder lieber Chips?«
    Katja schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, Jens wäre tot«, murmelte sie und setzte nachdenklich hinzu: »Obwohl das noch zu gut für ihn wäre.«
    Sie erhob sich von ihrer Reisetasche und begann, ruhelos durch meine Wohnung zu schreiten.
    »Wir könnten ihm auflauern, wenn er morgens das Haus verlässt, und ihn einfach überfahren«, schlug sie vor. »In der Zeitung habe ich gelesen, dass das eine Frau mit ihrem Mann gemacht hat. Sie ist dreimal über ihn drübergefahren. Und weißt du was? Sie wurde freigesprochen.«
    Katja drehte eine Runde um den Esstisch. »Obwohl, tot sein ist noch viel zu gut für ihn«, sagte sie noch einmal.
    »Das finde ich auch«, sagte ich leicht besorgt und folgte ihr vom Wohnzimmer wieder in den Flur. »Die schlimmste Strafe für ihn wäre deine völlige Nichtachtung.«
    Katja blieb stehen und lächelte mich an. »Du glaubst, ich würde durchdrehen«, meinte sie freundlich. »Keine Angst. Ich werde Jens nicht überfahren oder mit dem elektrischen Fleischmesser anfallen.«
    Ich entspannte mich etwas.
    »Obwohl - das Fleischmesser ...«, murmelte sie versonnen. »Meinst du, man kann damit auch durch Knochen schneiden?«
    Eigentlich wusste ich genau, wie ihr zumute war.
    »Ich wusste immer, dass er mich betrügt«, sagte sie und nahm ihre Wanderung wieder auf. »Ich wusste es nur nicht definitiv.« Sie sah mich beinahe flehend an. »Das ist ein Unterschied, weißt du?«
    Ich nickte und ließ Katja eine Weile allein in der Wohnung auf und ab gehen.
    »Wusstest du, dass achtzig Prozent aller Frauen eher wollten, dass ihr Partner mit einer anderen schläft, aber dabei an sie denkt, als dass er ihr treu ist, aber beim Geschlechtsverkehr an eine andere denkt?«, fragte sie. Das überraschte mich nicht.
    »Bei den Männern ist es genau umgekehrt«, fuhr Katja fort. »Achtzig Prozent wollen lieber eine treue Frau, die beim Sex ruhig an einen anderen denken kann.«
    Sie schwenkte in meinen Werkraum ein. »Mir wäre es am liebsten, mein Partner würde nur mit mir schlafen und dabei nur an mich denken«, sagte sie. »Ist das zu viel verlangt?«
    Ich wusste es auch nicht. Vermutlich ja.
    »Ich hab so lange mit Jens zusammengelebt, dass ich zum Schluss wirklich geglaubt habe, eine eifersüchtige Hysterikerin zu sein«, murmelte sie. »Am Ende habe ich mich noch nicht mal getraut zu fragen, wie er seinen Tag verbracht hat. Er hat dann die Augen verdreht und gefragt: Soll das jetzt ein Verhör werden?«
    »Das hat Holger auch immer gesagt!«, rief ich aus. »Genau das.«
    Katja umrundete meinen Werktisch und erzählte, wie sie eine Postkarte aus dem Briefkasten gezogen hatte, auf die jemand ein Liebesgedicht geschrieben hatte.
    »Auf der Vorderseite war ein niedliches Hündchen abgebildet«, erinnerte sie sich. »Ich hab Jens die Postkarte hingehalten und gefragt, wer diese Kirsten sei und warum sie ihm ein Liebesgedicht schriebe. Jens hat mit den Schultern gezuckt und gesagt, das wisse er auch nicht. Soll das jetzt ein Verhör werden, hat er gefragt, eine von deinen krankhaften Eifersuchtsszenen?« Sie holte tief Luft. »Ob du es glaubst oder nicht, wir haben nie wieder über Kirsten gesprochen.«
    Ich verstand genau, was sie meinte. Man glaubt am Ende selber, eine Xanthippe zu sein.
    »Was sind das eigentlich für Puppen?«, fragte Katja plötzlich und beugte sich über Baba Jaga und Konsorten. »Die sind ja irre!«
    Ich freute mich, dass sie ihr gefielen. »Ich wollte ihnen heute Kleider und Perücken verpassen«, erklärte ich ihr. »Mo möchte sie verkaufen.«
    »Dafür sind die viel zu schade«, meinte Katja und nahm den Musikanten in die Hand, der noch völlig nackt war. »Was ist das für einer?«, fragte sie. »Ein Versicherungsvertreter?«
    »Das soll ein Musiker werden«, sagte ich. »Ein Geiger. Er bekommt einen Frack.«
    Katja wollte wissen, woraus ich das Instrument herstellen wollte. Ich wusste es nicht.
    »Man könnte ja nur einen Geigenkasten basteln«, schlug Katja vor. »Aus Pappe oder Styropor.«
    Ich fand die Idee gut. Gemeinsam suchten wir nach der Styroporverpackung meines Radiorecorders. Katja schnitt daraus mit einem Küchenmesser eine Form. Ich schaute begeistert zu.
    »Mach du weiter mit den Klamotten«, sagte sie eifrig. »Ich kümmere

Weitere Kostenlose Bücher