Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maenner und andere Katastrophen - Roman

Maenner und andere Katastrophen - Roman

Titel: Maenner und andere Katastrophen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
ich probierte es verbissen, bis Rebecca schließlich sagte, ich würde so gehen, als hätte ich immer noch die Eiffeltürme unter den Füßen.
    »Das Wichtigste bei einer Modenschau ist, den Blickkontakt zum Publikum herzustellen«, verriet uns Marianne. »In der Modewelt werden die Models in zwei Typen eingeteilt. Die einen sind die eher sanften, weniger temperamentvollen, die anderen die wilderen, ungezähmten Typen.«
    Eva und ich wollten natürlich wissen, welchem Typ wir zuzuordnen waren.
    Eva war eine Schulfreundin von Rebecca und mit jener natürlichen Schönheit und Anmut ausgestattet, die man mit neidloser Bewunderung anerkennen musste. Sie sah aus wie Grace Kelly, bevor sie Prinz Albert geheiratet hat, nur noch ein bisschen schöner. Außerdem war sie auch noch nett.
    »Blond und blauäugig«, stellte Marianne fest und warf ihr dunkles Haar in den Nacken. »Ihr seid beide der leicht unterkühlte, aber sanfte Typ. Ich bin dagegen der temperamentvolle, rassige Typ.«
    Es war klar, dass es eigentlich besser war, zum letztgenannten Typus zu gehören, aber da konnte man nun mal nichts machen. Marianne erklärte uns dann, dass wir, als Vertreter des sanften Typus, das Publikum strahlend anlächeln sollten, und zwar so, dass man sowohl die obere als auch die untere Zahnreihe sehen könne.
    »Um Gottes willen«, rief Mo, als ich ihn bei der nächsten Runde mit einem strahlenden Lächeln bedachte. »Hör auf, die Zähne zu fletschen. Da läuft es einem ja kalt den Rücken runter!«
    Ich hielt irritiert inne. Mir war auch nicht wirklich wohl bei diesem Lächeln. Vielleicht war ich ja doch eher der wilde, ungezähmte Typ? Ich fragte Marianne, wie sie denn den Kontakt zum Publikum aufnähme.
    »Ich habe den Tigerblick einstudiert«, vertraute uns Marianne an. »Dabei lässt man die Lippen leicht geöffnet und die Augen wütend blitzen.«
    Das klang irgendwie gut. Wir baten Marianne, uns den Tigerblick einmal vorzuführen. Sie drehte sich bereitwillig einmal um ihre eigene Achse und guckte dabei auffallend muffig in die Runde.
    »Die Augen müssen richtige Blitze aussenden«, erklärte sie und guckte noch muffeliger.
    Ich beschloss, es doch lieber mit Lächeln zu versuchen. Modelling war eine ausgesprochen komplizierte Angelegenheit.
    Gegen Mitternacht verabschiedeten sich die anderen, nur Paula, Rebecca und ich blieben, um Einzelheiten wegen des Büfetts zu besprechen. In Anbetracht der Tatsache, dass Rebecca unbedingt Kosten einsparen musste, plädierte ich für Stangenbrot und Kräuterbutter, aber Paula sagte, der Erfolg der Show hänge im Wesentlichen von der Versorgung der Gäste ab. Sie hielt uns eine Liste unter die Nase mit all den Dingen, die ihrer Meinung nach auf keinen Fall fehlen durften.
    »Wer soll das bezahlen? Wer hat so viel Geld?«, sang ich, als ich mich durch die Artischockenherzen und geräucherten Forellenfilets gelesen hatte.
    »Ich möchte mich nicht aufdrängen«, bemerkte Paula, »aber wenn ich die Sache manage, dann möchte ich sie auch bezahlen.«
    Wir waren eine Weile sprachlos.
    »Ich möchte es wirklich gern tun«, versicherte Paula glaubhaft.
    »Ich weiß nicht«, murmelte Rebecca, aber ich stieß sie heftig in die Rippen.
    »Nehmen kann eine größere Kunst sein als Geben«, zischte ich, und da erklärte sich Rebecca bereit, Paulas Angebot anzunehmen.
    Paula freute sich darüber und beugte sich eifrig vor, um uns ihre Ideen zu unterbreiten. Einen Großteil der Sachen sollte ein Partyservice anliefern, der auch für Gläser, Geschirr und Besteck sorgen würde. Den anderen Teil, vor allem die Desserts, würden wir selber zubereiten.
    »Noch wichtiger als das Essen ist die Dekoration desselben«, behauptete Paula.
    Das Büfett sollte an der Stirnseite des Ladens auf großen Tischlerplatten und stabilen Tischböcken untergebracht werden, die wir unter Unmengen von gerafftem Nessel verstecken würden.
    »Den Blumenschmuck können wir von Simones Hochzeitsfeier am Vortag übernehmen«, schlug Paula vor. »Es sind cremefarbene Rosen, die wunderbar mit dem Nessel harmonieren werden, wenn man das alberne Schleierkraut und die weißen Schleifen daraus entfernt hat. Und mein Silber wird herrlich dazu aussehen!«
    Wir ließen uns von ihrer Begeisterung anstecken und unserer Phantasie freien Lauf. Es wurde beinahe zwei Uhr morgens, als ich endlich im Bett lag.
    Das Telefon schreckte mich aus einem schönen Traum.
    »Was denn?«, murmelte ich ungehalten in den Hörer.
    »Ich bin's«, sagte eine

Weitere Kostenlose Bücher