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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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sein werde.“
    Nedra verschluckt sich. Ich springe auf und renne ins Badezimmer, um ein Glas Wasser zu holen. Als ich zurückkomme, starrt sie mich an, die Hand auf die Brust gedrückt, die Augen voller Tränen. Sie packt das Glas, trinkt schnell ein paar große Schlucke und sagt dann: „Jetzt hör mir mal zu, und das kannst du auch gerne deiner Großmutter sagen. Ich erwarte von niemandem, dass er sein Leben nach mir richtet oder irgendetwas für mich aufgibt …“
    „Oh, halt den Mund, Nedra“, entgegne ich, und das tut sie, obwohl ihr Mund noch ziemlich offen steht. „Ich habe eben festgestellt, dass ich schon viel zu viel Zeit als selbstverliebte Kuh verbracht habe. Gibst du mir nun die Chance, meine Sünden wieder gutzumachen oder nicht?“
    „Nein“, antwortet sie prompt.
    „Wie bitte?“
    Sie seufzt und wischt sich ein paar Krümel von der Brust. „Du hast mich schon verstanden. Zur Hölle, Ginger, ich will nicht mal, dass du um mich bist. Ich liebe dich, Baby, das weißt du, aber du machst mich total wahnsinnig.“
    „Was sollte dann das ganze Theater nach der geplatzten Hochzeit, als du mich überreden wolltest, hier wieder einzuziehen?“
    „Das hier ist noch immer dein Zuhause. Ich bin noch immer deine Mutter. Es steht einfach im Vertrag, dass man seine Kinder wieder nach Hause lässt, wenn sie einen Zufluchtsort brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen. Ob man will oder nicht.“
    „Nun“, entgegne ich und stehe auf. „Und in meinem Vertrag steht, dass ich für meine Mutter da bin, wenn sie sich hat schwängern lassen. Finde dich damit ab.“
    Ich werfe den Kopf in den Nacken und stürme aus dem Zimmer den Gang hinunter. Ich bin verdammt zufrieden mit mir selbst, wenn ich so sagen darf. Erst als ich ins Wohnzimmer komme, von dem aus man, wie Sie sich vielleicht erinnern, direkt in Nedras Schlafzimmer schauen kann, fällt mir auf, dass etwas fehlt.
    Der Hahn.
    Ich stehe da, wie im Schock, und starre in die Ecke ihres Zimmers, wo der Käfig sonst immer stand, dann stampfe ich zurück in ihr Büro.
    „Wo ist Rocky?“
    Sie schaut stirnrunzelnd von ihrem Computer hoch. „Die Ortizes haben ihn abgeholt. Wieso?“
    „Und du hast ihnen den Hahn einfach gegeben?“
    „Nun, klar. Schließlich gehört er ihnen.“
    „Aber du hast doch gehört, was Nick gesagt hat. Du weißt, was sie wahrscheinlich mit ihm machen werden.“
    Sie schiebt ihre Brille auf die Nase und mustert mich über die Gläser hinweg. „Und warum interessiert dich das?“
    „Himmel, Nedra! Nur weil ich nicht mit diesem Viech leben wollte, heißt das doch noch lange nicht, dass er zu Tode gepickt werden soll!“
    Sie setzt die Brille wieder richtig auf und tippt weiter auf der Tastatur herum. „Sie haben mir versprochen, dass ihm nichts geschehen wird.“
    „Und du hast ihnen geglaubt?“
    Jetzt reißt sie die Brille herunter, und ihre dunklen Augen bohren sich in meine. „Was für eine Wahl hatte ich denn? Gladys von unten hat mir heute Morgen gesagt, dass der Typ, der neben ihr eingezogen ist, Rocky durch den Luftschacht gehört hat. Er sagte, er würde morgen die Polizei informieren. Also hatte ich nur zwei Möglichkeiten: den Vogel entweder sofort wegzuschaffen oder darauf zu warten, bis er abgeholt wird. Ich dachte gerade darüber nach, als Manny Ortiz anrief und sagte, dass sie jetzt bei seinem Cousin in Weehawken wohnen und er Rocky gerne zu sich nehmen würde. Er hat einen neuen Job, er macht Fahrten für seinen Cousin. Er war so stolz, dass er sogar darauf bestanden hat, mir seine Visitenkarte zu geben … wo habe ich die eigentlich hin…?“ Sie durchwühlt eine Million Notizen und Papiere auf ihrem Tisch und reicht mir schließlich eine einfache weiße Karte mit schwarzer Schrift. Ich studiere sie und schaue dann auf.
    „Sein Cousin hat ein Beerdigungsunternehmen?“
    Nedra zuckt mit den Schultern. „In diesem Geschäft ist vermutlich jeder ein potenzieller Kunde. Egal, er hat jedenfalls wieder eine anständige Arbeit, und Rocky hat einen Garten, in dem er rumspazieren kann. Du solltest dich für ihn freuen.“
    Sie hat Recht. Das sollte ich. Tue ich aber nicht. Was mich auf den Gedanken bringt, dass ich vielleicht viel größere Probleme haben könnte, als ich bisher dachte.
    Und darauf, dass ich mir künftig wieder meinen Wecker stellen muss.
    Na ja. Als nächster Punkt auf meiner Liste ist vermerkt, dass ich zu einem Juwelier gehen sollte, um herauszufinden, wie viel ich für den Ring noch bekomme. Ja,

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