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Männer und der ganz normale Wahnsinn

Männer und der ganz normale Wahnsinn

Titel: Männer und der ganz normale Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Templeton
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ich?“
    „Mhm. Diese Verrücktheit … das passt nicht zu dir.“
    Ich merke, dass hier etwas nicht zusammenpasst, weiß aber nicht, was. „Du hättest nicht hier bleiben müssen, weißt du? Dabei hätte ich gewettet, dass du dich ganz gut amüsierst.“
    „Oh, das habe ich.“ Er lacht, fährt mit der Hand meinen Arm entlang, so, wie er es früher immer getan hat, mit so leichtem Druck, dass es mich erregt. „Die Kinder deiner Cousine sind toll. Und ich denke, ich habe deine Großmutter vielleicht ein wenig auf meine Seite gezogen, glaubst du nicht?“
    Ich finde, er ist ein wenig optimistisch, aber ich antworte: „Klar“, denn ich habe keine Lust, mich jetzt damit auseinander zu setzen.
    „Aber ich kenne dich, Honey. Du kannst mit so einem Chaos nicht ständig umgehen. Das hast du mir selbst gesagt.“
    „Nein, aber …“ Warum habe ich das Gefühl, mich verteidigen zu müssen? Und was? „Hey, diese Leute gehören zu meiner Familie. Sie sind meine Freunde. Und manchmal brauchen sie mich.“
    „Das verstehe ich doch. Das ist sogar etwas, was ich an dir wahnsinnig bewundere, dass du immer für die Leute da bist, die dir nahe stehen.“
    Bin ich? Na ja, ich schätze schon.
    „Aber …?“
    „Aber gib’s doch zu. Dir reicht es. Stimmt’s?“
    „Na gut, ich bin etwas müde …“
    „Und wenn ich weg bin, wirst du dich um all das alleine kümmern müssen.“
    „Nun, ja, ich denke …“
    „Ich bitte dich doch nur, dich daran zu erinnern, wie es war, als wir noch zusammen waren. Und wie es wieder sein könnte. Nur wir zwei, wir gehen zum Abendessen, spazieren, lesen sonntagmorgens zusammen im Bett die Times … unter anderem“, fügt er mit einem warmen Lächeln hinzu. „Mir war gar nicht klar, wie sehr ich dieses einfache, umkomplizierte Leben genossen habe, bis es auf einmal weg war.“
    Jetzt bitte keine blöden Kommentare aus den hinteren Reihen!
    Ich muss schon zugeben, dass mir im Augenblick die Vorstellung, diesem allem hier zu entkommen, ziemlich verführerisch erscheint. Ich meine, es kommt mir schon so vor, als würde das Leben umso chaotischer werden, je mehr ich versuche, es in den Griff zu bekommen.
    Ich öffne den Mund, um etwas zu entgegnen, obwohl ich keine Ahnung habe, was. Greg legt mir einen Finger auf die Lippen und bringt mich zum Schweigen. „Du musst jetzt nichts sagen. Noch nicht. Ich werde dich nicht drängen, versprochen. Allerdings … ich hätte absolut nichts gegen eine weitere Verabredung.“
    Würde ein weiteres Date den Einsatz erhöhen? Möchte ich überhaupt den Einsatz erhöhen? Oder möchte ich den Einsatz nicht erhöhen? Habe ich noch eine einzige vernünftige Hirnzelle übrig?
    „Okay“, antworte ich. „Abendessen? Freitagabend um sieben?“
    Er drückt den Fahrstuhlknopf, dreht sich dann um und küsst mich zart auf den Mund. Nicht lang genug, dass sich etwas in mir regt, aber lang genug, um ein Seufzen auszulösen.
    „Mach dich schick“, sagt er. Und verschwindet mit einem Zwinkern im Aufzug.
    Ich gehe zurück in die Wohnung und lehne mich an die Wand, damit ich nicht umkippe. Da ich aber für ein bestimmtes junges Mädchen auch noch ein Bett herrichten muss, kann ich mich nicht einfach gehen lassen. Ich muss mich zusammenreißen.
    In dem unbenutzten Schlafzimmer gibt es ein Klappbett. Mehrere Minuten lang kämpfe ich mit dem blöden Ding, bis es plötzlich wie vom Blitz getroffen aufschnappt. Alyssa kommt hereinspaziert – meine Großmutter ist offenbar eingenickt – und fragt, ob sie mir helfen kann. Klar, antworte ich. Und da sie ein kluges kleines Kerlchen ist, bemerkt sie auch, in was für einer Verfassung ich mich befinde.
    „Bist du sauer, weil ich hier schlafe?“
    Erschrocken schaue ich auf. „Nein! Ich bin froh, dass du hier bist, das weißt du doch.“
    Sie deutet ein Lächeln an. „Wirklich?“
    „Wirklich. Hey – möchtest du morgen mit mir zur Arbeit gehen?“
    „Ich muss ins Ferienlager.“
    „Ach ja, richtig. Wann musst du denn dort sein?“
    „Um neun.“
    Ich nicke, und wir richten ihr Bett. Doch dann wird es Alyssa langweilig, und sie sieht in den Schrank, wo sie ein paar von den Leinwänden entdeckt und herauszieht, bevor mir noch richtig klar ist, was sie da tut.
    „Wow. Wer hat das gemalt?“
    Ich schaue hinüber und wische mir Schweiß von der Stirn. Dieses Bild ist mir beim letzten Mal gar nicht aufgefallen, es ist ein frühes Porträt meines Vaters. Er hat sich über seinen Schreibtisch gebeugt, das grelle Licht der

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