Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
Vom Netzwerk:
denn sonst fielen sie runter vom Anhänger und Björn schimpf te, wenn er wegen meiner Schusseligkeit extra vom Traktor springen und die abgestürzten Ballen zu mir hochwerfen musste.
    Ich gab mir die allergrößte Mühe. Bisher hatte Björn sicher von mir den Eindruck, ich sei die Unspor t lichkeit in Person, doch heute würde ich ihm das Gegenteil beweisen. Strahlend sollte er mich abends in die Arme schließen und mir versichern, dass er gar nicht wüsste, wie er diese Ernte ohne mich hätte bewerkste l ligen sollen.
    Ich stellte mir vor, wie ich in luftigen Höhen auf dem Heuwagen thronte, während Björn das Gespann auf den heimatlichen Hof lenkte. Björns Eltern, zwei weißhaarige, gebückte Menschen mit wettergegerbter Haut, würden sich langsam von ihrer Bank, auf der sie jetzt immer saßen seit ihr Sohnemann den Hof übe r nommen hatte, erheben, wobei Björns Vater einen Krückstock zu Hilfe nehmen musste. Sich gegenseitig stützend würden sie mit großen Augen zu mir aufschauen. Huldvoll würde ich von meiner wahnsinnig hohen Sitzposition zu ihnen hinab winken, kein bisschen erschöpft, sondern den Eindruck erweckend, ich könnte heute noch Dutzende solcher Anhänger beladen.
    Doch vorerst hieß es packen. Die Presse spuckte die Ballen nur so raus aus ihrem Schlund, und ich wusste gar nicht mehr wohin mit all dem Zeug. Der Anhänger war doch schon längst überladen, wollte Björn nicht endlich anhalten? Ich mochte gar nicht mehr nach unten sehen; etliche Meter trennten mich vom Er d boden, und mich plagte schreckliche Höhenangst.
    Wir waren wieder einmal am Ende der Weide angelangt, und ich klammerte mich krampfhaft an zwei Ballen fest, während Björn wendete. Meine Arme und Beine waren zerstochen von den pieksigen Halmen, und es juckte mich am ganzen Körper. Der Schweiß tropfte von meiner Stirn, und meine Haare klebten nass im Nacken. Ich sehnte mich nach einer Pause. Diese könnten wir im Schatten der Bäume sitzend in Gesel l schaft eines prallgefüllten Picknickkorbs vornehmen. Björn hatte doch wohl an eine Zwischendurch-Stärkung gedacht?
    „Du musst die Ballen dichter zusammenlegen!“ , schrie er mir vom knatternden Traktor aus zu. „Dann passen mehr rauf, und du fällst nicht dauernd hin!“
    „Der Anhänger ist voll!“ , schrie ich zurück, während ich mal wieder mit einem Schuh steckenblieb und dadurch meinen Einsatz an der Ballenpresse verpasste.
    „Menschenskinder, so schwierig ist das doch nun wirklich nicht!“ , regt e er sich auf , sprang vom Tr e cker und warf mir den runtergefallenen Ballen aus dem Handgelenk in den fünften Stock hoch. Ich bewu n derte das Spiel seines Bizeps und bemühte mich um einen entspannt-ausgeglichenen Gesichtsausdruck.
    „Machen wir jetzt Pause oder fahren wir nach Hause?“ , trällerte ich und kicherte über den lustigen Reim.
    „Pause? Nach Hause?“ Björn war fassungslos. „Wir haben doch eben erst angefangen! Du packst noch zwei Schichten auf den Anhänger . Zuletzt wird’s etwas schaukeln, aber das macht doch nichts? Von dieser Wiese kriegen wir noch mindestens hundertzwanzig Ballen runter. Der nächste Hänger wird auch rundvoll. Wir müssen uns beeilen, da ist ein Gewitter im Anmarsch.“ Sprach's und schwang sich wieder auf seinen gepolsterten Sitz.
    Ich lag im Sterben, als wir endlich die Rückreise antraten. Doch ich würde mit meinem Heldentod in die Wennelkensche Familienchronik eingehen. Während Björn geschützt in der Kabine seines Traktors saß und diesen gen Heimathof steuerte, lag ich rücklings auf der obersten Heuballenschicht eines vollbeladenen Hängers. Dicht über mir zuckten die Blitze am mittlerweile fast schwarzen Himmel. Arme und Beine hatte ich ausgestreckt, als wäre ich, wie Jesus damals, ans Kreuz genagelt worden. Ansonsten hätte ich das Gleic h gewicht auf diesem Schaukelding verloren. Dorissack gab ihr Leben für das Raufutter anderer Leute Vie h zeug.
    Endlich reduzierte Björn die Geschwindigkeit und bog nach rechts in eine Hofeinfahrt. I n Erwartung der weißhaarigen Senioren, die mich mit großem Hallo empfangen würden , stemmte ich meinen Oberkörper in eine aufrechte Position . Bei dem Versuch, mein Haar zu richten, um Björns Eltern einen Eindruck meines in jeder Lebenslage adretten Äußeren zu vermitteln, fiel ich um. Dass Björn aber auch so schwungvoll um die große Eiche herumfahren musste, die mitten auf dem Hof stand. Meine sorgfältig geplante Ankunft verlief nun ganz anders, weil ich statt

Weitere Kostenlose Bücher