Männer unerwünscht (German Edition)
meiner Arbeit als Verkäuferin, Bedienung und See l sorgerin nach. Überstunden störten mich nicht. Abends saß ich oft noch mit Mimi im Hinterzimmer und prüfte die Rechnungen. Später ging ich dann heim zur Galerie und Zweier-Wohngemeinschaft.
Bald sollte eine Dreier-WG daraus werden, denn Steff hatte einen netten Kunstkritiker namens Ma r tin Ungefroren aufgetan, der ganz vernarrt in sie war. Wir würden bei Martins Einzug Platzprobleme beko m men, denn überall standen und hingen Bilder herum.
Spätabends in meinem Bett überfielen mich manchmal die Nörgler. Ich schickte sie weg, indem ich ihnen deutlich zu verstehen gab, dass ich ein ausgefülltes Leben führte. Amouröse Abenteuer gehörten der Vergangenheit an.
Von Henrik hatte ich seit meinem Geburtstag nichts mehr gehört. Seine Zeilen hatte ich unzählige Male gelesen, es sprach weder Zuneigung noch ernsthaftes Interesse aus ihnen.
Laut Informationen von meiner Freundin Petra war Henrik beruflich in Europa unterwegs. Ich stellte mir vor, wie er sich mit der Brünetten ein Hotelbett teilt e , und quälte mich mit vielerlei Details dieser Reise, die in meiner Phantasie keine Dienst- sondern eine Hochzeitsreise war.
Mimi hatte eine unglaubliche Vorliebe für Liebesgeschichten und horch te mich in regelmäßigen A b ständen aus. Ich enttäuschte sie jedes Mal mit meinem ereignislosen Privatleben als Nonne.
Die alte Dame war richtig aufgeblüht in den letzten Monaten. Sie bediente, schwatzte und kassierte gleichzeitig. Zwischendurch kochte sie Kaffee und belegte die Brötchen. Besonders stolz war sie, wenn ein Kunde einen Artikel benötigte, von dem er nicht in Traum gedacht hätte, dass es ihn bei uns gäbe. LKW-Fahrer Jochen zum Beispiel, der kürzlich seine Rasierklingen daheim vergessen hatte, oder die fesche Miriam, die grüne Tintenpatronen für ihren Füllfederhalter suchte . Das Mimi-Doris-Team konnte nahezu j e den Wunsch erfüllen.
Das hatte sich schnell herumgesprochen, und unser Laden lief besser, als ich es mir in meinem kühnsten Träumen ausgemalt hatte. Auch heute, an diesem wunderbar sonnigen Wintertag, war ich wieder einmal dankbar, dass Brunos Treter der Vergangenheit angehörten. Schnell packte ich saure Sahne und Schnittkäse in den Gitterkorb, wischte das Kühlregal sauber und ordnete die restlichen Artikel.
Knall-knack! Eine komplette Packung Eier rutschte mir aus den Händen und landete auf den Fußb o denfliesen. So ein Schweinkram! Ich holte Eimer und Putzmittel und machte mich daran, die Spuren des Malheurs zu beseitigen.
Draußen hörte ich ein Motorengeräusch. Vermutlich Rita. Ich war noch nicht fertig mit ihrem „Rest e korb“ und beeilte mich mit der Reinigungsaktion. Die Eingangstür ging auf. Schnell rubbel te ich meine fleck i ge Hose sauber. Jetzt nur noch den Eiweißfilm von den Schuhen entfernen.
Meistens musste Rita ein paarmal rein- und rauslaufen, bis sie alle Waren ausgeladen hatte. De s halb fuhr ich fort, den Eierkram zu beseitigen , und sah gar nicht auf.
Merkwürdig – die Ladentür blieb nach dem Eintreten geschlossen. Also war es doch nicht Rita, so n dern ein Kunde. Der musste bedient werden, denn Mimi befand sich gerade im Lager. Endlich hatte ich mich und die Umgebung gesäubert und erhob mich aus der Hocke.
Die Sonne schien durch die große Schaufensterscheibe, und ich musste blinzeln. Der Kunde stand nah der Eingangstür und kehrte mir den Rücken zu. Wahrscheinlich betrachtete er die Auslagen im Fenster. Die Statur des Mannes erinnerte mich an jemanden.
„Was kann ich für Sie tun?“ , fragte ich in meinem unverbindlich-netten Verkäuferinnen-Tonfall und ging auf den Mann zu. Er drehte sich zu mir um und jetzt konnte ich sein Gesicht sehen.
Es war ... Dort stand ... Henrik ! Mir wurde schwindelig.
Im nächsten Moment hielt er mich fest in seinen Armen.
„Was du für mich tun kannst?“ , flüsterte er in mein Ohr. „Mich liebhaben. Nur ein ganz kleines Bis s chen.“
„Das wird schwierig“, keuchte ich.
„Mich lieb zu haben?“
„Nein, das mit dem kleinen Bisschen“, sagte ich lächelnd und kuschelte mich an ihn.
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