Männer unerwünscht (German Edition)
glaube, das könnt ihr euch nicht vorstellen.“ Er fasste Hertha, meine Mutter, sanft an den Schultern, zog sie zu sich heran und küsste sie zart auf die Lippen. Mir traten die Tränen in die Augen, so rührend fand ich das. Und ein bisschen neidisch war ich auch.
Die Fete endete am nächsten Mittag. Erst dann waren sämtliche Gäste, einschließlich meiner Mutter und ihrem Gatten, wieder abgereist. Geschlafen hatten wir in dieser Nacht nicht. Nur geredet, getrunken und geknabbert, bis Bärbel und Uschi ein Frühstück für die übriggebliebenen Gäste zauberten . Zu diesem Zei t punkt waren noch eine Handvoll Zugekiffte, die langsam zum Leben erwachten und keinen Appetit auf Es s bares hatten, und etwa zehn Mädels in schlottrigen Kleidern anwesend. Vicki war frühmorgens zurück in die Stadt gefahren, um Karlchen zu wecken und zur Arbeit zu schicken. Die Geisterbeschwörerinnen, die Tänz e rinnen, die Lesben – sie alle waren im Morgengrauen verschwunden.
Nach dem Frühstück, als auch die restlichen Gäste aufbrachen, konnte ich mich mit Hertha und Fi e te ungestört unterhalten. Der Dreck und Siff, mit dem das ganze Haus bedeckt war, störte nur meine or d nungsliebende Mutter. Fiete und ich fanden nichts dabei, auf den Kissen zwischen den leeren Buddels zu hocken. Flüchtig ging mir durch den Kopf, dass er eine solche Szenerie sicher von seinen zahllosen Schiff s reisen her gewöhnt war.
„Kind, das ist nicht das Richtige hier für dich“, befand Mama und schüttelte ihr Haupt.
„Normalerweise herrscht bei uns kein solches Chaos. Du hast meine Schwestern doch kennen g e lernt. Sie sind nett, und ich wohne gern hier.“
„Deine Schwestern “, spi e Mutter, „mögen keine Män ner. So lange du hier wohnst, wird aus unseren Plänen für deine Hochzeit nichts.“
„Deine Pläne“, korrigierte ich sie. Daraufhin kriegten Mutter und ich uns in die Wolle, bis Fiete ein Ablenkungsmanöver startete.
„Heute werden wir meinen Neffen besuchen. Ein großartiger Junge! Er ist erst kürzlich in die Stadt gezogen und hat dort eine Stelle als Assistenzarzt inne. Nachdem wir ihn begrüßt haben, werden wir uns ein schnuckeliges Hotelzimmer nehmen, nicht wahr, Hertha?“ Er tätschelte liebevoll den Arm meiner Mutter, und diese lächelte verliebt zurück.
Endlich war die Fete zu Ende. Ich winkte de m frischgebackenen Ehepaar zum Abschied, bis ihr du n kelblauer Riesenschlitten außer Sichtweite war, und ging durch ein Schlachtfeld aus Flaschen und Pappb e chern zurück zur Haustür.
Das Badezimmer war in ekelerregendem Zustand. Um keinen Preis der Welt mochte ich die Toilette benutzen, also ging ich wieder nach draußen und hockt e mich zwischen den Müll auf der Wiese zum Pip i machen. Keine meiner Schwestern hatte jetzt Lust zum Saubermachen. Wir waren alle geschafft von der durchwachten Nacht.
Bärbel nahm mich netterweise in ihrem Franz-Bett auf; mein eigenes wollte ich später einer Rein i gung unterziehen .
Erst am späten Sonntagabend regte sich was im Haus. Uschi und Steff begannen in der Küche mit den Aufräumarbeiten. Rita brachte annähernd so etwas wie Ordnung in ihr Zimmer und haute sich anschli e ßend wieder auf ihr Matratzenlager. Bärbel stand zwischenzeitlich auf, um zu duschen und eine Kleinigkeit zu essen, und legte sich dann wieder hin. Ich blieb ohne Un terbrechung bis zum nächsten Morgen liegen .
Noch immer war ich wie gerädert und schleppte mich ins Badezimmer; irgendein guter Geist hatte hier saubergemacht. Eigentlich war ich ja für die Reinigung des Bades verantwortlich.
Bei F ix -Schuh warteten an diesem Morgen Berge Korea-Billigst-Importe auf mich. Wie unter Hypn o se zeichnete ich aus und räumte ein. Weder Gertrud noch Bruno, noch die schnäppchengierige Meute kon n ten mich heute aus der Fassung bringen. Ich wartete abends nicht auf Uschis Lady-Fitness, sondern nahm den Bus.
„Nieder mit den Kerlen“, rief Björn grinsend, als ich ausstieg.
„Hör bloß auf“, entgegnete ich matt. „Nie wieder eine Frauen-an-die-Macht-Fete.“
„Ich hab mir echt Sorgen gemacht, dass die Weiber dich umgepolt haben. Es ist mir ein Rätsel, wie du es in der WG aushältst. Lauter verkrachte Existenzen ...“
„Sag nichts gegen meine Schwestern, sonst werd ich sauer“, unterbrach ich ihn patzig.
„Oh nein, nichts gegen deine Schwestern“, feixte Björn. „Ich glaube, Madame benötigt etwas Schlaf. Erhol dich gut, damit du mir morgen beim Rinder-Umtreiben helfen kannst.
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