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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
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Frisch-Angetraute sahen rein. In meinem Bett lümmelten sich vier offensichtlich lesbische Frauen. Spärlich bekle i det und voll mit sich, ihren Gefühlen und ihren Körpern beschäftigt. Die Bettdecke hatten sie runtergestra m pelt. Mein Nachtschränkchen diente als Abstellfläche für Gläser, Flaschen und Knabbersachen.
    Ratlos schloss ich die Tür. Was nun? Meine Mutter wirkte hochgradig verstört, und sogar dem une r schütterlichen Fiete war das Lachen im Halse stecken geblieben.
    „Wir versuchen’s in Bärbels Zimmer“, schlug ich ohne große Hoffnung vor. Hier ging es vergleich s weise harmlos zu. Etwa zehn Frauen zelebrierten an Bärbels Schreibtisch eine spirituelle Sitzung. Sie hatten zu diesem Zweck sämtliche Bücher, Akten und auch den Computer samt Drucker zur Seite geräumt. Zwei Kerzen tauchten den Raum in schummriges Licht und warfen bizarre Schatten an die Wände. Die Frauen hielten sich an den Händen und starrten auf ein Buchstabengewirr, das vor ihnen ausgebreitet auf der Schreibtischplatte lag. Leise, um die Konzentration nicht zu stören, schloss ich die Tür wieder.
    „Am besten hat’s mir immer noch in der Küche gefallen“, zwang sich meine Mutter zu sagen.
    „Mir auch“, bestätigte ihr Gatte. Also gingen wir zurück zur Diskussionsrunde. Steff servierte die G e tränke und reichte meiner Mutter und Fiete je ein übriggebliebenes Roggenbrötchen. Sie knabberten daran herum und taten, als hätten sie nie etwas Wohlschmeckenderes gegessen.
    Nach und nach brachten wir uns in die mittlerweile weniger emotionsgeladene Diskussionsrunde ein. Überraschenderweise leistete mein Stiefvater, Kapitän zur See a. D., einige intelligente Beiträge. Er wurde mir richtig sympathisch, als er vom Leben und der Unterdrückung der Frauen auf Honolulu berichtete. G e spannt hingen die Mädels an seinen Lippen. Auf Honolulu war noch keine von ihnen gewesen.
    Natürlich hatten die Frauen-an-die-Macht ständig was dagegenzusetzen, aber sie reagierten e r staunlicherweise nicht halb so aggressiv, wie ich es in einer Diskussion mit einem leibhaftigen Mann von ihnen erwartet hätte.
    Ich fand Fietes Ansichten ganz vernünftig und fragte mich, wie meine Mutter es geschafft hatte, e i nen so netten, gutaussehenden und charmanten Hecht an Land zu ziehen. Und dazu einen ehemaligen Kapitän zur See. Der hatte bestimmt jede Menge Schotter.
    Ich erinnerte mich schwach an das Telefonat mit ihr vor einigen Monaten. Da hatte sie mir doch schon andeutungsweise von Fiete Ollenbüdel erzählt, oder? Ganz genau wusste ich es nicht mehr. War das nicht an dem Abend gewesen, als ich mit den Schokoladenquadraten und der abgelaufenen Tiefkühlpizza alle Hände voll zu tun gehabt hatte?
    Als die Diskussion zu erlahmen begann, sorgten meine Mutter und ihr Gatte für einen Themenwec h sel: Sie schilderten den Werdegang ihrer zart erblühten Liebe. Vom Tag ihrer ersten Begegnung bis hin zur Hochzeit vorgestern. Hätt’ ich mir’s doch denken können: Sie hatte den Witwer mit ihrer Kochkunst gekö dert! Immer öfter hatte sie dafür gesorgt, dass seine Dosen-Fertigmahlzeiten durch ihre deftigen Gerichte à la Hausfrauen art ersetzt wurden, bis er sich ein Leben ohne ihren Krustenschweinebraten nicht mehr vorstellen konnte und sie bat, seine Frau zu werden. Fiete lachte dröhnend, als die Geschichte endete.
    Die Mädels, die teils gelangweilt oder mit höflichem Interesse den Ausführungen gelauscht hatten, wurden auf einmal hellwach. Sie ließen sich über das Wider d er Ehe aus, dafür war in diesem Raum natü r lich niemand. Man mutmaßte, dass Fiete sich durch den Ehevertrag eiskalt berechnend eine billige Köchin, Waschfrau, Schneiderin, Büglerin, Putzfrau und spätere Altenpflegerin zugelegt hatte. Die Frauen schrien durcheinander und übertrumpften sich gegenseitig mit ihren Standardsprüchen wie „Nieder mit den Mä n nern“ und „Ohne Mann um jeden Preis“. Fiete griente sich einen. Meine Mutter konnte dem Ganzen nicht so recht folgen.
    Als das Geschrei endlich abebbte und die Strickerinnen ihre Zählmuster wieder aufnahmen, hob Fi e te Ollenbüdel an.
    „Ihr vergesst bei eurem Gezeter eines, meine jungen Damen: Ich liebe Hertha. Und sie liebt mich. Hat sie mir jedenfalls gesagt.“ Er lachte laut. „Wir möchten zusammen unseren Lebensabend verbringen und sind dankbar, dass wir einander haben. Und wie das ist, wenn man älter wird und einem dann noch einmal das Glück beschieden ist, sich neu zu verlieben, ich

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