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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Köster
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erwartungsvoll auf dem Küchenstuhl, einen Block auf den Knien und bereit fürs Diktat.
    „Ich will nicht, Mama.“ Schon wollte sie mir ins Wort fallen, ihr scharf eingezogener Atem war der Vorbote.
    „Die … die Sache mit Jens ist einfach noch zu … zu frisch“, stammelte ich in der Hoffnung, sie wü r de Mitleid mit mir und meinem gebrochenen Herzen haben. Falsch gehofft.
    „Unsinn, Doris! Deine nichts sagende Affäre mit diesem unreifen Taugenichts liegt schon drei W o chen zurück. Du solltest heilfroh sein, dass du ihn los bist. Der wäre kein guter Vater für deine Kinder.“
    Nichts sagende Affäre – das war gut. Bevor er kürzlich von der Bildfläche verschwand, hatte Jens immerhin zwei Jahre lang regelmäßig Bett und Frühstückstisch mit mir geteilt. So was hinterlässt seine Sp u ren. Von welchen Kindern sprach Mama? Wollte sie außer Schwieger- auch Großmutter werden?
    Ich schaffte es drei Tage lang, mich zu weigern. Am vierten hatte sie mich weich gekocht. Willenlos ließ ich sie in meinem Namen einen Antworttext (den hatte sie schon längst im Kopf vorformuliert) an die angegebene Chiffrenummer abschicken und hatte endlich meine Ruhe. Bis am übernächsten Abend das Telefon klingelte und sich eine Männerstimme meldete.
    „Einen wunderschönen guten Abend, junge Frau, hier ist der große Unbekannte! Har-har-har!“ Ich ahnte schon : Das kann nur der Typ aus der Zeitung sein. Er hatte eine tiefe Stimme, und sein Lachen klang, als würde man einen Mülltonnendeckel in sehr kurzen Abständen mit voller Wucht zuknallen. Seine Begr ü ßung passte zu seinem bekloppten Anzeigentext. Sei nicht unfair, Doris ! , schalt ich mich und bemühte mich um ein freundliches „N’ Abend.“
    Mama kam mit einem Riesensatz aus dem letzten Winkel der Wohnung angehechtet und drückte keuchend ihr Ohr neben meines an den Telefonhörer.
    „Er ist es, nicht wahr?“ wisperte sie aufgeregt, was der Gesprächsteilnehmer natürlich hören musste, schließlich befand sich ihr Mund ebenso dicht an der Muschel wie meiner.
    „Na los, mach schon, sag was Nettes!“
    „Also … ich …“, begann ich lahm und wünschte mich weit weg. Meine Mutter stieß ihren knochigen Ellenbogen in meine Rippen.
    „Aua!“ schimpfte ich.
    „Haben Sie sich wehgetan?“ , kam es besorgt vom anderen Ende.
    „Also … ich … äh …“ Ich wusste beim besten Willen nicht, worüber ich mich mit einem wildfremden Mann unterhalten sollte, von dem ich nichts wusste, außer dass er eine schlanke Frau aus deren Einsamkeit befreien wollte. Ich stöhnte. Mutter rang die Hände.
    „Wie bitte?“
    Jetzt war’s mir zu blöd. Ich drückte Mama den Hörer in die Hand und überließ ihr das Feld. Sie hatte den Antwortbrief geschrieben, also konnte sie auch die Verhandlung führen. Ich hörte sie „Kind!“ rufen, als ich die Wohnungstür hinter mir zuzog.
    Als ich Stunden später zurückkehrte, spielte Mama die Eingeschnappte. Si e hielt diese für mich e r holsame, für sie jedoch sehr anstrengende Strategie nicht lange durch.
    „Morgen Abend, achtzehn Uhr. Vor der Ratsschänke. Er trägt ein rot kariertes Sakko, ein weißes Hemd mit Fliege, eine schwarze Hose und eine Baskenmütze“, platzte es aus ihr heraus.
    Jenen Abend verbrachten wir im Rausch: Mutter wiederholte ein dutzend Mal ihr anregendes G e spräch mit dem „Kandidaten“ Rainer, dem sie meine plötzliche Abwesenheit mit akuten Zahnschmerzen erklärt hatte. Ich hingegen gab mich dem Frust hin, der mich immer überkam, wenn meine Mutter zu Besuch bei mir weilte, und goss mir einen hinter die Binde.
    Der darauffolgende Abend mit Rainer hätte grauenhafter nicht sein können. Rainer war ein durc h schnittlich aussehender Dreißiger, der mich, noch während wir uns zur Begrüßung die Hände schüttelten, aufklärte, er habe heute in seinem Arbeitsvertrag nachgelesen, dass … Was genau in jenem Vertrag g e schrieben stand, erfuhr ich auf dem Weg zu den Sitzplätzen innerhalb der Kneipe, wohin ich ihn zerrte, damit wir uns bloß nicht länger auf der Straße aufhielten. Ich vermutete, dass meine Mutter irgendwo Posten b e zogen hatte, um das Geschehen zu beobachten.
    Rainer unterhielt sich blendend. Er lief zu voller Form auf, als ich ein paarmal „Mhhm“, „Aha“ und „So so“ gemurmelt hatte, während er mir den harten Arbeitsalltag im Systemanlagenbau (was immer das sein mochte) in seiner ganzen Pracht und Fülle schilderte. Ich kippte sieben Bier, rauchte ungefähr hundert

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