Maenner weinen nicht
wird dem Topmanager der Israeliten der Stress endgültig zu viel. Er richtet einen verzweifelten Hilfeappell an Gott. Lieber will er sterben, als mit diesen ganzen Anforderungen weiterzuleben. Mit seinem Hilferuf geht Mose einen ersten wichtigen Schritt. Er bittet um Unterstützung. Und Gott entlastet ihn, indem er ihm Menschen zur Seite stellt, die ihm einen Teil der Verantwortung abnehmen. Nun ist es an Mose zu lernen, mit anderen zusammenzuarbeiten und Dinge zu delegieren.
Depression ist keine Schande
Wie lange wird es dauern, bis unsere Gesellschaft seelische Erkrankungen bei Männern, die sich hinter dem gefälligeren Burnout verbergen und deren größter Anteil die Depressionen sind, nicht länger tabuisiert? Möglicherweise werden wir bei diesem Prozess von der weltweiten Entwicklung überrollt. Laut einer Prognose der WHO werden depressive Störungen bereits im Jahr 2020 an erster Stelle jener Krankheiten stehen, die für vorzeitige Sterblichkeit oder Behinderung verantwortlich sind. Noch tun sich die Männer hierzulande jedenfalls schwer damit, zu ihrer Erkrankung zu stehen. Kein Wunder, es wird auch viel von ihnen verlangt: ihre bisherige Rolle, ihr Leben zu hinterfragen. Schwächen und Fehler einzugestehen. Sich mit sich selbst zu beschäftigen und Gefühle zuzulassen.
In Amerika oder auch Australien geht man offener mit dem Thema um: Prominente wie der Nachrichtenmann Mike Wallace oder der verstorbene Hollywood-Schauspieler Rod Steiger sprechen und sprachen in der Presse und im Fernsehen über ihre Depressionen. Genau wie Jim Carrey, der Schauspieler und Comedian. Der Ex-Footballer Terry Bradshaw. Und der Musiker Billy Joel. Sie alle bekennen sich öffentlich zu ihren mitunter schon Jahrzehnte dauernden seelischen Tiefs und berichten über ihren mitunter jahrzehntelangen Kampf gegen die dunkle Seite ihrer Seele. In den Zeitschriften und im Fernsehen laufen Aufklärungskampagnen zur Männerdepression ( USA : Men Get Depression; Real Men. Real Depression. Australien: beyondblue.com). Mittlerweile hat das Gros der Forscher aus Psychiatrie und Psychologie erkannt, welche gesellschaftliche Bedeutung das Thema hat.
Aufklärungskampagne von beyondblue.org.au zur Männerdepression (Australien)
Wenn das Stresskarussell sich dreht
Männer, die immer alles perfekt machen wollen, die bis an die Grenzen der Erschöpfung gehen und sich selbst ausbeuten, sind eher gefährdet, depressiv zu werden, als diejenigen, die auch mal Nein sagen können. Gleiches gilt für Männer, die Rückschläge als persönliche Kränkung empfinden. Sie trifft die Depression häufiger als solche, die auf das innere Kontrollsystem hören, sich regelmäßige Auszeiten verordnen und wissen, dass sich das Rad auch ohne sie weiterdreht.
»Als Vorarbeiter befand ich mich in einer schwierigen Position. Ich wollte für meine Leute da sein, ihnen das Gefühl geben, dass sie ihre Sache gut machen. Also hörte ich ihnen zu, egal, ob es beruflichen Ärger gab oder ob sie zu Hause Stress mit der Frau hatten. Ich hielt sie bei Laune, achtete auf die Dienst- und Urlaubswünsche jedes Einzelnen. Gleichzeitig war ich derjenige, den die Chefs zu den Leuten schickten, um Lohnkürzungen, Kurzarbeit oder Kündigungen an- und auszusprechen. Ich war in einem ständigen Dilemma, wollte beiden Seiten gegenüber loyal sein. Nach und nach habe ich gemerkt, dass mir meine Mitarbeiter misstrauten. Das war ein Schock für mich. Ich habe angefangen, mich für meine Schwäche selbst zu verachten.« (Lutz P., 47 Jahre, Abteilungsleiter in einem mittelständischen Möbelunternehmen)
Ein weiterer Schutzmechanismus: ein gesundes Selbstbewusstsein. Solange »die anderen«, also Chef, Kollegen, Nachbarn oder Bekannte, für die persönliche Misere verantwortlich sind, ist der Übergang zu einer Depression seltener. »Beschuldigt man sich jedoch ständig selbst und fühlt sich immer wertloser, geht es auch mit der Stimmung abwärts. Das hält keine noch so starke Psyche auf Dauer aus«, sagt Wolfersdorf. Die Seele hat keine Chance mehr, sich zu regenerieren – und Mann wird krank. »Menschen, die depressiv sind, entwerten sich selbst und laden alle Schuld auf sich«, fasst Wolfersdorf die Misere zusammen.
Zu den typischen psychischen Risikoanzeichen für eine Depression gehören:
Selbstvorwürfe wegen Nichtkönnens (Insuffizienzgefühle)
Versagensängste und Minderwertigkeitsgefühle (Selbstwertstörung)
Nicht-geliebt-, Nicht-geschätzt-, Nicht-anerkannt-Werden (Verlust
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