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Maenner weinen nicht

Maenner weinen nicht

Titel: Maenner weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanz Loeffler
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helfen. Dennoch bleiben Depressionen bei Vätern nach wie vor zu häufig unerkannt und unbehandelt.
    Die väterliche Krise lässt sich nicht immer verhindern, aber man kann ihr vorbeugen:
Kümmern Sie sich um Unterstützung in den ersten Wochen nach der Geburt. Überlegen Sie vorher gut, ob Ihnen die Schwiegermutter oder Ihre Schwester im Haus lieber ist. Zusätzlichen Streit können Sie jetzt nicht gebrauchen.
Versuchen Sie, so viel wie möglich zu schlafen. Schlafmangel kann Traurigkeit, Überforderungsgefühle und Ängste verstärken. Sprechen Sie mit Ihrer Partnerin ab, wer sich wann ausruht. Mitunter lassen sich die ersten Wochen nur im Etappenschlaf überstehen.
Haben Sie schon einmal depressive Episoden erlebt? Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Behandlungsmöglichkeiten vor und nach der Geburt.
Falls es Unstimmigkeiten in Ihrer Beziehung gibt, sollten Sie unbedingt vor der Geburt zu gemeinsamen Beratungsgesprächen gehen.
Schließen Sie sich einer Väter-Gruppe an. Die anwesenden Väter werden Ihnen helfen, Ihre Sorgen und Ängste zu bewältigen, die mit der Vaterrolle auf Sie einstürmen. Vor allem merken Sie, dass Sie nicht der Einzige sind, bei dem die Vaterschaft zu vielen Fragen führt.
    Nicht jeder Rückzug nach der Geburt, nicht jedes Stimmungstief nach der Geburt eines Kindes ist gleichbedeutend mit einer Depression. Doch diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen, heißt, den Auswirkungen auf die Kinder vorzubeugen.
    »Plötzlich war ihm alles zu viel« II
    »Irgendwann war Schluss, ich hielt es einfach nicht mehr aus. Ich brach bei meiner Frauenärztin zusammen und erzählte ihr all das, was mich bedrückte. Sie war die Erste, die eine depressive Episode als mögliche Diagnose bei meinem Mann ins Spiel brachte. Ich wollte das erst nicht glauben. Doch dann recherchierte ich im Internet, fand in einschlägigen Foren ähnliche Geschichten von Frauen. Geschichten von aggressiven Männern oder solchen, die sich trennten, die ihr Kind nicht liebten und ihre Ehefrauen beschimpften. Endlich wusste ich, was mit meinem Mann los war! Ich weinte vor Erleichterung. Auch wenn meine Probleme nicht gelöst waren: Seine Beschwerden hatten einen Namen, und es gab sogar die Hoffnung auf Behandlung und damit Besserung!
    An der Uniklinik Jena traf ich mich dann ein paar Mal mit einem Psychologen, der sich mit der Wochenbettdepression bei Frauen auskennt. Er erklärte mir, dass mein Mann gerade einen sehr schmerzhaften, aber nicht ungewöhnlichen Prozess durchmachte. Dass er einem natürlichen Impuls folgte, wenn er weglief. Mir riet er, trotz aller Verletzungen für Ben da zu sein. Und innerlich so stark zu werden, dass ich gleichzeitig meine Tochter schützen kann. Die Vorstellung, dass sie durch die Erkrankung ihres Vaters leidet, gibt mir die Kraft dazu.
    Der Psychologe riet mir dazu, meinen Mann doch zu einer Familienberatung zu bewegen. Er bot sogar an, mit meinem Mann zu sprechen. Helfen könne er ihm aber erst, wenn Ben sich darüber im Klaren sei, dass er krank sei. Ein wichtiger Schritt dahin ist offenbar der Kontakt zu Vätern, denen es ähnlich ergangen ist. Dass Ben das Gesprächsangebot annimmt, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich weiß aber, dass das unsere einzige Chance als Familie ist. Ich wünsche mir so sehr, dass alles wieder gut wird. Hoffen und Wünschen ist ja erlaubt, oder?«
    Angst vor der Ankunft
    Claudia und Matthias wollten wenige Wochen vor der Geburt ihres ersten Kindes nur noch schnell Wickeltisch und Kinderbettchen kaufen. Doch für den Vater in spe wurde der kurze Besuch in der Kinderwohnwelt zum Albtraum: Matthias rang mühsam nach Luft, ihm wurde übel, dann knickten ihm die Beine weg. Der Notarzt fand keine organische Ursache, ihm blieb nichts anderes übrig, als den werdenden Vater zu beruhigen.
    Fast jeder vierte zukünftige Vater zeigt während der Schwangerschaft seiner Partnerin Anzeichen für das sogenannte Couvade-Syndrom – körperliche Unpässlichkeiten, die denen schwangerer Frauen ähneln: Übelkeit und Verstopfung, ein paar Pfunde mehr und Sodbrennen gesellen sich zu seelischen Kümmernissen. Die Anzeichen treten meist um den dritten Schwangerschaftsmonat der Partnerin erstmalig auf. Die einzige Heilung für das Couvade-Syndrom: die Geburt.
    Experten zufolge helfen diese äußerlichen Symptome dem »schwangeren Mann«, sich auf seine Vaterrolle vorzubereiten – und sich mit den daraus entstehenden Konflikten auseinanderzusetzen. Denn viele Männer

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