Maenner weinen nicht
hadern, sind oft nicht mit sich im Reinen«, sagt Metzger. Relativ häufig finde man auch einen Konflikt mit dem eigenen Vater. Weil der gar nicht oder nur selten anwesend war. Weil es ihm nicht gelungen ist, dem Sohn seine Liebe zu zeigen. Oder weil er dem Sohn das Gefühl gegeben hat, nie gut genug für die väterliche Zuneigung zu sein – weil er den falschen Beruf, die falschen Freunde, die falsche Frau gewählt hat. »Männer, die das Gefühl haben, den eigenen Vater ewig enttäuscht zu haben, müssen erst lernen zu glauben, dass sie es wert sind, selbst Vater zu sein.«
Was die Seele junger Väter schwächt
Verschiedene Faktoren können eine väterliche Depression begünstigen. Der amerikanische Psychologe Will Courtenay hat in Zusammenarbeit mit dem Center for Men, Young Men and Boys am McLean Hospital der Harvard Medical School Daten von mehr als 4000 Vätern zusammengetragen und die Risiken herausgestellt. Demnach tritt eine Depression im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt bei Männern dann häufiger auf, wenn die Schwangerschaft ungeplant war, das Baby gesundheitliche Probleme hat oder viel schreit. Auch Väter, die selbst keine gute Beziehung zu ihren Eltern hatten, erkranken häufiger. Sie hätten in der Folge selbst häufiger Schwierigkeiten, eine emotionale Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen, so Courtenay. Ein weiterer bedeutender Risikofaktor ist eine depressive Partnerin.
Schlafmangel und hormonelle Veränderungen tun ihr Übriges dazu. Ja, auch Männer stürzt die Geburt ins Hormonchaos – allerdings ohne die positiven Wirkungen wie bei der Frau. Bei den Männern sinkt das Testosteron, und das Östrogen steigt. Ein niedriger Testosteronspiegel wiederum führt vermehrt zu Depressionen.
»Ich bin Ende 20 und seit fünf Jahren mit meiner Frau verheiratet. Wir haben eine Tochter (3 Jahre) und einen Sohn (2 Monate). Als Luna geboren wurde, machte mich das zu dem glücklichsten Menschen auf Erden. Sie ist meine Prinzessin und der Grund, warum ich jeden Morgen aufstehe. Als meine Frau dann wieder schwanger war, habe ich mich auch gefreut. Aber gleichzeitig war ich auch sehr besorgt, und mir gingen tausend Sachen durch den Kopf. Ich zweifelte an meinem Job, machte mir Sorgen um unsere Finanzen und die Zukunft. Während der letzten Monate der Schwangerschaft fühlte ich mich sehr unwohl. Ich hoffte, mit der Geburt meines Sohnes würde sich das ändern. Und ja, er ist toll, genau die richtige Mischung aus meiner Frau und mir. Seitdem ist alles aber noch viel schlimmer. Ich kann mich nicht so richtig über ihn freuen, das ganze Getue von meiner Frau und der Verwandtschaft geht mir mächtig auf die Nerven. Dabei sehne ich mich so sehr nach diesem innigen Gefühl, das ich bei meiner Tochter hatte. Ich kann das Leben nicht mehr so leichtnehmen wie früher, fühle mich niedergeschlagen, schlafe schlecht, bin reizbar, kurz angebunden und ungeduldig mit meinen Kindern und meiner Frau. Wenn ich auf der Arbeit bin, möchte ich zu meiner Familie. Bin ich zu Hause, sehne ich mich nach meinem Büro. Und ständig habe ich das Gefühl, mich zu wenig um meinen Sohn zu kümmern. Ich glaube, ich werde niemandem mehr gerecht: meiner Frau nicht, den Kindern nicht und auch der Job geht mir nicht mehr leicht von der Hand.« (Sören S., 28 Jahre, kaufmännischer Angestellter)
Risikofaktoren für eine Depression bei jungen Vätern
Schlafmangel,
hormonelle Veränderungen,
eine zurückliegende Depression,
Probleme in der Partnerschaft,
Probleme in der Beziehung mit einem oder beiden Elternteilen,
großer Stress (Angst, Panik) in Erwartung der Vaterschaft,
eine nicht klassische Familiensituation, selbst empfundenes Abweichen von den Normen (unverheiratet, Stiefvaterschaft),
das Gefühl, von Mutter und Baby ausgeschlossen zu werden,
schlechte soziale Beziehungen,
mangelnde Unterstützung der Umwelt,
ökonomische Probleme.
Raus aus dem Teufelskreis
Stimmungstiefs bei Vätern sind ernst zu nehmen. Ohne Behandlung kann ihre Erkrankung ernsthafte Folgen für sie, ihre Kinder und ihre Familie haben. Bislang existieren in Deutschland keine speziellen Betreuungsangebote für depressive Väter. Doch zumindest in den Kliniken, die sich um Frauen mit einer Wochenbettdepression kümmern, kennen die Experten das Problem und beziehen daher die ganze Familie in die Therapieangebote ein. Zur Unterstützung ist die Einnahme von Medikamenten möglich; den meisten Männern können die Ärzte jedoch schon mit einer Gesprächstherapie
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