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Maenner weinen nicht

Maenner weinen nicht

Titel: Maenner weinen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanz Loeffler
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sich beide Erkrankungen regelrecht bedingen – und damit äußerst komplexe Wechselwirkungen auftreten: Einerseits werden Übergewichtige oft von ihrer Umwelt gehänselt und ausgegrenzt. Starkes Übergewicht kann also zu sozialer Isolation und dadurch zu Depressionen führen. Dicke Menschen haben zudem oft ein negatives Bild von sich und wenig Selbstbewusstsein, dafür aber starke Schuldgefühle – alles Risikofaktoren für eine Depression. Für viele Betroffenen bedeutet Dicksein auch dauerhaften Stress, der sie anfälliger für depressive Stimmungen macht. Und Übergewicht ist häufiger mit finanzieller Not und großer Bewegungsarmut verbunden – ebenfalls Risikofaktoren für eine Depression.
    Hubertus Himmerich und Mitarbeiter des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums ( IFB ) für Adipositas-Erkrankungen in Leipzig konnten nachweisen, dass ein erhöhter Spiegel an sogenannten Zytokinen – Eiweißmolekülen, die für die Immunabwehr zuständig sind – zu Depressionen führen kann. Eine antidepressive Therapie verringere hingegen die Produktion dieser Botenstoffe, sagen die Wissenschaftler. Genau diese Zytokine oder Entzündungsstoffe kamen in anderen Studien vermehrt bei stark übergewichtigen Menschen vor; sie werden von den Fettmassen ausgeschüttet. Die Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass die Entzündungsstoffe eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Depressionen bei stark übergewichtigen Personen spielen.
    Eine ganze Reihe von Langzeitstudien konnte bisher zeigen, dass Menschen mit Übergewicht nach einer gewissen Zeit häufiger depressiv sind als Normalgewichtige. In einer Studie litten diejenigen, die am Studienbeginn zwar dick, aber nicht depressiv waren, nach fünf Jahren doppelt so häufig unter Depressionen wie Normalgewichtige. Allerdings scheinen Männer weniger anfällig für die psychischen Folgen von Gewichtsproblemen zu sein: Vor allem die übergewichtigen Frauen sind gefährdet, im Lauf ihres Lebens eine Depression zu entwickeln.
    Sport und Bewegung können Depressionen vorbeugen – vor allem weil sie die Pfunde purzeln lassen. Abgesehen davon hat jede Sportart ihre Vorzüge: Beachvolleyball oder Fußball spielen stärkt das Wir-Gefühl, technische Sportarten wie Sportschießen oder Golfen fördern die Konzentration, und Laufen wirkt durch den rhythmischen Bewegungsablauf stark meditativ. Denn der Läufer konzentriert sich auf seine Atmung, auf die Schritte, auf den Weg. Er nimmt seine Umgebung bewusster wahr und erfreut sich dabei an den kleinen Dingen des Lebens: den morgendlichen Nebelschwaden, dem Glitzern der Sonne in einer Pfütze, dem Geruch von frisch gemähtem Gras. Der Alltagsstress verliert seine Bedeutung, Probleme können klarer gesehen, Prioritäten leichter gesetzt werden.
    Apropos Stress: Die sportliche Bewegung sollte keinesfalls in Strapazen ausarten. Spaß und Freude sind wichtiger als ein ambitioniert ausgearbeiteter Trainingsplan für den nächsten Marathon. Gerade Männer vergessen das gern und fallen in alte Muster zurück, indem sie schon wieder neue Ziele ins Auge fassen.
    Ungesunde Muster finden sich meist auch in anderen Lebensbereichen: das Auto mit einer Freisprechanlage ausgestattet, um in den Staupausen mit Kunden telefonieren zu können; ein Blackberry angeschafft, um die Wartezeiten am Flughafen oder in der Bahn zu überbrücken; die Akten aus dem Büro mit nach Hause genommen. Statt regelmäßiger Pausen optimieren wir ständig unseren Tagesablauf. Erholung passt nicht in unsere moderne Arbeitswelt.
    Doch stopp! Einfache Strategien können Sie vor dem Hamsterrad schützen: Binden Sie bei der Arbeit Ihre Kollegen stärker ein, wenn Ihnen die Arbeit über den Kopf wächst. Keulen Sie nicht zwölf Stunden am Tag durch, sondern gehen Sie zwischendurch für 20 Minuten an die Luft und laden Ihre Batterien auf. Einer Studie zufolge reicht schon eine Viertelstunde Pause, damit Sie für die nächsten Stunden fit sind. Halten Sie Arbeitszeiten ein und feiern Sie Überstunden ab. Machen Sie aber nicht den Fehler, den Laptop zu Hause gleich wieder aufzuklappen!
    Sie haben es in der Hand: Nehmen Sie sich eine Auszeit, schauen Sie nach neuen Zielen, lernen Sie, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, gestalten Sie Ihre Freizeit handy- und laptopfrei. Wann waren Sie das letzte Mal mit Ihren Kumpels beim Squash oder in der Sauna? Wissen Sie überhaupt, wie das neue Buch Ihres Lieblingsschriftstellers heißt? Finden Sie es heraus, jetzt ist Zeit

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