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Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Freunde aufzählen, ich habe ein anderes Leben, das ist es. Und keinen Platz für rituelle Mittagessen. Irgendwie schade. Etwas ewig Gleiches kann auch beruhigen. Ich sage es Droch. Der lacht.
    „Und das von Mira, die Routine und Alltag nicht aushält.“
    Ich fühle mich ertappt. „Ja, ist wirklich ein neuer Gedanke für mich.“
    „Hat vielleicht etwas damit zu tun, dass du fünfzig wirst.“
    „Jetzt fang nicht auch noch du damit an. Alle löchern mich, was ich zum Geburtstag machen will, und möchten wissen, ob es mir ohnehin nichts ausmacht, fünfzig zu werden. – Es macht mir gar nichts aus, nur damit du nicht auch noch fragst!“
    Droch lacht immer noch, er streckt die Hand nach mir aus, tätschelt meinen Unterarm.
    „Meine Mira bleibt immer jung“, sagt er mit selten weicher Stimme.
    „Es macht mir wirklich nichts aus!“, wiederhole ich und versuche die eigenartige Stimmung zu vertreiben. Beinahe hätte ich Tränen in den Augen gehabt. Aber sicher nicht wegen meines Geburtsdatums. Schon eher, weil ich einfach müde und aufgeregt und überfordert bin. Was, wenn sich Nicole nicht meldet?
    Droch hat ein feines Gespür für Stimmungen. Er spottet ausnahmsweise nicht, sondern tätschelt mich nur noch einmal kurz und sagt dann: „Und jetzt rausch ab, du hast was zu tun. Du machst das schon!“
    Ich mach das schon. Mache ich das schon? Ich habe es nicht in der Hand. Das ist es, was mich am meisten nervt. Und dass ich nicht weiß, wie wir mit dem Verschwinden der Studentin umgehen sollen. Ist ihr etwas zugestoßen? Können wir es verantworten, der Polizei nichts zu sagen? Auch ihren Eltern nichts zu sagen? Die Eltern, so viel weiß ich von Jana, sind inzwischen in ihrem Appartement in Kroatien. Die Töchter haben sie dazu überredet, in Wien war es nicht auszuhalten, immer noch Kamerateams und Fotografen, die vor dem Haus herumlungern. Wären Klaudia und Nicole bloß mitgefahren.
    Ich sehe die E-Mails durch, die in den letzten zehn Minuten hereingekommen sind. Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft lässt mitteilen, dass es „im Fall Moser noch weitere Erhebungen gibt“. Verklausuliert heißt das: Was die Zeitungen schreiben, ist Unsinn, das Verfahren gegen Thomas Pauer wird nicht eingestellt. Wobei uns Oskar gestern klargemacht hat, dass das mit einer versuchten Vergewaltigung eine schwierige Sache ist. Wenn es zu einer Anklage kommt, muss der Richter prüfen, ob es ein ernsthafter Versuch war. Wobei die früher unterschiedlichen Delikte der sexuellen Nötigung und der Vergewaltigung seit einiger Zeit zu einem zusammengefasst worden sind, weil es eben viele Arten sexueller Übergriffe gibt, die nicht so einfach voneinander abzugrenzen sind. Jedenfalls: je weniger handfeste Beweise, desto weniger Chance auf eine unbedingte Verurteilung. Jana hat ziemlich sauer reagiert, da wäre es also am besten, man ließe sich vergewaltigen und könne nachher Spermaspuren nachweisen, was? Oskar hat bloß den Kopf geschüttelt. Und Vesna hat ihrer Tochter zugezischt, dass sie manchmal „wirklich sehr blöd“ sei. Hoffentlich gibt es auch Sachbeweise und nicht bloß die einander widersprechenden Aussagen. Das mit dem Aufnahmegerät scheint ja nichts zu sein. Pauer hat es wohl rechtzeitig und unbemerkt ausgeschaltet. Ich würde trotzdem sehr gerne hören, was drauf ist. Aber das ist sicher nicht drin.
    Ich scrolle in meinem Posteingang nach unten.
    Eine E-Mail ohne Absender. Und ohne Betreff. Ich traue sie mich fast nicht zu öffnen.
    „Bringen Sie den Beitrag! Ich hab ihn gelesen. Bitte suchen Sie nicht nach mir, tut mir leid, wenn ich alle beunruhigt habe. Ich muss nachdenken. Ich bin im Ausland. Bitte das niemandem sagen. Herzliche Grüße, Nicole
.
    PS: Danke, Sie haben wirklich versucht, mich zu verstehen. Entschuldigung, alles ist sehr kompliziert.“
    Warum die Entschuldigung? Keine Ursache! Ich renne zu Droch, bringe ihm die gute Nachricht, gemeinsam gehen wir zum Chefredakteur. Zehn Minuten später ist die Titelseite in der Grafik, Klaus selbst wird sich weiter darum kümmern und mir Bescheid geben, falls das mit dem Handy-Foto und dem Titel nicht klappt.
    Jetzt brauche ich am späteren Nachmittag nur mehr Bilder, Stimmungsbericht und einige Sager von der Demo einzufügen. Ich habe irgendwie das Gefühl, ich bin es Maggy Körmer schuldig, auch ihre Position zu Wort kommen zu lassen. Ich widme ihr einen kleinen Artikel, der auf der Seite stehen wird, die für die Frauen-Demonstration reserviert ist. Und ich

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