Maennerfallen - Ein Mira-Valensky-Krimi
Straßenverkauf. – Und fair ist sie auch noch“, fügt er rasch hinzu.
„Hast du übrigens gelesen, dass seine erste Frau meint, Pauer sei sexuell nie besonders interessiert gewesen?“, will ich wissen.
„Ja. Komische Sache. – Wie schaut sie denn aus?“
„Spinnst du?“
„Sorry, drängt sich so auf.“
„Sie ist durchaus attraktiv, eben gleich alt wie er. Seine jetzige Frau ist mehr als zwanzig Jahre jünger.“
„Scheint gewisse Männer wieder munter zu machen.“
„Sie sagt, er war schon als Junger so.“
Eine Dreiviertelstunde später verstaue ich meine Einkäufe im Kofferraum. Niemand hat sich gemeldet, ich kann gut damit leben. So werden die anderen Medien einfach unsere Story nacherzählen. – Und wenn sie es nicht tun? Unwahrscheinlich. Es ist schon eine kleine Sensation, dass sich Nicole zu Wort gemeldet hat. Mobiltelefon. Ich seufze und gehe dran. Aber es ist mein Kollege vom „Blatt“, der sich darüber aufregt, dass ich seine verfälschte Geschichte der originalen E-Mail von Nicole gegenübergestellt habe. Quasi als Paradebeispiel für den Stil gewisser Medien. Überraschenderweise hat die Geschäftsführung nichts dagegen gehabt.
„Tja, dumm, wenn die Wahrheit ans Licht kommt.“ Ich kenne den Typ schon so lange, mich kann der nicht einschüchtern.
„Wir prüfen gerade eine Klage, nur dass du es weißt!“
„Damit weiß ich das jetzt. Vielen Dank auch!“
„Du kannst mich nicht so …“
„Ich kann dich. Und mach daraus ja nicht: Du kannst mich … das würde ich nie sagen! Ciao!“
Und Ende. – Und ein Kamerateam an der Straßenecke. Samt Chefredakteur. Ich hole Luft. Tut ohnehin irgendwie auch gut, so wichtig zu sein. Oder so wichtig genommen zu werden. Aber Zeit habe ich wenig.
Ich weiß nicht, ob die BBC-Leute nach einer Viertelstunde glücklicher sind, sie haben mir seriöse Fragen gestellt und ich habe geantwortet. Mein Englisch ist etwas eingerostet. Ich habe ziemlich viel Zeit in New York verbracht, aber das ist ewig her. Damals habe ich als Lifestyle-Reporterin fürs „Magazin“ begonnen. Quasi als Korrespondentin aus der Metropole des Lifestyle, musste ja keiner wissen, dass mich das gar nicht so besonders interessiert hat.
Ich werde nicht mehr ans Telefon gehen, beschließe ich, als ich heimkomme. Ich stelle es auf lautlos. Dann bemerke ich entzückt, dass Gismo wieder – vorsichtig, aber doch – mit allen vier Pfoten aufsteigt. Wer was von mir will, kann in der Redaktion anrufen. Und meine SMS und meine E-Mails werde ich zwischendurch schon kontrollieren.
Als Erstes muss jetzt aber das Lamm ins Rohr.
Ich habe bewusst eine Lammschulter ausgewählt und sie auslösen lassen. Sie soll lange und langsam im Rohr backen, da ist es gut, wenn das Fleisch auch Fett und Sehnen hat. Olivenöl in einen schweren Bräter, grobes Meersalz drauf, Schulter im Ganzen darin wälzen. – Nicole hat gemailt, dass sie im Ausland ist. Stimmt das? Hat sie niemand erkannt, als sie Österreich verlassen hat? Laut Klaudia hat sie kein Auto. Zuerst fällt Pauer über sie her und dann die Medien. Was ist schlimmer? Es gibt Dinge, die kann man nicht miteinander vergleichen.
Rund ums Fleisch lege ich große schwarze Oliven mit Kern, so trocknen sie beim Backen weniger ein. Jetzt nur mehr einige Rosmarinzweige, und dann den gut schließenden Deckel drauf und ab ins Rohr. Zuerst bei 250 Grad zum Anbraten, dann bei 90 Grad. Und das, bis gegessen wird. Ich sehe auf die Uhr. Es ist gleich eins. Noch Zeit genug. Für das Lamm, und für mich, um den Rest vorzubereiten.
Der Schweinsschopf ist ja fertig. Er hat zwei Tage im Kühlschrank gezogen. Ich brauche ihn nur mehr dünn aufzuschneiden und vor dem Anrichten mit frischem Basilikum-Koriander-Öl zu beträufeln.
Ich habe mir die Liste mit dem Menü an die Kühlschranktür gepinnt.
Paradeiser, Melone: Beides wird in dünne Scheiben geschnitten, auf große Teller gelegt, leicht gesalzen und mit echtem Balsamico veredelt. Balsamico traditionale, der über Jahre in verschiedenen Holzfässern gereift ist. Angenehmerweise gibt es einen Produzenten bei Klosterneuburg, der das mindestens so gut kann wie die in Modena. Aber er hat ja auch dort gelernt. Im Hauptberuf ist er übrigens Opernsänger. Und begonnen hat er als Polizist. Was es nicht alles so gibt.
In jede Zucchiniblüte kommen bloß etwas Käse und drei eingelegte Sardellen. Wichtig ist, dass bei denen die Qualität stimmt. Sie dürfen nicht zu salzig sein und sie sollten in gutem
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