Männerfrei: Roman (German Edition)
sie.
» Er hat dir verziehen, dass du dich letzte Woche im Ziani’s wie eine Oberzicke aufgeführt hast. Du solltest ihm auch verzeihen. Er war betrunken. Das lag nur am Wein.«
» Er ist ein Idiot.«
» Ist er nicht, er will nur wissen, ob er dir wichtig ist… Du bist der Idiot, Süße. Immer wenn jemand was macht, was dir nicht passt, gehst du in die Luft. So funktioniert das nicht im Leben. Du musst auch mal nachgeben…« Das ist vermutlich das Härteste, was ich je zu Bloomie gesagt habe, also versuche ich, es so nett wie möglich klingen zu lassen. Sie starrt ein paar Sekunden ins Leere. » Komm schon, Bloomie. Du weißt, dass er dich liebt. Sei ein Mann. Ruf ihn an.«
Sie sieht mich an. » Sei ein Mann?«
» Was auch immer.«
Sie greift an ihre Gesäßtasche, zieht ihr Handy heraus und wählt Eugenes Nummer. Ich stehe vom Tisch auf und gehe ins Haus zurück, damit sie ungestört telefonieren kann.
» Hi… ich bin es…«, ist alles, was ich sie noch sagen höre.
Mein Gott, keine von uns hat einen blassen Schimmer, was wir da machen. Ich bin mir sicher, dass es eigentlich nicht so schwer sein sollte.
In der Küche entdecke ich Kate, die über den Kaffeebereiter gebeugt ist und leise » achtundneunzig, neunundneunzig, hundert« murmelt. Bei » hundert« drückt sie den Pressstab herunter.
» Du Freak«, sage ich. Ich sehe mich rasch um und vergewissere mich, dass wir alleine sind und ich ihr von Bloomie erzählen kann. Aber wir sind nicht alleine. Im Wohnzimmer liegen ein paar Leute in Schlafsäcken. Also frage ich flüsternd » Perry?«, und sie nickt kurz. Wir klatschen uns ab und gießen uns Kaffee ein.
» Was gibt es sonst noch Neues?«, frage ich.
» Nun, Eddie und Laura haben geknutscht… Fraser hat mit Tory Schluss gemacht. Sie ist dann mit Conor ins Bett. Das sind wahrscheinlich die wichtigsten Neuigkeiten…«
Ich kann nicht anders, ich muss lachen.
» Zwei Männer in einer Nacht? Gott, sie ist wirklich eine Sch… Der arme Fraser.«
» Mitch und Tara natürlich. Und du und Jake.«
» Ja.« Ich seufze. » Ich und Jake.« Ich versuche ihr flüsternd in möglichst wenigen Worten zu schildern, was sich vergangene Nacht und heute Morgen abgespielt hat. Sie sagt zwischendurch an den richtigen Stellen » Nein!« und » Ernsthaft?«, und als ich ende, erscheint in ihrem Gesicht wieder diese Sorgenfalte.
» Besser, ich fordere das Glück nicht heraus. Sonst riskiere ich, alles zu verlieren, was ich mir erarbeitet habe«, meine ich zum Schluss. Ich fühle mich irgendwie im Recht, und es wundert mich, dass Kate und Bloomie sich von meiner Entscheidung nicht stärker beeindruckt zeigen. Ist es nicht toll, dass ich Verantwortung für mein Leben übernehme? Ist es nicht toll, wie sehr sich mein Leben ohne die Ablenkung durch nervenaufreibende Dates verbessert hat? Diese Frage will ich gerade Kate stellen, aber sie schüttelt nur seufzend den Kopf, als könnte sie meine Gedanken lesen.
» Du bist eine Idiotin. So funktioniert das nicht im Leben.«
Ist das nicht genau dasselbe, was ich eben zu Bloomie gesagt habe?
Meine Gedanken werden von einem leisen Schnurren unterbrochen.
» Was zum Henker ist das?«
Wir blicken uns in der Küche um, doch außer uns ist hier keiner. Ich sehe hinüber ins Wohnzimmer auf die zusammengerollten Gestalten in ihren Schlafsäcken, aber das Geräusch kommt nicht von dort. Plötzlich wird es lauter. Kate hebt die Hand, damit ich leise bin, und lauscht angestrengt.
» Warte… Das kommt von da unten…« Sie beugt sich unter den Tisch und beginnt zu kichern. » Ach du meine Güte.«
Unter dem Tisch liegt Sam, der selig schläft, vollständig bekleidet, den Kopf auf ein Brot gebettet und ein Geschirrtuch unter sein Kinn gestopft. Sein Anblick heitert mich aus irgendeinem Grund sofort auf, und ich krieche unter den Tisch und stupse ihn an.
» Aufwachen… aufwachen.«
» Mum, ich trage doch meine Zahnspange…«, murmelt er, bevor er ein völlig blutunterlaufenes Auge öffnet. » Oh, du bist es. Oh Gott, diese Schmerzen. Diese Schmääärzen…«
Ich lege mich auf den Boden neben ihn. » Ich auch.«
» Wo ist Ryan?«
Ich seufze. Jake Ryan. Der gottverdammte Jake Ryan. Alles, was ich jetzt sage, wird zu ihm durchdringen, das weiß ich, also beschließe ich, nicht zu viel zu sagen.
» Er ist gefahren.«
» Er ist was? Und wie zum Teufel soll ich jetzt nach Hause kommen?« Sam öffnet beide Augen und versucht aufzustehen, bevor er sie rasch wieder schließt und
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