Männerfrei: Roman (German Edition)
nächsten paar Monaten ziemlich unter Druck stehen werden. Coop will, dass jeder sich ins Zeug legt. Richtet euch also auf lange Abende im Büro und womöglich auch auf Wochenendschichten ein…«
Ich höre noch lauteres Murren. Scheiße. Das riecht nach Meuterei.
Andy meldet sich zu Wort. Doppelte Scheiße. » Wir können das nicht auch noch stemmen. Das ist unmöglich.«
» Tja, es muss sein«, sage ich zur Wand, da ich mich nicht traue, ihn direkt anzusehen.
» Ich schufte jetzt schon jeden Abend bis um acht«, redet er weiter. » Mein Team und ich leisten hier mehr Überstunden als alle anderen. Wir brauchen Verstärkung. Ich kenne ein paar freiberufliche Grafikdesigner. Ich werde sie anrufen.«
» Nein«, widerspreche ich ihm, den Blick auf sein Kinn geheftet. » Jeder von uns arbeitet hart, Andy. Wenn du und dein Team nicht den halben Tag auf YouTube herumsurfen würdet, müsstest ihr nicht so lange arbeiten.«
Ich sehe, dass die Kaufleute grinsen.
» Das gehört zur kreativen Recherche«, rechtfertigt er sich laut. » Wir brauchen schließlich Anregungen. Wir schaffen daraus etwas Neues, weißt du…«
Gott, du bist erbärmlich, denke ich.
Plötzlich fühle ich mich nicht mehr von ihm eingeschüchtert. In diesem Augenblick ist es mir egal, ob er– oder einer der anderen– mich leiden kann oder nicht. Ich trage die Verantwortung für dieses Projekt, und ich werde nicht zulassen, dass ein dummer großer Junge mir alles versaut.
Ich stelle mich gerade hin und sehe Andy direkt in die Augen. » Nun, in den nächsten Monaten werden Danny, Ben und du euch eure kreativen Anregungen außerhalb der Arbeitszeit holen. Das ist das wichtigste Großprojekt, das diese Agentur jemals hatte. Ich möchte nicht, dass wir wegen der Kreativabteilung diesen Auftrag verlieren, und ich bin mir sicher, du willst das auch nicht.«
Andy starrt mich sprachlos an. Ich halte seinem Blick stand. Er wendet die Augen als Erster ab. Wahnsinn! Sieg!
Danny hebt die Hand. Oh Mann, wo sind wir, in der Schule? » Ja, Danny?«
» In meiner letzten Agentur habe ich Johnson & Johnson betreut. Ich kenne die Branche. Ich möchte mich gerne in das Projekt einbringen.«
» Super.« Mann, welchen Teil von » Coop will, dass jeder sich ins Zeug legt« hast du nicht verstanden?, denke ich. Danny schenkt mir ein kurzes Lächeln, und mir wird bewusst, dass er das gesagt hat, um mir seine Unterstützung zu demonstrieren und Andy den Stinkefinger zu zeigen. Doppelboa.
Charlotte räuspert sich und hebt ihre manikürte Hand mit Nägeln, die in » Got a Date To-Knight!« von OPI lackiert sind. » Ich möchte auch mitmachen. Mein Team kann meine aktuellen Projekte übernehmen.« Charlottes » Team«, zwei Kundenbetreuer, frisch von der Uni, die sie schuften lässt wie Ochsen, wechselt einen ängstlichen Blick. » Ist das okay?«
Sogar Charlotte behandelt mich wie eine Projektleiterin? » Ich denke schon. Du musst aber Scott um Erlaubnis fragen.«
Charlotte nickt. Alle Blicke ruhen erwartungsvoll auf mir. Was soll ich jetzt noch sagen? Die Stunde ist beendet? » Okay, wir sehen uns dann alle nachher um drei im Konferenzraum.« Das Büro beginnt sich rasch zu leeren, aber das eifrige Getuschel lässt auf allgemeine Begeisterung für das Projekt schließen. Das ist wirklich eine verdammt große Nummer, wissen Sie. Und Coop hat mir die Verantwortung übertragen, sozusagen.
Als ich zu meinem Schreibtisch zurückgehe, schenkt Laura mir ein strahlendes Lächeln, und ich zwinkere zurück. Ich fühle mich richtig gut. Ich fühle mich sogar großartig. Ich setze mich, und mir wird bewusst, dass mein Herz vor lauter Aufregung rast. Ich kann nicht glauben, wie gut es gelaufen ist. Ich sehe hinüber zu Andy, der lautstark sein Team nach draußen zu einer Kaffeepause einlädt. Damit sie schön über mich herziehen können, vermute ich. Laura und ich sind natürlich nicht eingeladen.
Während der nächsten paar Stunden bin ich mit meinen aktuellen Projekten beschäftigt, und als Coop zurückkommt und fragend zu mir herübersieht, nicke ich lächelnd. Alles bestens, Alter. Allerbestens. Das Brainstorming um drei läuft auch gut. Abgesehen von Andy, der alle meine Vorschläge kritisiert, ohne eigene beizusteuern. Mein Gehirn ist hundertprozentig auf die Aufgabe vor mir konzentriert. Männer, Liebe, Dates– mit solchen Dingen verschwende ich nicht mehr meine Zeit und Energie.
Am Ende des Meetings stehe ich auf und sage: » Ich danke euch allen«, womit ich
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