Männerfrei: Roman (German Edition)
der wie Barbies Ken aussieht. » Scott hat einen Termin mit den Leuten von Shiny Straight. Egal, du informierst die anderen und beantwortest alle Fragen zu dem Projekt. Wir sehen uns später.«
Ich kehre an meinen Schreibtisch zurück und tauche hinter meinem Monitor ab, um kurz nachzudenken. Ich soll eine Betriebsversammlung einberufen, um den anderen mitzuteilen, dass sie sich vorerst von ihrem gesellschaftlichen Leben verabschieden können? Ich spüre, wie sich meine Kehle vor Panik zusammenschnürt. Warum? Warum verlangt Cooper das von mir? Ich kann das nicht. Wirklich nicht.
Ich schaue auf die Uhr. Es ist noch früh. Ich warte einfach, bis alle ihre Frühstückspause gemacht haben. Dann sind sie in besserer Stimmung. Ich schicke Amanda, unserer Office-Managerin, eine E-Mail wegen des Brainstormings und google » Blumenstrauß«. Lala. Aufschieben. Aufschieben aus Panik. Mir ist leicht übel. Vielleicht werde ich ja krank.
Um elf Uhr kann ich es nicht länger hinauszögern. Cooper könnte jeden Moment zurückkommen. Mit einem flauen Gefühl im Magen schicke ich eine E-Mail an alle mit der Aufforderung, sofort in die Kreativabteilung zu kommen.
Als die Kaufleute eintrudeln und sich nach Cooper umsehen, räuspere ich mich und stelle mich mitten in den Raum.
» Cooper musste weg, darum hat er mich gebeten…«, beginne ich. Keiner hört mir zu. Die Buchhaltung diskutiert über Charlottes neue Maniküre. Andy telefoniert mit seinem Handy. Seine Untergebenen sehen sich irgendetwas auf YouTube an und kichern laut. Amanda, die Office-Managerin, stochert zwischen ihren Zähnen und klaubt die Frühstücksreste heraus, während Laura ihre Haarspitzen untersucht und Spliss wegschnippelt. Wenn sie so weitermacht, hat sie bald eine Frisur wie ein Strohhaufen, doch jetzt ist nicht der passende Zeitpunkt, um ihr das zu sagen.
» Alle mal herhören!«, sage ich lauter. Laura hebt den Kopf, lässt rasch ihre Haare los und legt die Schere weg. Alle anderen lassen sich nicht stören.
Ich schnappe mir einen Teil von Lauras Frühstücksgeschirr auf ihrem Schreibtisch und klopfe mit einem Löffel gegen ein Glas. Die ersten paar Male treffe ich nicht richtig, aber dann klirrt es richtig laut. Alle unterbrechen augenblicklich ihr Tun und starren mich an. Ich spüre, dass mir das Blut ins Gesicht schießt. Bring es einfach hinter dich. Ich lehne mich lässig gegen Lauras Schreibtisch und täusche eine Ruhe vor, die ich gerade nicht besitze. Haltung ist Stärke, Schweigen ist Gelassenheit.
» Hallo zusammen… Äh, wie ihr wisst, war Coop letzte Woche in Deutschland… Die gute Neuigkeit lautet: Wir haben einen großen deutschen Hersteller am Haken, der mit seinen Hygieneartikeln auf dem britischen Markt Fuß fassen will.« Die Wörter purzeln hastig aus meinem Mund, und ich mache eine Pause, um kurz die Stimme zu räuspern und durchzuatmen. Alle sehen mich an und hören überraschenderweise sogar zu. » Wir möchten den Deutschen ein Komplettpaket anbieten, angefangen von der Einführungsstrategie über die Verpackung und den Produktnamen bis hin zur Online- und Offline-Vermarktung und… eben alles. Wenn wir den Auftrag bekommen, wird die Agentur doppelt so groß oder sogar dreimal so groß. Es handelt sich also um einen richtig großen Deal.«
Plötzlich habe ich die ungeteilte Aufmerksamkeit von allen. Während der nächsten Minuten beantworte ich Fragen zu dem Projekt. Erst Laura kommt auf die wesentliche Frage. Wahrscheinlich ist sie die klügste Person im Raum.
» Wann geht das Projekt los? Und was heißt das für uns?«
» Das Projekt beginnt ab sofort«, antworte ich und höre ein leises Murren unter den Anwesenden. Oh shit. Ich hasse es, anderen etwas zu sagen, das sie nicht hören wollen. » Um drei Uhr findet ein Brainstorming statt. Alle sind dazu eingeladen, für die Kreativabteilung ist Erscheinen Pflicht. Ähm… Es wird alle paar Wochen Meetings mit dem Kunden geben statt einen großen Termin. Coop kennt den, äh, Geschäftsführer der deutschen Firma, und er, äh, präsentiert uns als Agentur, die partnerschaftlich arbeitet, statt nur zu liefern…« Ich lasse den Blick schweifen. Ich habe die hundertprozentige Aufmerksamkeit. Boa.
Ich räuspere mich. » Die zweite gute Neuigkeit lautet, dass außer uns sich niemand für den Auftrag bewirbt– noch nicht. Die schlechte Neuigkeit lautet, wenn die Deutschen mit unseren Ideen nicht zufrieden sind, wird es nichts mit dem Auftrag. Das bedeutet, dass wir in den
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