Männerfrei: Roman (German Edition)
Schöne an meiner männerfreien Zeit«, erwidere ich frohlockend. » Ich bin wieder mein altes Ich! Nur noch besser!«
Wir werden von einem gut aussehenden Franzosen unterbrochen.
» Entschuldige, Bloomie«, sagt er, wobei er ihren Namen auf der zweiten Silbe betont. (Ich spare mir die Mühe, seine Sprechweise in Lautschrift darzustellen. Sie wissen sicher, wie ein französischer Akzent klingt.) » Würdest du mich deiner Freundin vorstellen?«
» Natürlich!«, antwortet Bloomie grinsend und macht uns miteinander bekannt. Es ist ein guter Freund von Eugene. Sein Name ist Benoit.
» Hübscher Pulli, Benoit«, bemerke ich. Er trägt einen roten Strickpullover um die Schultern, dessen Ärmel über der Brust zusammengeknotet sind, zu einem weißen Hemd und gebügelten Jeans. Ich glaube, das nennt man ein ironisches Popper-Outfit. Nur dass Benoit es wahrscheinlich nicht ironisch meint.
» Oh, donke. Isch mague doine Montelll«, erwidert er. (Okay, diesen Seitenhieb auf seinen Akzent konnte ich mir doch nicht verkneifen. Klingt sehr lustig.) Er trägt eine niedliche kleine randlose Brille. Wir unterhalten uns ein bisschen über Paris– wo Benoit herkommt, aber jetzt lebt er in London–, während Bloomie von Eugene weggezogen wird, der dabei so tut, als ginge es um Leben oder Tod (er will knutschen, soweit ich das beurteilen kann). Benoit und ich plaudern über unsere Arbeit, unsere Wohnungen, dann geht mir fast der Smalltalk aus, als er sagt:
» Eines meiner französischen Lieblingsrestaurants in London ist in Pimlico, direkt bei dir um die Ecke. Das La Poule au Pot. Ich würde dich gerne mal dorthin zum Essen einladen.«
» Oh! Oh, wow…« Das war eine Feststellung, keine Frage. Was soll ich sagen? (Sag einfach Nein.)
» Passt es dir am Mittwochabend? Ich kann dich zu Hause abholen.«
Gott sei Dank. Darauf weiß ich eine Antwort.
» Mittwochabend kann ich nicht… Benoit, das ist sehr nett von dir, aber…«
» Du hast einen festen Freund!«, ruft er aus. » Natürlich.«
» Nein, ich habe keinen festen Freund. Ich will im Moment keinen… Ich nehme keine Einladungen zu, äh, einem Abendessen an. Von niemandem.«
Benoit betrachtet mich ausdruckslos zwei oder drei Sekunden. » Okay.« Er zuckt mit den Achseln, dreht sich um und beginnt ein Gespräch mit der Frau hinter ihm.
Wow. Ich kann nicht anders als lachen. Diese Männerauszeit macht mich zur unbeliebtesten Person in ganz London. Und sie scheint auch den Scheißkerl in den Männern hervorzubringen.
» Wenn man sich alleine vor Lachen biegt, sieht das aus, als hätte man einen Knall«, sagt eine Stimme hinter mir. Ich drehe mich rasch um. Es ist Jake.
» Stalking ist eine bundesweit anerkannte Straftat, weißt du«, entgegne ich.
» Wir sind hier nicht in Amerika, Cocktailbiest. Bei uns gibt es keine bundesweiten Straftaten.«
Er beugt sich vor und küsst mich auf beide Wangen. Es ist das erste Mal, dass wir uns berühren. Warme Wangen, frisch rasiert, mit einem warmen Hauch von Zitrus. Mmm, tolle Lachfältchen. Aber was zum Henker macht er hier? Hat er nicht gesagt, dass er heute Abend Gäste hat? Ich werde nicht fragen. Kann es sein, dass es hier drinnen ziemlich heiß ist?
Ich ziehe meinen Mantel aus.
» Jake, Darling! Was für eine Überraschung! Ich dachte, du gibst eine Dinnerparty!«, ruft Bloomie dazwischen, die mich ablöst und Jake mit Küsschen begrüßt.
» Habe ich auch«, erwidert er und grinst. » Nach dem Essen hat Claudette beschlossen, dass wir schon genug Dreck in der Wohnung gemacht haben. Also sind wir für ein paar Absacker losgezogen. Ich wohne direkt um die Ecke.«
» Wie war das Baguette?«, frage ich.
» Absolut köstlich«, antwortet er. » Was wollt ihr trinken? Und darf ich euch die anderen vorstellen…«
Die anderen Überlebenden eines offenbar höllischen Abends stehen an der Theke und machen einen erleichterten Eindruck. Jake stellt uns zuerst die beiden Jungs vor, Barry und Sam, dann die beiden Frauen, Claire und Yvonne, und zum Schluss die mondäne, aber sehr genervte Claudette, die mit niemandem ein Wort zu wechseln scheint.
Wir stoßen mit unseren Gläsern an und beginnen uns zu unterhalten. Jakes Freunde sind witzig, Jake ist witzig, und ich glaube, ich kann einigermaßen mithalten (mit Bloomies Hilfe, die mir ständig den Anfang meiner besten Sprüche vorsagt. Nicht dass ich flirten würde, oh nein), und ich verdränge jeden Gedanken an das nervöse, sehnsüchtige Gefühl in meinem Bauch oder an den
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