Männerfrei: Roman (German Edition)
absichtlich sabotiert hat.
» Es tut mir schrecklich leid…«, sagt er, als Laura und Amanda, die Office-Managerin, herbeieilen.
» Schon gut. Shit happens«, erwidere ich, während ich rasch mit den Papiertüchern aufsauge, was geht. » Laura, ich möchte, dass du und Ben sofort diese drei Entwürfe neu ausdruckt. Weißt du, wo sie auf dem Server abgespeichert sind? Pass auf, dass du die richtige Version erwischst. Wenn du dir nicht sicher bist, frag Danny. Achtet darauf, das richtige Papier zu nehmen, und zum Schluss beklebt ihr die Tafeln. Ich glaube, wir haben fast keine Powerstrips mehr, darum möchte ich dich bitten, Ben, ins Lager zu gehen und welche zu besorgen. Charlotte, du informierst die anderen, dass sie in der nächsten Stunde nichts ausdrucken können. Und schick bitte eine E-Mail an alle, dass sie sich vom Printing Studio fernhalten sollen. Amanda, du holst Schwämme, Geschirrtücher und Reinigungsspray. Und in Zukunft wartet ihr bitte, bis der Kunde da ist, bevor ihr die Getränke auf den Tisch stellt. Der Kaffee wäre in einer Stunde ohnehin nur noch lauwarm gewesen, und so passieren solche Missgeschicke.«
Alle drei nicken wie Wackeldackel und stürzen förmlich aus dem Raum. Amanda, die Office-Managerin, ist im Nu wieder zurück, und obwohl ich ihr ansehe, dass sie wegen meiner Schelte leicht eingeschnappt ist, hilft sie mir rasch, die Kaffeeflecken zu entfernen. Ich bedanke mich bei ihr und bitte sie, frischen Kaffee für genau fünf vor elf aufzusetzen und die gute Cafetière zu benutzen statt die Thermoskanne. Dann eile ich zurück in die Kreativabteilung, wo ich Cooper und Andy über den Weg laufe.
» Da kommt genau die Richtige«, sagt Cooper. Ich sehe schnell von ihm zu Andy. Dieser meidet meinen Blick, und er hält ein paar kleine Schautafeln mit Schwarzweißentwürfen in den Händen.
» Andy hat ein paar Ideen für die Blumenstrauß-Kampagne«, erklärt Cooper. » Er möchte sie heute präsentieren, zusammen mit den anderen Entwürfen. Es ist deine Entscheidung.«
» Du hast an diesem Projekt gearbeitet… auf eigene Faust?«, stelle ich Andy zur Rede. Ich bin baff. Das ist absolut ungewöhnlich. Und es ist ein deutliches Bekunden von Misstrauen gegen mich als kreative Projektleiterin.
» Ich habe Coop gerade erzählt, dass ich in letzter Zeit an Schlafproblemen leide«, meint Andy und sieht mich mit milder Verachtung an. » Ich dachte, ich nutze meine Schlaflosigkeit sinnvoll. Diese Ideen sind in den letzten zwei Nächten entstanden. Und weißt du, ich dachte, jede Kleinigkeit hilft.«
Ich spüre, dass beide mich ansehen und meine Reaktion abwarten. Abgesehen von meiner Wut– wie kann Andy es wagen, sich in letzter Minuten so hineinzudrängen?– bin ich auch erstaunt, dass Cooper mir die Entscheidung überlässt, ob ich Andys Arbeit in mein Projekt aufnehme. Das ist bestimmt ein Test. Ich muss unvoreingenommen sein. Es wäre eine Katastrophe, wenn wir das Projekt verlieren und dann herausfinden, dass Andys Ideen uns hätten retten können.
» Lasst uns mal einen Blick darauf werfen«, sage ich. » Eine gute Idee ist eine gute Idee, egal woher sie stammt. Trotzdem schade, Andy, dass du dich nicht schon früher eingebracht hast. Es wäre super gewesen, wenn wir deine Unterstützung gehabt hätten…«
» Irgendwer musste sich ja um unsere anderen Kunden kümmern«, antwortet Andy über seine Schulter hinweg, nachdem er mich auf dem Weg in den Konferenzraum angerempelt hat. Das ist so unfair. Ich habe mich ebenso um unsere anderen Kunden gekümmert. Cooper hält mir die Tür auf und sieht mich fragend an, während er versucht, meine Gedanken zu lesen. Ich checke meine äußerliche Verfassung und gebe mir selbst ein » Bestanden«. Ich bin Profi. Cooper vertraut mir.
» Also, sehen wir uns die Sachen an!«, schlage ich in unbekümmertem Ton vor und betrete den Konferenzraum.
» Hier sind meine Vorschläge«, sagt Andy zu Cooper und breitet seine Tafeln auf dem Tisch aus. Ich betrachte sie kurz, aber in meinem Kopf dreht sich alles, und ich habe Mühe, mich zu konzentrieren. Plötzlich wird mir bewusst, dass unsere monatelange harte Arbeit von Andys Schnellentwurf in zwei Nächten ausgestochen werden könnte. Das wäre oberscheiße. Es ist möglich, dass Andys Ideen gut sind. Er hat viel mehr Erfahrung als ich. Verdammt.
» Ich habe gestern Abend Charlottes Markteinführungskonzept durchgelesen. Ich habe den Namen › Bliss ‹ von euch übernommen und ansonsten nur ein paar
Weitere Kostenlose Bücher