Männerfrei: Roman (German Edition)
zuerst nicht erwidere, bis mein Instinkt sich meldet und ich ungefähr dreißig Sekunden lang das Gefühl genieße, einen Mann zu küssen, nach drei langen Monaten ohne einen einzigen Kuss. Lukas küsst langsam und überlegt. Seine Lippen sind etwas kühler, als ich erwartet habe, und seine Zunge ist ein bisschen forscher, als es mir gefällt, aber nun ja, wenn man nicht gerade an einen Unbegabten gerät, macht Küssen eigentlich immer Spaß. Finden Sie nicht?
Plötzlich kommt mir Jake in den Sinn. Nicht meine Männerpause, obwohl ich gerade Regel Nr. 8 mit mutwilliger Hingabe breche, und auch nicht die Tatsache, dass Lukas der Geschäftsführer der Firma ist, die unserer Werbeagentur einen Großauftrag beschert. Nein, nur Jake. Ich weiche so rasch zurück, dass Lukas einen Moment lang mit geschlossenen Augen und gespitzten Lippen in der Luft hängt.
Ich suche verzweifelt nach einer Ausrede. Die Männerpause wird kein zweites Mal ziehen, fürchte ich. » Sie sind unser neuer Kunde. Das ist total unethisch.« Jackpot.
» Pff… Das hat nichts zu sagen«, erwidert Lukas. » Die meisten Paare lernen sich am Arbeitsplatz kennen.«
Ich schüttle den Kopf. » Nein. Nein, das ist keine gute Idee. Ich werde nun… nach Hause gehen.«
Als wir aufstehen, will Lukas meine Hand greifen, aber ich krame absichtlich in meiner gelben Glückshandtasche, um es zu verhindern. Was für eine Schnapsidee. Oh, verdammt, ich habe mit einem Kunden geknutscht. Dieser Gedanke beschäftigt mich so sehr, dass ich auf dem Weg nach draußen kaum etwas sage. Ich entdecke ein Taxi. Das gelbe Licht auf dem Dach, das anzeigt, dass das Taxi frei ist, ist manchmal ein höchst willkommener Anblick.
» Vielen Dank für den schönen Abend, Lukas«, sage ich.
» Ich hoffe , es ist alles okay?«, entgegnet er. » Ich fliege morgen nach Deutschland. Wir werden uns in den nächsten zwei Wochen nicht sehen… Ich hoffe, Sie sind nicht böse auf mich?«
» Ganz und gar nicht«, beruhige ich ihn. » Machen Sie sich deswegen keine Gedanken.«
» Würden Sie mir Ihre Nummer geben?«
Ich tue so, als hätte ich ihn nicht gehört, beuge mich vor und gebe ihm ein flüchtiges Küsschen auf die Wange. Während ich in das Taxi steige, sieht Lukas mich eindringlich an. Ich tue so, als ob ich es nicht bemerken würde, und ziehe die Wagentür zu. » Nach Pimlico, bitte.«
Hätte ich Lukas irgendwann in den letzten acht Jahren kennengelernt, hätte ich mir seine Einladung nicht entgehen lassen. Dann würde ich jetzt sicher leidenschaftlich mit ihm im Mahiki herumknutschen und auf Teufel komm raus mit ihm flirten, ohne einen Gedanken an die Folgen zu verschwenden. Die Männerpause hat mich wirklich verändert. Ich habe beschlossen, den Umstand zu ignorieren, dass ich beim Küssen an Jake gedacht habe und nicht an die Auszeit. Wichtig ist nur, dass ich rechtzeitig die Bremse gezogen habe.
Einen Moment lang bin ich richtig stolz auf mich, bis mir einfällt, dass ich Rick morgen Abend treffe. Oh, doppelt verdammt, ausgerechnet Rick.
Fünfundzwanzig Minuten später bin ich geduscht und liege im Pyjama im Bett. Das Zimmer schwankt leicht.
Wie konnte ich nur einen weiteren Ball für meine endlose Gedankenjongliererei dazunehmen?, frage ich mich, als mein Kopf in das Kissen sinkt. Lukas-Rick-Jake. Jake-Rick-Lukas.
Plötzlich wird mir bewusst, dass ich die Verabredung mit Rick morgen Abend canceln kann. Und ich werde Oberwasser haben, weil er das Treffen will und ich ihm einen Korb gebe. Ja. Ich werde absagen. Kein Lukas. Kein Rick. Ganz einfach.
Kapitel 17
Man weiß, dass man wahrscheinlich etwas Schlimmes getan hat, obwohl man sich nichts anmerken lässt, wenn man es vor seinen besten Freundinnen geheim hält. So wie ich mein Date mit Rick.
Den kurzen Drink, meine ich. Es spielt keine Rolle, überlege ich, schließlich werde ich ohnehin absagen. Genau. Absagen. Ich schicke ihm also eine E-Mail am Freitagmorgen:
Rick, tut mir leid, aber ich kann heute Abend nicht. Ich erkläre es dir später.
Kurz, distanziert, vage, höflich. Perfekt.
Ich erhalte zwanzig Minuten später eine Abwesenheitsnotiz. Rick ist heute nicht in der Kanzlei und kann seine E-Mails nicht lesen. Er ist der einzige Anwalt, den ich kenne, der kein BlackBerry mit sich herumträgt.
Also schicke ich ihm eine SMS:
Kann heute Abend nicht. Mir ist was dazwischengekommen. Sorry.
Keine Antwort. Gut, das wäre erledigt. Ich gratuliere mir selbst und werfe einen raschen Blick durch das Büro. Heute
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