Männerfrei: Roman (German Edition)
Morgen ist es ruhig, weil die ganze Arbeit aufgeholt werden muss, die während des Projekts liegen geblieben ist, aber trotzdem herrscht eine fröhliche, fast euphorische Geschäftigkeit. Cooper ist heute nicht da und hat mich um neun per SMS angewiesen, dass ich wieder die Belegschaft zusammentrommeln und die gute Neuigkeit verkünden soll. Mein Gott, hat sich das gut angefühlt. Ich habe jeden Beteiligten einzeln hervorgehoben und mich für die Unterstützung bedankt. Sie alle haben so hart gearbeitet, das verdient Lob und Anerkennung. (Andy hat die ganze Zeit herumgesimst oder zumindest so getan.)
Ich habe übrigens nichts von Lukas gehört. Gleich nach dem Aufwachen heute Morgen fiel mir der Kuss ein, und mir drehte sich sofort der Magen um, was, ich schwöre, mehr auf mein Schamgefühl zurückzuführen war als auf die Matsuhisa Martinis. Abgesehen davon habe ich kaum an Lukas gedacht. Ich bin recht gut daran, Dinge zu ignorieren, über die ich nicht nachdenken möchte, was Sie sicher nicht wundert. Jetzt ist er ohnehin erst einmal zwei Wochen weg.
Im Moment schreibe ich eine E-Card im Pseudo-Siebziger-Stil für eine Firma, die Boiler herstellt, traditionell ein Produkt, das nur gekauft wird, wenn der alte seinen Geist aufgibt, also ein » Notkauf«. Die Idee ist, eine witzige Grußbotschaft zu finden, die möglichst oft weitergeleitet wird, damit unser Auftraggeber mehr potenzielle Kunden erreicht. Das Siebziger-Layout soll den Leuten bewusst machen, dass ihr Boiler veraltet ist. Angeblich.
Wir haben ein paar lustige Bilder von Burt-Reynolds-Doppelgängern in camelfarbenen Polyesteranzügen mit Schlaghose zusammengestellt, die allerliebst vor der Kamera posieren, also brauche ich mir nur noch den Text auszudenken und Platz einzufügen, damit die Leute den Namen der Person eintragen können, an den sie den Gruß verschicken.
(Name), du erinnerst mich an einen Langflorteppich. Weich, warm und an den richtigen Stellen behaart.
(Name), darf ich Sie auf einen Drink einladen? Sie brauchen sich nur in meinen Wagen zu setzen. Ich komme dann raus, wenn der Pub schließt.
Hm, noch nicht wirklich der Brüller. Ich bin mir einfach nicht sicher, wie gut diese Werbestrategie funktioniert. Sie stammt nicht von mir. Andy und Danny haben sie sich ausgedacht, während ich mit dem Blumenstrauß-Projekt beschäftigt war. Es ist das erste Mal, dass ich den Entwurf sehe.
Cooper und Andy sind den ganzen Nachmittag außer Haus, also schreibe ich beiden eine E-Mail und teile ihnen meine Bedenken mit. Ich wähle meine Worte sehr sorgfältig, ich möchte nämlich nicht unhöflich klingen, sondern klar und sachlich. Wow, es macht richtig Spaß, sich stärker in solche Sachen einzubringen. Noch vor wenigen Monaten hätte ich den Mund gehalten und einfach einen Text dazugeschrieben.
Plötzlich piept mein Handy. Eine Antwort von Rick.
Sei nicht albern, verschieb die andere Sache. Ist doch bloß für eine halbe Stunde.
Wie ätzend. Es ist ein Unterschied, ob man charmant herumkommandiert wird, was ich mag, oder ob man gesagt bekommt, was zum Teufel man zu tun hat, was ich hasse.
Ich kann nicht. Sorry.
Rick gibt nicht auf.
Bitte. Ich muss dringend mit dir reden.
Leider weckt er meine Neugier, und er hat tatsächlich » Bitte« geschrieben… Vielleicht liebt er mich ja doch noch. Das wäre interessant. Nicht dass ich ihn auch noch lieben würde. Kein Stück. Ich bin nicht im Geringsten interessiert.
Trotzdem wäre es schön, wenn ich ihm mal eine Abfuhr erteilen könnte. Vielleicht ist er ja im Grunde gar kein schlechter Mensch. Nein, ist er nicht, ich meine, doch, ist er wohl, er ist ein Scheißkerl, und er hat mich nie nett behandelt, selbst nicht vor Pink-Ladygate. Oh Gott, mein Verstand bringt mich um.
Wissen Sie was, ich gehe einfach hin und verabschiede mich nach einem halben Glas. Das ist absolut in Ordnung. Das zählt fast gar nicht.
Eine E-Mail in meinem Posteingang von einem unbekannten Absender reißt mich aus meinen privaten Überlegungen. Von Eugene Durand, an Kate und mich. Wer zum– oh. Der Monk.
Hallo, ihr … Sorry, wenn ich störe … Wollte nur fragen, ob ihr wisst, ob mit Bloomie alles okay ist … Ich habe seit Mittwochabend nichts mehr von ihr gehört … Danke … Eugene.
Ich überlege kurz. Das war der Abend in Sophie’s Steakhouse. Ich habe seitdem auch nichts mehr von ihr gehört. Ich hole mein Handy hervor und wähle Bloomies Geschäftsnummer, dann probiere ich es auf ihrem Handy. Beide Male ohne
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