Männerfrei: Roman (German Edition)
von Stefan ernte, und tue daraufhin rasch so, als würde ich meine Frisur in Ordnung bringen.
Nach vielen » Nein, ihr zuerst«-Protesten steigen Felix und Stefan in das erste Taxi, während Marlena sich zu Lukas, Cooper und mir umdreht.
» Auf ins MAHIKI!«, ruft sie und macht eine » Abrocken!«-Geste mit beiden Fäusten. Wow, sie ist total dicht.
» Ich komme mit«, erklärt Lukas.
» Ich auch«, meine ich, fast ohne nachzudenken.
» Nein, wir fahren jetzt nach Hause«, sagt Cooper bestimmt, legt den Arm um Marlenas Taille und führt sie zum nächsten Taxi.
Lukas dreht sich zu mir.
» Sieht so aus, als wären nur noch wir beide übrig«, bemerkt er.
» Ja, sieht so aus.« Ich nicke. Ups. Shit. Ich bin dabei, gegen Regel Nr. 6 zu verstoßen: Keine verkappten Dates. Und ich bin zu betrunken, um mir etwas zu überlegen, wie ich aus der Nummer wieder herauskomme. Ach, Scheiß drauf. Als wir uns zu Fuß in Richtung Mahiki aufmachen, wechselt Lukas automatisch die Seite und geht außen auf dem Bürgersteig. Sehr gute Manieren.
» Waren Sie schon einmal im Mahiki?«, fragt er.
Ich schüttle den Kopf. » Das ist nicht ganz meine Abteilung. Ich gehe lieber irgendwohin, wo man sich bei ein paar Gläschen gemütlich unterhalten kann. Ich stehe nicht so auf Tanzen.«
» Im Mahiki kann man sich bei ein paar Gläschen gemütlich unterhalten«, erwidert er, und zehn Minuten später sind wir angekommen, und ich sitze in einem hohen Korbsessel mit einem riesigen Cocktail in der Hand.
» Was trinke ich da?«, rufe ich über die Musik hinweg.
» Einen Honolulu Honey«, ruft Lukas zurück. Mit seinem Akzent klingt das so lustig, dass ich lachen muss. Er beugt sich zu mir vor und rückt seinen Sessel näher heran, damit wir uns unterhalten können.
» Werden Sie mit mir essen gehen, wenn ich hier wohne?«, will er von mir wissen. » Das soll kein Trick sein, sondern eine Einladung.«
» Ähm…«, sage ich. Oh Gott. Ich sehe Lukas direkt in seine superblauen Augen und beschließe, ihm einfach die Wahrheit zu sagen. Schließlich ist das nach Regel Nr. 5 erlaubt. » Wissen Sie, ich habe gerade Männerpause«, entgegne ich ausweichend, woraufhin er nickt und sich näher heranbeugt.
» Okay. Erzählen Sie mir mehr darüber.«
Während sein Ohr so dicht vor meinem Gesicht ist, dass ich sein Aftershave riechen kann, erkläre ich ihm das Konzept meiner männerfreien Zeit. Er hört aufmerksam zu und nickt ernst. Nach ungefähr einer Minute gerate ich ins Stammeln: » Ich bin nicht… zynisch oder, ähm, gestört, ich will bloß eine Weile lang keine Romanze in meinem Leben, ähm…«
» Und wann ist es vorüber?«, erkundigt sich Lukas und lehnt sich zurück. » Wann ist Ihre Männerpause zu Ende?«
» Keine Ahnung«, antworte ich. » Vielleicht nie. So easy, wie es zurzeit läuft.«
» Ich denke«, beginnt er und beugt sich wieder vor, » dass sie zu Ende sein sollte, wenn Sie jemanden kennenlernen, mit dem Sie gut reden können. Jemanden, der interessant ist. Jemanden, der kein… mieser Bastard ist.«
Ich muss lachen. » Schon möglich.«
» Jemanden wie mich. Ich bin ein netter Kerl. Und ich finde Sie unglaublich.«
Wie bitte?
» Wie bitte?«, sage ich.
Lukas beugt sich sehr dicht an mich heran, so nah, dass ich seinen warmen Atem an meinem Ohr spüre. » Ich finde Sie bezaubernd. Selbstbewusst… stark… aufgeschlossen… Ich möchte gerne mehr Zeit mit Ihnen verbringen.«
Möchte er das? Bin ich das? Er kennt mich doch gar nicht. Ich bin nur in bestimmten Lebenssituationen selbstbewusst, und ich bin sicher nicht stark, ich komme ja morgens meistens nicht einmal aus dem Bett. Moment, das stimmt nicht mehr ganz.
» Sie bringen mich zum Lachen, ich finde Sie süß, wir verstehen uns gut… Keine große Sache. Ihre männerfreie Zeit kann zu Ende gehen…«
Es klingt sehr, sehr aufrichtig, wie er es ausdrückt. Man kann sich gut mit ihm unterhalten. Und wir verstehen uns tatsächlich gut. Er ist wahrscheinlich kein Scheißkerl, eher seine Freundin, so wie es sich anhörte. Und er will mit mir ausgehen, warum also nicht Ja sagen?
Weil es das alte Muster ist: Ich finde Männer reizvoll, weil sie mich reizvoll finden. Außerdem kann ich die Männerpause nicht beenden. Nicht wenn ich mein Leben so gut unter Kontrolle habe, zum ersten Mal überhaupt.
Ich überlege weiter und spüre, wie die Versuchung nachlässt, als Lukas plötzlich seinen Kopf vorschiebt und mich küsst. Ich bin so überrumpelt, dass ich den Kuss
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