Männerfrei: Roman (German Edition)
erklären, warum er vor meinen Augen eine Pink Lady flachgelegt hat? Will er mich zurückhaben? Zu spät. Ich liebe ihn nicht mehr. Falls ich das jemals getan habe und man das überhaupt Liebe nennen kann, was immer das war. Würg.
Warum betreibe ich diese Nabelschau, wenn ich doch mein Leben in meiner männerfreien Zeit genießen sollte?
Ich hole mein Handy hervor und überlege, ob ich Bloomie und Kate anrufen soll. Scheiße, ich kann nicht. Die wissen doch nicht, dass ich mit Rick verabredet bin. Ich komme mir hinterhältig vor, weil ich es ihnen verschwiegen habe. Aber was erwartet man von mir? Dass ich jeden meiner Gedanken und Pläne, jede Sekunde meiner Zeit meinen Freundinnen schildere?
Ich sehe auf meine Uhr. 18 . 45 Uhr. Argh. Das dauert eine Ewigkeit. Ich nehme wieder mein Handy und rufe meine Mutter an. Sie wird zu Hause sein und gerade überlegen, was sie zum Abendessen kochen soll oder ob Dad und sie einfach essen gehen.
» Hallo?«, meldet sie sich ungefähr nach dem zehnten Klingeln, als ich gerade auflegen wollte.
» Mammutsch!«, begrüße ich sie mit meinem Kosenamen für sie. Wenn ich zu Hause übernachte, rufe ich ihn immer so lange, bis sie kommt und mir einen Gutenachtkuss gibt. Ich weiß, das ist unreif. Ich frage mich, wenn ich damit aufhöre, würde ich dann darüber nachdenken, erwachsen zu werden und zu heiraten?
» Oh, mein kleiner Schatz, hallo!«
» Ça va, Maman? Was machst du gerade?«
» Ich überlege, ob ich was kochen soll oder ob dein Vater und ich auswärts essen.«
» Geht essen. Das Leben ist zu kurz, um in der Küche zu stehen, Schwester«, sage ich und nehme einen Schluck Wodka. Einmal in den Semesterferien haben meine Mutter und ich uns gegenseitig aus ihren alten feministischen Büchern vorgelesen. Die sind verdammt lustig. (Aber wichtig. Wichtig und lustig.) » Wie war dein Bridge-Nachmittag?«
» Ah… gut«, meint sie. Ich höre, dass sie sich auf die Couch setzt, den Hörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt. » Ich habe mich in der ersten Stunde sehr gut geschlagen, und dann habe ich mit Frances zusammen gespielt, weißt du, die aus meinem Yogakurs, und normalerweise sind wir ein gutes Team, aber die anderen beiden haben das Spiel furchtbar ernst genommen, und dann hat Frances vergessen, was Trumpf war, und mir ist es auch nicht mehr eingefallen, und dann mussten wir so sehr lachen, dass Frances fast vom Stuhl gefallen wäre. Das kam nicht gut an… Die sind dort ziemlich verkrampft.«
Ich muss bei der Vorstellung, dass meine Mutter und Frances einen hysterischen Lachanfall im Bridge-Club hatten, grinsen. Neuerdings ist Alkohol dort tabu– ich denke, das könnte mit meiner Mutter und Frances zu tun haben.
» Und, was gibt es bei dir Neues, Liebling?«, fragt sie mich.
» Oh… Mammutsch«, seufze ich, lehne den Kopf gegen das Küchenfenster und schaue auf den Innenhof. » Nun, in der Arbeit läuft es super. Richtig super. Und… äh, ich treffe mich nachher kurz auf einen Drink mit Rick.«
» Rick? Der Kerl, der dich betrogen hat?«
Mist, ich hatte vergessen, dass ich ihr das erzählt habe. » Äh… Ja.«
» Oh, Liebling, warum? Warum in aller Welt… machst du das?« Meine Mutter fügt in ihre Sätze gerne Pausen zur dramatischen Betonung ein.
» Äh…, weil er mich eingeladen hat?«
» Er hat dich nicht verdient! Er ist nicht… gut genug… für dich.«
» Tja , ich habe aber schon zugesagt…«
» Dann sag ab! Zeig ihm die Zähne, Süße! Zeig… ihm… die Zähne.« Seufz. Sie hat früher zu viele Talkshows gesehen und benutzt heute noch mit Begeisterung und Hingabe die Sätze, die sie damals aufgeschnappt hat.
» Aber… sollte ich mir nicht zuerst anhören, was er will?«
» Nein. Vergiss… es.«
» Aber… es wäre unhöflich, so kurz vorher abzusagen.«
» Für jemanden, der so schlau ist wie du, mein Schatz, verhältst du dich ziemlich dumm… Ich meine das mit deiner Männerpause, und davor war es dein Anti-Scheißkerle-Eid, und jetzt willst du dich ausgerechnet mit Rick treffen, der dir von dem ganzen Haufen am übelsten mitgespielt hat…«
Gott, wenn sie es so ausdrückt, hört sich das wirklich an, als hätte ich einen Dachschaden. Ich mache ein klägliches » Miau« in den Hörer, um sie zum Lachen zu bringen.
» Was willst du? Willst du, dass er sich um hundertachtzig Grad ändert und sich entschuldigt und dir sagt, dass er dich liebt?«
Ja. » Nein.«
» Warum hast du dann zugesagt?«
» Er war ziemlich…
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