Männerfrei: Roman (German Edition)
schwarzsehen, Liebling. Ändere deine Einstellung!« Das ist auch so ein Lieblingsspruch von meiner Mutter, obwohl ich beim besten Willen nicht weiß, woher er stammt. Oder was er bedeutet. » Sei einfach… du selbst! Und sei positiv! Alles geschieht aus einem bestimmten Grund!«
» Danke, Maman«, sage ich seufzend. » Okay. Ich denk darüber nach.«
» Oh, dein Vater kommt gerade. Ich hab dich lieb. Kommst du zurecht?«
» Natürlich. Ich melde mich morgen wieder. Ich hab dich auch lieb. Danke, Mum. Kann ich noch kurz mit Daddy reden?«
Es gibt eine längere Pause, während ich im Hintergrund Stimmen höre, und als ich bereits denke, sie haben mich vergessen, nimmt Dad den Hörer ans Ohr.
» Gut, dann gehen wir essen. Schätzchen?«
» Hallo, Daddy!«
» Hallo, mein Schatz. Du klingst recht munter. Wie geht es dir?«
» Gut.« Ich erzähle ihm von dem Essen gestern Abend im Nobu. Mein Vater ist ein kleiner Feinschmecker.
» Klingt sehr lecker«, meint er. » Gut, erzähl mir das Neueste von deiner Spieltaktik.«
» Äh, ich denke, die erste Halbzeit ist um, Daddy. Ich bin mir nicht sicher, ob meine Taktik aufgeht, aber bis jetzt läuft es ziemlich gut, da der Gegner nicht viel Widerstand leistet.«
» Schön, schön«, sagt er. Ich weiß, dass er grinst. » Nun, wahrscheinlich hat der Gegner deine Stärken und Schwächen ausgelotet. Du musst also auf der Hut sein. Vergiss nicht, es gibt eine zweite Halbzeit.«
» Okay, Papa«, antworte ich und nehme wieder einen Schluck Wodka. » Ich werde dich über die Ergebnisse auf dem Laufenden halten.«
» Nutze die Auszeit als Chance… Und überlege dir, was du dir als Nächstes zum Ziel setzen willst. Vergiss nicht, die Messlatte für zukünftige Leistungen sind ehemalige Leistungen.«
» Okay.« Ich fühle mich von den elterlichen Ratschlägen und feministischen Leitsätzen und Sportmetaphern etwas überwältigt.
» Gut, Zeit für einen Whisky. Meldest du dich mal am Sonntag? Ich hab dich lieb, mein Schatz.«
» Ich dich auch, Daddy.«
» Ruf… an… und… sag ihm ab!«, höre ich meine Mutter aus der anderen Ecke des Zimmers rufen, bevor Dad auflegt.
Ich gieße mir wieder drei Fingerbreit Wodka ein und zünde mir eine Zigarette an.
Ich weiß, meine Eltern haben recht. Einen Moment lang habe ich Mitleid mit mir selbst, im nächsten ärgere ich mich über mein erbärmliches Selbstmitleid, dann amüsiere ich mich darüber, dass ich wieder in diesem Teufelskreis stecke und mir dabei vorkomme wie die verdammte Bridget Jones (auch wenn ich sie natürlich liebe), bevor ich wieder in Selbstmitleid verfalle. Wodka geht runter wie Öl.
Ich leere mein Glas, fülle es nach, rauche zwei Zigaretten und motiviere mich selbst mit Argumenten wie » Das verstößt nicht gegen die Regeln«, » Ich will ihn nicht zurück, also ist es auch kein Date«, » Ich habe alles unter Kontrolle«, » Sei positiv«, » Alles passiert aus einem bestimmten Grund« oder » Vielleicht entschuldigt er sich ja, und ich kann danach mit diesem schrecklichen, grauenvollen Abend auf der Pink-Lady-Party besser umgehen.« Es sind keine besonders einfallsreichen Argumente, aber sie funktionieren. Irgendwie.
Dann ist es zwanzig vor acht und Zeit, sich auf den Weg ins Botanist zu machen.
Kapitel 18
Als ich das Botanist betrete, kann ich Rick nirgendwo entdecken. Er ist zu spät. Super. Der Laden ist gerammelt voll wie immer, aber irgendwann gelingt es mir, mich an die Theke durchzuquetschen und zwei Gin Tonics zu bestellen. Es wäre nämlich Zeitverschwendung, Rick vorzuschicken, wenn er kommt, denn er muss sich ja hinten anstellen. Dann gehe ich nach draußen, um eine zu rauchen.
Nach einer Zigarette und dem ersten Gin Tonic ist Rick noch immer nicht da. Ich sehe auf mein Handy. Es ist Viertel nach acht. Eigentlich mag ich Gin Tonic gar nicht besonders, denke ich. Warum habe ich mir dann einen bestellt? Weil Rick immer Gin Tonic trinkt, lautet die prompte Antwort. Du dummes Weib.
Ich nippe an dem zweiten Gin Tonic, der für Rick bestimmt war, und zünde mir die nächste an. Ich beobachte gerne die schicken Leute im Botanist. Ich frage mich, wo sie verkehrten, als der Laden noch ein schäbiger, alter Pub war. Vor ein paar Jahren wurde er von Grund auf renoviert und ist heute ein beliebtes Bar-Restaurant. Und es ist das einzige Lokal am Sloane Square, das einen Besuch lohnt. Das Oriel ist sehr französisch, und die Chelsea Brasserie hat eine vorzügliche Küche, aber den Makel, dass es ein
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